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Fußball-WM 2022 in Katar: Muss der DFB jetzt für Katars Arbeitsmigranten zahlen?

Die Katar-WM 2022 steht aufgrund der menschenunwürdigen Lebensbedingungen der Arbeitsmigranten, welche die Fußballstadien bauten, in der Kritik. Nicht nur die Fifa wird nun zu Entschädigungszahlungen aufgefordert, sondern auch der DFB!

DFB-Präsident Bernd Neuendorf wird von der Initiative "#boycottQatar2022" aufgefordert, an Katars Arbeitsmigranten zu spenden. (Foto) Suche
DFB-Präsident Bernd Neuendorf wird von der Initiative "#boycottQatar2022" aufgefordert, an Katars Arbeitsmigranten zu spenden. Bild: picture alliance/dpa | Federico Gambarini

Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch fordern die Fifa zur Einrichtung eines Entschädigungsfonds für Katars Arbeitsmigranten auf. Der Grund: Die Arbeiter sollen unter katastrophalen und menschenunwürdigen Lebensbedingungen die Stadien für die WM 2022 in dem Gastgeberland errichtet haben, viele dabei zu Tode gekommen sein. Die Initiative "#boycottQatar2022" fordert ebenfalls eine Entschädigung der Arbeiter - auch vom DFB!

Initiative "#boycottQatar2022" fordert Entschädigungsfonds für Katar-Arbeitsmigranten

In einem offenen Brief an denDFB-Präsidenten Bernd Neuendorf fordert "#boycottQatar2022", dass der Verband sein Preisgeldan die Arbeitsmigranten und deren Angehörige abtritt. In erster Linie wird ein Entschädigungsfonds zwar vonseiten der FIFA gefordert, sollte dieser jedoch nicht eingerichtet werden, "so erwarten wir vom DFB, dass er seine Preisgelder (je nach Platzierung zwischen 9 und 42 Millionen Dollar) eigenständig für Entschädigungszahlungen verwendet", heißt es in dem Schreiben. Die DFB-Nationalspieler werden aufgefordert, ihre Siegprämien "für den gleichen Zweck" zu spenden.

Der DFB und die Nationalspieler sollen Preisgelder und Siegprämien spenden

 

Der DFB reagiert auf den Brief verhalten: "Der DFB nimmt die Hinweise ernst und wird mit den Fans in den Dialog gehen, verweist aber auf die klare Zuständigkeit der Fifa." Er verweist auf den Paragraf 6 der Fifa-Menschenrechts-Policy, der besagt: "Die Fifa verpflichtet sich, bei negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte, die sie verursacht hat oder zu denen sie beigetragen hat, Wiedergutmachung zu leisten oder auf eine solche hinzuwirken sowie den Betroffenen Zugang zu Wiedergutmachung zu verschaffen, wenn sie über ihre Beziehungen zu Dritten anderweitig mit negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte im Zusammenhang steht, und prüft zu diesem Zweck alle Optionen, die ihr zur Verfügung stehen."  

Neuendorf hatte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärt: "Die Haltung des DFB ist klar: Wir treten weiter entschieden für einen Entschädigungsfonds der Fifa für die Familien von verstorbenen oder verletzten Arbeitern ein." Der ehemalige DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte in einem "Kicker"-Interview jedoch angezweifelt, dass die Fifa einen Entschädigungsfonds einrichten wird.

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Der Däni­sche Fuß­ball­ver­band spendet an Katars Arbeitsmigranten

Während wenig Hoffnung herrscht, dass die Fifa Verantwortung übernimmt und versucht, die Arbeitsmigranten wenigstens finanziell zu entschädigen, gehen dänische Fußballer dafür mit gutem Beispiel voran. Wie "11freunde.de" berichtet, verkündete der Däni­sche Fuß­ball­ver­band (DBU), pro Tor, das im November sowohl im dänischen Amateur- als auch Profifußball geschossen wird, zehn dänische Kronen (etwa 1,34 Euro) an Gastarbeiter aus Katar zu spenden. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit dem Brei­ten­sport­ver­band DBU Bredde, dem däni­schen Liga­ver­band und dem däni­schen Frau­en­li­ga­ver­band. Die Spenden würden an die BWI, die inter­na­tio­nale Gewerk­schaft der Arbeit­nehmer in der Bau­in­dus­trie, gehen. Im vergangenen Jahr seien im November 55.000 Tore geschossen worden, das wären 550.000 dänische Kronen, umge­rechnet also etwa 74.000 Euro, gewesen.

Auf seiner offiziellen Website spricht sich der DBU zudem klar gegen Katar als Gastgeberland der WM 2022 aus: "Die DBU ist mit der Ent­schei­dung, die WM 2022 in Katar aus­zu­tragen, nicht ein­ver­standen. Wir haben nicht dafür gestimmt, und wir denken, dass sie zutiefst umstritten ist."

 

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