Wladimir Putin: Kreml-Chef "kämpft um sein Leben" - Estlands Außenminister warnt

Wladimir Putin wird nicht in der Ukraine haltmachen und andere Länder angreifen, warnt Estlands Außenminister Margus Tsahkna. Der Weckruf an den Westen ist deutlich: Europa muss Stärke zeigen und sich selbst schützen.

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Estlands Außenminister warnt: Putin könnte die militärischen Aggressionen ausweiten. (Foto) Suche
Estlands Außenminister warnt: Putin könnte die militärischen Aggressionen ausweiten. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin | Vladimir Smirnov
  • Estlands Außenminister warnt den Westen: Putin könnte seine Aggressionen nach einem Sieg in der Ukraine auf andere Länder ausweiten
  • Margus Tsahkna betont, dass die Ukraine einen Stellvertreterkrieg für den Frieden in Europa führt
  • Weckruf an den Westen: Europa muss Stärke zeigen und sich selbst schützen

Russlands Angriffskrieg in der Ukraine bedroht den weltweiten Frieden. Immer wieder warnen Politiker und Experten davor, dass Wladimir Putin nach der Ukraine weitere Länder angreifen könnte. Diese Einschätzung vertritt auch der estländische Außenminister Margus Tsahkna. Im Interview mit "Bild" spricht er eine eindringliche Warnung an den Westen aus.

Estlands Außenminister warnt: Putin weitet Aggressionen nach Ukraine-Sieg auf andere Länder aus

Im Gespräch wird der 48-Jährige deutlich: Falls Russlands Präsident Wladimir Putin einen Sieg in der Ukraine verkünden sollte, werde er seine Aggression auf andere Länder ausweiten. "Er hat keine andere Wahl. Er kämpft um sein Leben", betont Tsahkna.

Weckruf an Europa: Putins Nato-Test

Der baltische Chefdiplomat sieht Putin auf einem gefährlichen, historischen Kurs. Bereits 2007 habe der Kremlchef seine Absichten bei der Münchner Sicherheitskonferenz offengelegt, doch Europa habe diese Warnsignale ignoriert. Die russische Bedrohung sei längst Realität: Sowohl Estlands als auch Polens Luftraum seien bereits verletzt worden. "Putin testet jetzt bereits für Nato", warnt Tsahkna. Zudem führt Russland bereits seit Jahren einen hybriden Krieg gegen den Westen, mit dem Ziel, Demokratien zu spalten und so zu schwächen.

Ukraine kämpft auch für Frieden in Europa

Der estländische Außenminister betonte, dass die Ukraine derzeit einen Stellvertreterkrieg in der Ukrainefür ganz Europa führt. Ihr Widerstand gegen die russischen Besatzer schütze auch die baltischen Staaten vor einer direkten militärischen Konfrontation mit Moskau. So ähnlich äußerte sich bereits der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er fordert nach den jüngsten Angriffen auf sein Land, den Druck nicht nachzulassen."Sanktionen, Zölle und gemeinsame Maßnahmen gegen die Käufer von russischem Öl - diejenigen, die diesen Krieg finanzieren - müssen weiterhin auf dem Tisch bleiben", sagte er in den sozialen Netzwerken.

Dieser Ansatz könne den Weg zu einem dauerhaften Frieden für Europa ebnen. "Die Welt kann dies parallel zum Friedensprozess im Nahen Osten gewährleisten", sagte der ukrainische Präsident im Hinblick auf den Gaza-Deal.

Länder müssen gegen Putin Stärke zeigen

Europa muss sich selbst schützen und Stärke zeigen. Das habe Donald Trump verdeutlicht, der auf Stärke stehe. Nicht Putin, sondern Trump habe Europa aus seinem Schlaf gerissen, erklärt der estnische Außenminister. Der US-Präsident habe unmissverständlich klargemacht: Wenn die Europäer nicht selbst handeln, stehen sie alleine da. Der US-Präsident zeige nun Entschlossenheit in der Ukraine-Frage und bezeichne Russland als schwach. Auf die Frage, ob russische Flugzeuge bei Luftraumverletzungen abgeschossen werden sollten, habe Trump eine eindeutige Antwort gegeben: "Ja, das sollen wir tun."

Tsahkna rechnet mit Merkels Russlandpolitik ab

Diese Taktik braucht es offenbar, nicht den Dialog, auf den die deutsche Politik unter Angela Merkel setzte. Die jahrelange deutsche Politik des Dialogs mit Putin bezeichnet er als grundlegenden Irrtum. Die Gaspipeline-Projekte Nord Stream 1 und 2 seien Teil dieses Fehlers gewesen. Er bedauere Merkels Aussagen. An Befürworter der "Wandel durch Handel"-Strategie richtet Tsahkna einen deutlichen Appell: "Wacht bitte auf! Wir leben in einer anderen Welt." 

Er entgegnete scharf: Deren Behauptung, Polen und die baltischen Staaten hätten Russlands Ukraine-Krieg begünstigt, weist er entschieden zurück. "Zu behaupten, Polen und die baltischen Staaten seien für Russlands Aggression verantwortlich, ist etwas, was ich überhaupt nicht verstehen kann", kritisiert der estnische Außenminister.

Chinas Einfluss auf Wladimir Putin

Tsahkna betonte zudem, dass China weitaus mehr Einfluss in Putins Kriegsgeschehen habe. Peking sei der wirtschaftliche Unterstützer und kontrolliere Moskau faktisch. "Russland macht Chinas dreckige Arbeit, Europa unter Druck zu setzen und zu spalten", analysiert der estnische Außenminister. Dabei sei Russlands Wirtschaft nicht größer als die der Niederlande - eine Tatsache, die vielen nicht bewusst sei. China müsse klargemacht werden, dass das den bilateralen Beziehungen schaden wird.

Doch Chinas Machthaber Xi Jinping will vielmehr die Weltordnung umschreiben - mit Russland an seiner Seite. Das machte er auf dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) im chinesischen Tianjin deutlich, berichtet der BR. Weg vom eurozentrischen System, hin zu einer "multipolaren Weltordnung". Es wäre ein Rückschritt in den Kalten Krieg und eine Abkehr von der EU und der Nato.

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/sfx/news.de/dpa/stg

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