Geplante Mehrwertsteuersenkung: Gastronomen dämpfen Hoffnungen auf Preissenkungen
Die Gastronomie soll im nächsten Jahr durch eine Senkung der Mehrwertsteuer entlastet werden. Restaurantgäste werden davon allerdings wahrscheinlich nicht profitieren, wie eine Branchen-Umfrage zeigt.
Erstellt von Felix Schneider - Uhr
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- Der Bundesrat berät derzeit über die geplante MwSt.-Senkung für Gastrobetriebe
- Die Senkung von 19 auf 7 Prozent könnte erhebliche Preisunterschiede ausmachen
- Gastronomen dämpfen allerdings jetzt schon die Hoffnung auf Preissenkungen
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Ob das Essen in Restaurants im nächsten Jahr günstiger werden könnte, darüber entscheidet derzeit der Bundesrat: Die Länderkammer berät über die geplante Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von 19 auf 7 Prozent. Gastronomen dämpfen jedoch bereits im Vorfeld Hoffnungen, dass mit der Steuer auch die Preise sinken könnten. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Anbietern und Verbänden.
Gastroketten setzen auf Preisstabilität statt Rabatte
Die Pizza-Kette L'Osteria erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass "eine pauschale Preissenkung auf der gesamten Karte betriebswirtschaftlich nicht seriös darstellbar" sei. Die stark gestiegenen Ausgaben für Mitarbeiter und Zutaten ließen dies nicht zu. Stattdessen wolle man bei Inkrafttreten der Steuersenkung "auf eine breite Preiserhöhung verzichten".
Ähnlich äußerte sich die Fischrestaurant-Kette Nordsee: Eine flächendeckende Preisreduzierung im Umfang der Steuerentlastung sei nicht möglich. Man plane jedoch "spezielle Rabattierungen und attraktive Angebote". Burger King verwies auf die Preishoheit der einzelnen Franchise-Betreiber, betonte aber: "Unser Ziel ist es, die Entlastung zur Stabilisierung bestehender Preise zu nutzen." Bei Kentucky Fried Chicken seien allenfalls "punktuelle Preissenkungen denkbar" – die Entscheidung liege jedoch bei den jeweiligen Partnern vor Ort.
Experte: Steuersenkungen kommen selten beim Verbraucher an
Dass die Gastronomie die Entlastung nicht weiterreicht, überrascht Fachleute wenig. "Steuersenkungen werden in aller Regel zu einem geringeren Anteil an die Konsumenten weitergegeben als Steuererhöhungen", erklärte Matthias Firgo, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule München. Internationale Studien hätten dies mehrfach belegt.
Der Ökonom erwartet daher keine spürbar sinkenden Preise: "Eher ist zu erwarten, dass sich die Preissteigerungen verlangsamen." Bei Steuersenkungen fehle schlicht der wirtschaftliche Druck zur Anpassung. Anders war die Situation 2024, als die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder auf 19 Prozent angehoben wurde - damals gaben die Betriebe laut einer Studie Firgos rund 70 Prozent der Erhöhung an ihre Gäste weiter.
Branchenverband sieht Steuersenkung als Überlebenshilfe
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) dämpft ebenfalls die Erwartungen an günstigere Restaurantbesuche. Die reduzierte Mehrwertsteuer sei "die wichtigste Maßnahme zur Zukunftssicherung der Restaurants, Wirtshäuser und Cafés", so eine Verbandssprecherin.
Ob Betriebe ihre Preise überhaupt anpassen könnten, hänge maßgeblich von der weiteren Kostenentwicklung ab. Der Verband verweist dabei auf den steigenden Mindestlohn im Jahr 2026: "Diese zusätzlichen Kosten müssen erst einmal erwirtschaftet werden." Die Steuerentlastung diene demnach vor allem dazu, die wachsenden finanziellen Belastungen der Branche abzufedern - nicht um Gästen niedrigere Rechnungen zu ermöglichen.
Theoretisch zehn Prozent Ersparnis - praktisch wohl nichts
Würden die Gastronomen die Steuersenkung vollständig an ihre Gäste weitergeben, könnten die Preise rechnerisch um etwa zehn Prozent fallen. Ein Burger mit Beilage für 18 Euro würde dann nur noch 16,18 Euro kosten, eine Pizza Hawaii statt 14,95 Euro nur noch 13,44 Euro. Doch diese Rechnung bleibt höchstwahrscheinlich nur Theorie.
Mit der geplanten Absenkung kehrt der Bund zu einem Steuersatz zurück, der bereits während der Corona-Pandemie galt. Damals hatte die Regierung die Gastronomie mit dem reduzierten Satz von 7 Prozent unterstützt. 2024 wurde jedoch wieder auf 19 Prozent erhöht – gegen erheblichen Widerstand der Branche, die seither für eine dauerhafte Rückkehr zur niedrigeren Besteuerung geworben hatte.
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sfx/bua/news.de/dpa/stg
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