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"Markus Lanz" am 10.04.2024: Zoff um Ausländerkriminalität - sind ausländische Straftäter etwa Opfer?

Bei "Markus Lanz" kam es am Mittwoch zu einer heftigen Debatte um Ausländerkriminalität in Deutschland. Während Soziologin Bögelein ausländische Straftäter als Opfer sieht, hielt Extremismusforscher Mansour dagegen.

Bei Markus Lanz kam es am Mittwochabend zu einer heftigen Debatte zum Thema Ausländerkriminalität. (Foto) Suche
Bei Markus Lanz kam es am Mittwochabend zu einer heftigen Debatte zum Thema Ausländerkriminalität. Bild: ZDF / Cornelia Lehmann

Die Polizeilichen Kriminalstatistik entfachte eine hitzige Debatte um Ausländerkriminalität in Deutschland. Markus Lanz blickte in seinem ZDF-Talk am Mittwochabend (10.04.2024) beunruhigt auf die Zahlen. Im vergangenen Jahr hat die Polizei so viele Straftaten registriert wie seit 2016 nicht mehr. 2023 wurden bundesweit rund 5,94 Millionen Straftaten erfasst. Zudem nahm die Gewaltkriminalität um 8,6 Prozent auf knapp 214.100 Fälle zu. Die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen stieg um 14,5 Prozent und fiel damit deutlich höher aus als das Plus von 2,2 Prozent mehr deutschen Tatverdächtigen.

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"Markus Lanz" am 10.04.2024: Zoff um Ausländerkriminalität in Deutschland

"95 Prozent der Delikte, die in der Polizeilichen Kriminalstatistik sind, sind dort, weil Bürger:innen sie angezeigt haben. Und diese Entscheidungen - zeige ich an oder nicht -, die geschehen aber in einem gesellschaftlichen Zusammenhang", erklärt Kriminologin und Soziologin Nicole Bögelein. Aktuell seien wir in einem gesellschaftlichen Diskurs, der sehr oft rechts außen stattfindet. "Wenn Sie eine Straftat beobachten, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie anzeigen, sehr viel höher, wenn ihr Gegenüber als nicht deutsch oder als fremd wahrgenommen wird, als wenn er als deutsch wahrgenommen wird."

Markus Lanz zeigt sich ungläubig. "Glauben Sie ernsthaft, dass Menschen bei einem Gewaltdelikt entscheiden, ob sie das anzeigen, je nach Hautfarbe von Menschen?", zeigt sich Ahmad Mansour ebenfalls entsetzt. Der Extremismusforscher wirft Bögelein "Verdrängung" vor und fordert, endlich über die Ursachen zu sprechen. "Über die Phänomene zu reden, ist nicht rechtsradikal. Es gehört zu einer Demokratie dazu. Ich rede von Tätern und nicht von Ausländern", fügte Mansour hinzu.

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Soziologin Nicole Bögelein: Ausländer sind viel häufiger Opfer von Straftaten

Anschließend lenkt Bögelein die Diskussion auf ein anderes Detail in der Kriminalitätsstatistik. Demnach seien Ausländer viel häufiger Opfer von Straftaten. "Der Anteil der nicht deutschen Opfer, die in der Kriminalstatistik aufgeführt werden, ist wesentlich höher als der nicht deutschen Tatverdächtigen, nämlich ein Viertel", sagt die Kriminologin. "Menschen, die keinen deutschen Pass haben, führen ganz andere Leben als Menschen mit deutschen Pässen. Die sind sehr viel häufiger von Armut betroffen. Sie sind viel häufiger davon betroffen, dass sie in marginalisierten Stadtteilen leben, dass sie keine Aufstiegschancen haben."

Extremismusforscher Ahmad Mansour fordert Fokus auf Ursachen von Ausländerkriminalität

Doch der Extremismusforscher gibt sich damit nicht zufrieden. "Wir vergessen hier, dass viele Menschen, die neu nach Deutschland kommen, Deutschland ganz anders betrachten als die, die hier geboren und aufgewachsen sind. Das heißt: Es sollte eigentlich ganz lange dauern, bis hier jemand sich traut, in einem neuen Land, wo er Schutz sucht, kriminell zu werden", wettert Mansour. Er sieht die Ursache für den Anstieg der Kriminalität an der fehlenden Härte des Rechtsstaates. "Es gibt eine große Zahl von Menschen, die Deutschland als schwach wahrnehmen und unseren Rechtsstaat verachten. Die Leute brauchen klare Regeln, damit sie wissen, wo sie stehen." Viele Menschen kommen aus superautoritären Ländern und leben in patriarchalen Strukturen. In Deutschland machten sie die Erfahrung, dass alles irgendwie durchgeht und es kaum Konsequenzen gebe. Laut Mansour sei das eine "Einladung, weiterzumachen, weitere Straftaten zu begehen, frech zur Polizei zu sein, Polizisten anzugreifen".

Die komplette Sendung vom 10.04.2024 können Sie in der ZDF-Mediathek als Video-on-Demand abrufen.

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/fka/news.de

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