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Brazilian Jiu Jitsu in Deutschland: Fehlende Konkurrenz, hohe Kosten! Kämpferin berichtet über Probleme

Die Kampfsportart Brazilian Jiu Jitsu (BJJ) führt in Deutschland ein Schattendasein. Mit news.de sprach Thea Martin aus Hohenstein-Ernstthal, die den Sport seit rund einem Jahr betreibt, über die aktuellen Probleme.

Thea Martin aus Hohenstein-Ernstthal nimmt an nationalen und internationalen Wettkämpfen im Brazilian Jiu Jitsu (BJJ) teil. (Foto) Suche
Thea Martin aus Hohenstein-Ernstthal nimmt an nationalen und internationalen Wettkämpfen im Brazilian Jiu Jitsu (BJJ) teil. Bild: privat

Boxen, Judo oder Ringen sind wohl jedem ein Begriff. Doch es gibt viele weitere Kampfsportarten, die in der Öffentlichkeit nur wenig Beachtung finden. Dazu zählt auch Brazilian Jiu Jitsu (kurz BJJ). Obwohl diese Sportart sehr einsteigerfreundlich ist, fehlt es in Deutschland an Aktiven. Thea Martin (44) aus Hohenstein-Ernstthal hofft, dass sich bald mehr Personen dafür begeistern. Doch es gibt noch große Hürden.

Brazilian Jiu Jitsu ist Sportart für jedermann

Die selbstständige Grafikerin Thea Martin betreibt BJJ erst seit rund einem Jahr, nahm aber bereits erfolgreich an einigen internationalen Wettbewerben teil. So holte sie zum Beispiel bei den BJJ Dutch Open im Dezember 2023 eine Bronzemedaille, bei den Copenhagen Open einen Monat zuvor zweimal Silber. Im Januar 2024 ergatterte sie erneut Silber bei der EM in Paris. "Wenn man einmal damit angefangen, kann man nicht mehr aufhören. Das macht einen auch süchtig", erklärt sie ihre Begeisterung für die Sportart. Die Wurzeln liegen im traditionellen japanischen Jiu-Jitsu, welches durch Großmeister Helio Gracie Ende der 1920er Jahre mit modifizierten Techniken zum BJJ weiterentwickelt wurde. Thea Martin fing auch mit dem Sport an, um abzunehmen. Sie erzählt, dass sie ihr Gewicht innerhalb weniger Monate von 82 auf 62 Kilogramm reduziert habe. "Mir geht es auch darum, Spaß zu haben, neue Techniken sowie andere Länder und Menschen kennenzulernen." Mit manchen Gegnerinnen habe sie schon Freundschaften geschlossen.

Probleme beim BJJ: Konkurrenz in Deutschland fehlt in bestimmten Gewichts- und Altersklassen

Auf nationaler Ebene fehle ihr aber oft die Konkurrenz in ihrer Altersklasse. Deshalb muss sie häufig auch gegen Gegnerinnen antreten, die jünger, schneller und schwerer sind als sie - ohne einen Punktvorteil zu haben. Stolz blickt sie auf einen erfolgreichen Wettkampf bei den Berlin BJJ Championships am 30.09.2023 zurück. "Besonders beeindruckt hat mich der Alters- und Gewichtsunterschied: Meine Gegnerin wog 97 Kilogramm und war 28 Jahre alt, während ich 63 Kilogramm wog und 44 Jahre alt war." Dennoch stimmt es sie traurig, dass gerade in den Landesverbänden, die Anzahl der Aktiven gering ist. "Teilweise muss man nur einen Gegner besiegen und ist schon Deutscher Meister." Ihr Kader-Trainer Peter Schira, bestätigt das: "Leider ist diese Sportart immer noch eine Randgruppe, und deshalb ist es in manchen Gewichts- und Altersklassen schwierig, Gegner zu finden. Das ist aber von Turnier zu Turnier verschieden." Aktuell gebe es in Deutschland nur 140 Blackbelts - also BJJ-Kämpfer, die einen Meistergrad haben. Eine exakte Zahl der hierzulande aktuell Aktiven ließe sich nicht nennen, da immer wieder Mitglieder in den Verbänden dazu kommen und sich auch wieder abmelden. Der Deutsche Jiu-Jutsu-Verband konnte auf news.de-Anfrage bislang ebenfalls noch keine exakte Aktiven-Zahl angeben.

Laut Thea Martin gebe es nur wenige Voraussetzungen, die man für BJJ erfüllen müsse. So spiele anders als beim Judo auch die Körpergröße keine Rolle, da es hauptsächlich um den Bodenkampf geht. Thea Martin ist ein gutes Beispiel dafür, dass man auch ohne jahrelange Erfahrung schnell etwas in der Sportart erreichen kann. "Man muss einfach nur Mut haben und etwas verrückt sein", so die Sächsin.

Thea Martin vom PSV Hohenstein-Ernstthal berichtet über hohe Kosten für Turniere und Ausrüstung beim Brazilian Jiu Jitsu

Ein weiteres Problem sei laut Thea Martin die Finanzierung der Sportart. "Es ist sehr kostspielig, als Einzelkämpfer bekommt man keine Sponsoren." Turniergebühren können bei nationalen Wettkämpfen zwischen 50 und 70 Euro betragen, international sogar bis zu 200 Euro. Dazu kommen Kosten für Unterkunft und Verpflegung, die man aus eigener Tasche bezahlen muss. Auch die Kampfuniform namens Gi ist teuer. Thea Martin sucht deshalb aktuell auch nach finanzieller Unterstützung für ihren Polizeisportverein Hohenstein-Ernstthal, um den Nachwuchs zu fördern.

Thea Martin trainiert viermal in der Woche. Neben Kraft- und Ausdauertraining stehen auch Laufen und Gewichtheben auf dem Programm. Sie trägt aktuell noch den weißen Gürtel und damit den niedrigsten bei den Erwachsenen. "Mein Ziel ist es, lange ein Weißgurt zu bleiben, um Erfahrungen zu sammeln - lieber ein guter Weißgurt als ein schlechter Blaugurt."

Weitere Informationen über Thea Martin gibt es auf ihrer eigenen Homepage. Über das Kontaktformular können sich dort auch interessierte Sponsoren melden.

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/loc/news.de

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