Nordrhein-Westfalen ist mit einem blauen Auge durch die aktuelle Wirtschaftskrise gekommen. Die Arbeitslosigkeit stieg deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt. Trotzdem ist die Entwicklung besorgniserregend.

Sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch zum Vormonat ist die Arbeitslosigkeit gestiegen.
- Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen steigt deutlich
- Deutlich mehr Arbeitslose als vor einem Jahr
- Immer mehr Menschen beziehen Bürgergeld
Wie viele Arbeitslose gibt es aktuell in Nordrhein-Westfalen?
Die Zahl der Arbeitslosen nahm in Nordrhein-Westfalen um 35.536 Personen und damit 4,7 Prozent auf 787.853 zu. Damit ist die Entwicklung deutlich günstiger als im Bundesdurchschnitt, wo die Quote um 6,6 Prozent anstieg. Allerdings ist das Plus höher, als es eigentlich zu erwarten gewesen wäre. "In den vergangenen zehn Jahren stieg die Arbeitslosigkeit zum Jahresbeginn durchschnittlich um zusätzlich 32.000 arbeitslos gemeldete Menschen. In diesem Monat lagen wir um rund 3.000 Personen darüber", so Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen. Grund für diese Entwicklung seien die anhaltenden konjunkturellen Herausforderungen.
40,2 Prozent der Erwerbslosen sind bereits seit mindestens einem Jahr ohne Arbeit. Die Zahl dieser sogenannten Langzeitarbeitslosen erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 8.281 oder 2,7 Prozent auf insgesamt 316.818 Personen.
Arbeitslosenquote in Nordrhein-Westfalen im Januar 2025
Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent. Damit liegt die Quote über dem Bundesdurchschnitt von 6,4 Prozent, aber deutlich unter dem Schlusslicht Bremen, wo immerhin 11,6 Prozent der Menschen im Januar als arbeitslos gezählt wurden. Deutlich besser ist die Situation in Bayern, wo nur 4,2 Prozent der Menschen arbeitslos waren.
Unterbeschäftigung um 188,539 Personen höher
Allerdings zählt die offizielle Arbeitslosenstatistik viele Menschen nicht mit, die von den meisten Menschen wohl als arbeitslos bezeichnet werden würden, etwa Teilnehmende an Fördermaßnahmen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Werden diese mitgezählt, steigt die Zahl der Betroffenen um landesweit 188,539 Personen auf 976,392, die sogenannte Unterbeschäftigung.
Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen auch im Vorjahresvergleich gestiegen
Im Vergleich zum Januar des Vorjahres lag die Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen um 45.891 Personen höher. Das entspricht einem Anstieg um 6,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,4 Prozentpunkte. Vor einem Jahr hatte sie noch 7,5 Prozent betragen.
Wer ist von Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen besonders betroffen?
Für einige Bevölkerungsgruppen lag die Arbeitslosenquote über, für andere unter der allgemeinen Quote von 7,9 Prozent.
Ältere Menschen sind besonders häufig arbeitslos. Ihre Arbeitslosenquote lag mit 8,1 Prozent über dem Durchschnitt. Zu dieser Gruppe zählt die Bundesagentur für Arbeit alle Menschen von 55 bis einschließlich 64 Jahren. Unter 25-Jährige hatten eine Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent, Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit von 20,2 Prozent. Männer waren im Januar etwas häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen.
Die Arbeitslosigkeit in den Kreisen und Städten in Nordrhein-Westfalen
Besonders niedrig war die Arbeitslosigkeit im Kreis Coesfeld. Die Arbeitslosenquote betrug dort nur 4,3 Prozent. Die höchste Arbeitslosigkeit gab es in Gelsenkirchen, wo 15,8 Prozent der Erwerbspersonen ohne Arbeit waren.
Wie viele Arbeitslose beziehen Bürgergeld?
Mehr als 50 Prozent der Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen beziehen Bürgergeld, nämlich 543.200 von insgesamt 787.853. Somit erhalten 68,9 Prozent der Arbeitslosen diese Form der Sozialhilfe. Ihre Zahl lag um 14.771 höher als im Vormonat, was einer Zunahme von 2,8 Prozent entspricht.
Allerdings ist ein großer Teil der Bürgergeld-Beziehenden nicht arbeitslos gemeldet. Teilweise handelt es sich dabei um Beschäftigte oder Selbständige, die zwar mindestens 15 Stunden arbeiten und daher nicht arbeitslos sind, deren Einkommen aber nicht ausreicht und die daher ergänzend Sozialleistungen beziehen. Auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern mit kleinen Kindern können Bürgergeld beziehen, ohne Arbeit zu suchen. Aus diesem Grund beziehen weiter mehr Menschen Bürgergeld, als Bürgergeldempfänger arbeitslos gemeldet sind.
Wer erhält in Nordrhein-Westfalen Bürgergeld?
Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit zufolge bezogen im Januar in Nordrhein-Westfalen 1.633.756 Menschen Bürgergeld. Davon waren 1.131.792 Personen zumindest grundsätzlich erwerbsfähig. Das bedeutet, dass sie mindestens 15 Jahre alt und noch nicht in Rente (einschließlich Erwerbsunfähigkeitsrente) sind. Das entspricht etwa jedem elften Bürger zwischen 15 und 66 Jahren. Bei den übrigen, nicht erwerbsfähigen Leistungsempfängern handelt es sich dagegen überwiegend um Kinder bis 15 Jahre. Wer die Regelaltersgrenze von aktuell rund 66 Jahren erreicht hat oder wegen schwerer Krankheit oder Behinderung nie wieder arbeiten kann, bezieht dagegen Sozialhilfe nach dem zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII).
Im Vergleich zum Vormonat erhöhte sich damit die Zahl der Bürgergeld-Empfänger um 3.243 Menschen, ein Anstieg um 0,2 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr lag die Zahl der Menschen, die diese Form der Unterstützung beziehen, um 13.028 Menschen niedriger, ein Minus von 0,8 Prozent.
Bei den erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfängern stieg die Zahl der Betroffenen verglichen mit dem Vormonat um 3.422 Personen, was einem Zuwachs von 0,3 Prozent entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr fiel die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher um 485 Personen und damit 0 Prozent.
+++ Redaktioneller Hinweis: Dieser Text wurde auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Er wird monatlich automatisch aktualisiert. Die letzte Aktualisierung erfolgte am 31.01.2025. Weitere Informationen zu den Grundlagen der Arbeitslosenstatistik erhalten Sie bei der Statistikabteilung der Bundesagentur für Arbeit. Feedback und Anmerkungen nehmen wir unter hinweis@news.de entgegen. +++
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