Union plant Ärzte-Reform: 200 Euro Strafe, wenn man direkt zum Facharzt geht
Wer künftig ohne Überweisung vom Hausarzt direkt zum Spezialisten geht, soll 200 Euro aus eigener Tasche zahlen. Dieser Plan ist Teil eines neuen Primärarztsystems, mit dem die Bundesregierung die Kosten im Gesundheitswesen senken will.
Erstellt von Anika Bube - Uhr
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- Bundesregierung plant Reform des Gesundheitssystems
- Primärarztsystem: Patienten sollen sich Termin beim Facharzt bei Hausarzt holen
- 200 Euro Strafe für direkten Gang zum Facharzt
Die Bundesregierung plant eine drastische Reform des deutschen Gesundheitssystems: Kassenpatienten könnten künftig bis zu 200 Euro aus eigener Tasche zahlen, wenn sie ohne Hausarztüberweisung direkt einen Facharzt aufsuchen. Mit diesem sogenannten Primärarztsystem wollen Union und SPD die explodierenden Kosten in der gesetzlichen Krankenversicherung eindämmen.
Bundesregierung setzt auf Primärarztsystem - Strafen für Patienten geplant
Das neue Modell sieht vor, dass Patienten grundsätzlich zuerst ihren Hausarzt konsultieren müssen. Dieser entscheidet dann über eine mögliche Überweisung zum Spezialisten. Wer diese Regelung umgeht und eigenständig einen Facharzttermin vereinbart, soll zur Kasse gebeten werden. Die Reform zielt darauf ab, die Zahl der Arztbesuche zu reduzieren, Behandlungen zu beschleunigen und die Ausgaben der Krankenkassen zu senken.
Gesundheitsministerin Nina Warken treibt die Ausarbeitung des neuen Systems voran. Im "ZDF-Morgenmagazin" erklärte die 46-Jährige, dass verschiedene Modelle geprüft werden. Patienten, die sich an die vorgesehene Reihenfolge halten und zuerst ihren Hausarzt aufsuchen, sollen finanziell belohnt werden.
Die konkrete Ausgestaltung der Bonuszahlungen steht noch nicht fest. Warken stellte selbst die entscheidende Frage: "Wie ist es dann, wenn ich trotzdem direkt zum Facharzt möchte – muss ich das dann vielleicht mit einer Gebühr bezahlen?" Die Ministerin betonte, dass sich diese Details noch in der Beratungsphase befinden. Sowohl die Höhe möglicher Boni als auch die genaue Gebührenstruktur für Direktbesuche beim Facharzt werden derzeit ausgearbeitet.
200 Euro Strafe pro Facharztbesuch: Union macht konkrete Vorschläge
Aus den Reihen der Regierungsparteien kommen bereits erste konkrete Zahlen. Der stellvertretende Unionsfraktionschef Albert Stegemann fordert gegenüber "Bild" eine Gebühr von 200 Euro für jeden selbst vereinbarten Facharzttermin außerhalb des geplanten Systems. Der CDU-Politiker argumentiert, dass ohne finanzielle Konsequenzen keine wirksame Patientenlenkung möglich sei.
Noch weiter geht der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger. Der 38-Jährige verlangt, dass Patienten die kompletten Behandlungskosten selbst übernehmen sollen, wenn sie das Primärarztsystem bewusst umgehen. Seiner Ansicht nach müssen diejenigen, die unnötige Arzttermine wahrnehmen, auch die finanziellen Folgen tragen.
Entlastung der Fachärzte von Bagatellfällen als Hauptziel
Die Befürworter der Reform sehen in der Gebührenpflicht ein wirksames Mittel zur Systemverbesserung. Pilsinger betont, dass Fachärzte von unnötigen Bagatellfällen befreit werden müssten, um schnellere Termine für Patienten mit ernsthaften Beschwerden zu ermöglichen. Der CSU-Gesundheitsexperte argumentiert, dass nur durch eine effizientere Gestaltung des Gesundheitswesens dessen dauerhafte Finanzierung gesichert werden könne.
Die geplante Patientensteuerung über finanzielle Anreize soll die Kostenexplosion bei den Krankenkassen stoppen. Stegemann warnt, dass ohne eine verpflichtende Gebühr lediglich eine unverbindliche Empfehlung entstehe, die keine echte Lenkungswirkung entfalte. Das Primärarztsystem soll durch die finanzielle Komponente zu einer tatsächlichen Verhaltensänderung bei den Versicherten führen.
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