Neues aus der Krebsforschung: Aspirin soll laut Forschern Metastasen verhindern können

Aspirin kennt man eigentlich als Kopfschmerz-Tablette und Blutverdünner. Doch mittlerweile kommt der Wirkstoff Acetylsalicylsäure auch in der Krebstherapie zum Einsatz. Wie das genau funktioniert, zeigen Forscher in einer vielversprechenden Studie.

Von news.de-Redakteur - Uhr

Forscher wissen nun, wieso Aspirin gegen die Metastase helfen kann. (Foto) Suche
Forscher wissen nun, wieso Aspirin gegen die Metastase helfen kann. Bild: picture alliance/dpa | Fernando Gutierrez-Juarez
  • Aspirin stoppt die Metastase von Tumoren
  • Eine neue Studie zeigt den Mechanismus dahinter
  • Die Wirkung ist bereits seit einiger Zeit bekannt

Das Medikament Aspirin ist ein echter Alleskönner: Es wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend, entzündungshemmend und kann das Blut verdünnen. Der in dem Medikament enthaltene Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) kommt mittlerweile allerdings auch in der Behandlung von Krebspatienten zum Einsatz. Dabei werden Metastasen mit ASS bekämpft, um eine Ausbreitung des Tumors zu verhindern. Eine neue Studie zeigt nun vielversprechende Ergebnisse für die Behandlung von Tumoren mit Aspirin.1

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Das passiert bei der Metastase von Krebszellen

Bei der Metastasierung verlassen Tumorzellen den primären beziehungsweise ursprünglichen Tumor.2 Dabei wandern sie durch Blutgefäße, Körperhöhlen und Lymphgefäße über zu anderen Geweben und setzen sich dort ab. Teilweise können die Zellen auch in weiter vom Ursprung entfernte Teile des Körpers wandern. Metastasen sind die größte Bedrohung bei einer Krebserkrankung, denn wenn sie wandern und sich an einem anderen Ort wieder absetzen, zerstören sie das umliegende, gesunde Gewebe. Wenn sie sich einmal angesiedelt haben, beginnen sie zudem, sich zu teilen - dadurch entstehen dann Tochtergeschwülste, die sich meist vom primären Tumor unterscheiden. Das erschwert auch die Behandlung von Patienten. Hat sich der Krebs dann in mehreren Stellen des Körpers ausgebreitet, ist die Erkrankung in der Regel nicht mehr heilbar.

Dieses Molekül schützt Krebszellen vor dem Immunsystem

Dass Ärzte bei einigen Tumorarten den Prozess der Metastasierung mithilfe von Aspirin unterbinden können, ist bereits seit einigen Jahren bekannt.3 Neu ist allerdings die Erklärung des Mechanismus, der hinter der Wirkung von ASS auf Tumorzellen steckt. Die im Fachjournal "Nature" veröffentlichte Studie zeigt, wie Aspirin das Immunsystem gegen Krebsmetastasen unterstützt. An Mäusen untersuchten die Forscher die Rolle des Moleküls Thromboxan A2 (TXA2). Dieses Molekül wird von Blutplättchen produziert und kann Immunzellen beeinflussen. Bestimmte Krebszellen können im Blut dafür sorgen, dass umliegende Blutplättchen das Molekül vermehrt produzieren. Das TXA2 kann sich wie ein schützender Mantel um Tumorzellen legen und schirmt sie vor Angriffen durch die T-Zellen des Immunsystems ab.

So kann Aspirin die Metastase verhindern

Wie kommt Aspirin dabei nun ins Spiel? Aspirin ist einsogenannter COX-1-Hemmer.Es blockiert das Enzym Cyclooxygenase-1 (COX-1), das auch für die Herstellung von TXA2 in den Blutplättchen benötigt wird. Wird der Zugang zu COX-1 unterbunden, wird auch die Herstellung von TXA2 reduziert. Dadurch können die T-Zellen die Metastasen wieder richtig bekämpfen. Damit zeigt die Studie, dass Aspirin und andere Medikamente vielversprechende Krebs-Therapien sein können. Im Versuch mit Mäusen konnten die Forscher zudem feststellen, dassverschiedene Krebsarten bei Mäusen bei Behandlung mit dem Aspirin-Wirkstoff ASS seltener eine Metastasierung in andere Organe wie Lunge und Leber aufwiesen als bei unbehandelten Mäusen. Inwiefern sich die Ergebnisse auf den menschlichen Körper übertragen lassen, ist derzeit jedoch noch unklar.

Wichtig ist allerdings zu erwähnen, dass Aspirin keineswegs ein Allheilmittel ist - im Gegenteil: Bei Missbrauch kann das Medikament einige fiese Nebenwirkungen auslösen. Insbesondere Magen-Darm-Beschwerden nehmen bei chronischer Nutzung zu.4 Dazu können auch Symptome wie innere Blutungen im Magen-Darm-Trakt und im Hirn kommen, die bei klinischen Studien, die die tägliche Nutzung von Aspirin untersucht haben, häufig auftraten - rund ein Prozent der Probanden erlebten etwa eine Blutung pro Jahr.

Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.

Verwendete Quellen:

  • 1Yang, J., Yamashita-Kanemaru, Y., Morris, B.I. et al. Aspirin prevents metastasis by limiting platelet TXA2 suppression of T cell immunity. Nature (2025). https://doi.org/10.1038/s41586-025-08626-7
  • Arzbach, V. (2024, 4. Dezember). Krebs: Was Metastasen so gefährlich macht. Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-metastasen-so-gefaehrlich-macht/
  • 3 Joharatnam-Hogan, N. et al. (2019). Aspirin as an adjuvant treatment for cancer: feasibility results from the Add-Aspirin randomised trial. The Lancet. Gastroenterology & Hepatology, 4(11), 854–862. https://doi.org/10.1016/s2468-1253(19)30289-4
  • Cuzick, J., Thorat, M., Bosetti, C., Brown, P., Burn, J., Cook, N., Ford, L., Jacobs, E., Jankowski, J., La Vecchia, C., Law, M., Meyskens, F., Rothwell, P., Senn, H. & Umar, A. (2014). Estimates of benefits and harms of prophylactic use of aspirin in the general population. Annals Of Oncology, 26(1), 47–57. https://doi.org/10.1093/annonc/mdu225

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