Vatikan: Papst der ruhigen Hand - Leo XIV. wird 70

Bisher führt Leo XIV. mit Bedacht und leisen Tönen. Die katholische Kirche soll zur Ruhe kommen. Jetzt, nach dem Sommerurlaub und nach seinem 70. Geburtstag, könnte es konkreter werden.

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Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, winkt vom Balkon des Petersdoms im Vatikan. (Foto) Suche
Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, winkt vom Balkon des Petersdoms im Vatikan. Bild: picture alliance/dpa/Vatican Media/IPA via ZUMA Press | Vatican Media

Fast eine halbe Stunde lang winkt Papst Leo XIV. von seinem Papamobil. Er lässt sich durch die Masse an Menschen auf dem Petersplatz fahren, lächelt ihnen zu und segnet Babys hintereinanderweg. Der erste Pontifex aus den USA wirkt oft zurückhaltend und leise. Doch die Momente vor der Generalaudienz jeden Mittwoch auf dem zentralen Platz des Vatikans, direkt vor dem Petersdom, gewissermaßen vor seiner Haustür, scheint Leo zu genießen.

Seit gerade einmal vier Monaten ist Robert Francis Prevost Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken. Am Sonntag (14. September) feiert er seinen ersten Geburtstag im Amt. Leo wird 70 - ein Alter, in dem die meisten bereits ihren Ruhestand genießen. Für den weißhaarigen Mann mit der Stirnglatze, aber immer noch mit sportlicher Figur, geht es erst richtig mit der Arbeit los. Es wird davon ausgegangen, dass Leo die katholische Kirche viele Jahre prägen wird.

Die letzten Monate im Pontifikat seines Vorgängers Franziskus waren von Krankheit und Schwäche geprägt. Nach dessen Tod am Ostermontag, im Alter von 88 Jahren, war im Vatikan oft zu hören, dass nun ein junger Papst her müsse. Die 133 Kardinäle im Konklave entschieden sich tatsächlich für einen unter ihnen, der vergleichsweise jung ist.

Bisher Pontifikat der leisen Töne

Die ersten Monate verliefen auffallend still. Nach den zwölf Jahren mit Franziskus, die nicht frei von Spannungen waren, wünschen sich viele im Vatikan, dass etwas Ruhe in der Kurie - also dem Machtapparat - einkehrt und auch in der Kirche insgesamt. Polarisierende Äußerungen zum Weltgeschehen sind von Leo nicht zu erwarten. Journalisten bat er, eine Kommunikation zu nutzen, die sich "nicht mit aggressiven Worten bedeckt".

Daran will sich Leo offenbar auch selbst halten. Seine Worte wählt er bei öffentlichen Auftritten mit Bedacht. Mit großer Selbstdisziplin strebt er nach Ansicht von Beobachtern ein Pontifikat der ruhigen Hand an. Wenn er etwa von der Lage im Nahen Osten spricht, versucht er beide Seiten zu erwähnen: Man müsse die Geiseln in der Hand der islamistischen Hamas befreien, aber auch diejenigen retten, die an Hunger leiden und sterben, betonte Leo zuletzt.

Über Russlands Krieg gegen die Ukraine hat er mehrfach Schmerz bekundet und sich mit dem ukrainischen Volk solidarisch gezeigt. Ein "wahrer, gerechter und dauerhafter Frieden" müsse her. Um einen solchen auszuloten, bot er den Vatikan als Ort für Friedensgespräche an, ohne dass daraus etwas wurde.

Noch gilt für Leo in seiner neuen Rolle als Oberhaupt der katholischen Kirche eine Art Schonzeit. Jetzt, nach den Sommerferien, die er in der Papstresidenz in Castel Gandolfo außerhalb von Rom verbrachte, dürfte es etwas konkreter werden: mehr Termine, erste Auslandsreisen und möglicherweise auch schon die erste Enzyklika, wie die wichtigen Lehrschreiben der katholischen Kirche heißen. So etwas nutzen neue Päpste häufig als eine Art Regierungserklärung.

Einheit der katholischen Kirche im Fokus

Geboren 1955 im US-amerikanischen Chicago als Sohn von Eltern mit französisch-spanisch-italienischen Wurzeln, studierte Leo zunächst Mathematik, bevor er 1977 dem Augustinerorden beitrat. 1982 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Später promovierte er dort in Kirchenrecht.

Ab Mitte der 1980er Jahre war er als Missionar in Peru tätig. Dort gründete er Pfarreien, leitete ein Priesterseminar und war in der Bischofsausbildung aktiv. 2015 ernannte ihn Franziskus zum Bischof von Chiclayo, einer Diözese im Norden des Landes. Dort erhielt er auch die peruanische Staatsangehörigkeit. Als Staatschef des Vatikans hat er nun sogar eine dritte.

2023 folgte der Aufstieg zum Leiter des Dikasteriums für die Bischöfe - jener Vatikanbehörde, die weltweit Bischöfe auswählt. Im selben Jahr wurde er Kardinal. Gut anderthalb Jahre später war er dann Papst. Seine Biografie dürfte auch einer der Gründe dafür gewesen sein, dass er am 8. Mai gewählt wurde: Mit US-amerikanischer Herkunft, lateinamerikanischer Prägung und römischer Führungserfahrung soll er der katholischen Kirche Einheit vermitteln.

Unter Ordensbrüdern im Vatikan

Wie Leo seinen ersten Geburtstag im Amt feiern wird, ist unklar. Franziskus setzte auf Bescheidenheit und feierte, wenn überhaupt, zusammen mit den Kindern und Familien einer Sozial- und Fürsorgeeinrichtung. Leo unterscheidet sich bisher vor allem bei Äußerlichkeiten von seinem Vorgänger: Er kleidet sich auffälliger, trägt häufiger Ornat und fährt auch größere Autos als Franziskus.

Wie die früheren Päpste will Leo auch wieder in den Apostolischen Palast ziehen. Aber nicht allein, wie die italienische Zeitung "La Repubblica" berichtete. Augustiner legen großen Wert auf Gemeinschaft - entsprechend soll der Plan entstanden sein, bei Leos baldigem Umzug auch eine kleine Gemeinschaft von Augustinern mit in den Apostolischen Palast zu nehmen. Bislang wohnt Leo noch in seiner Wohnung im Palazzo del Sant'Uffizio.

Doch erst einmal müssen die Renovierungsarbeiten in der neuen Unterkunft abgeschlossen werden. Diese sollen bis Ende September andauern, angeblich wird für die Beherbergung der Ordensbrüder sogar die Papstwohnung umgebaut. Dass Leo also schon mit seinen Augustinern im Apostolischen Palast Geburtstag feiern wird, ist sehr unwahrscheinlich. Aber dafür dann vielleicht schon nächstes Jahr.

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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

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