Putins Nato-Test: Wie Moskau mit Drohnen über Polen die Nato testen will
Die Bilder aus Polen sind weitaus mehr als nur ein weiterer Zwischenfall im Schatten des Ukraine-Krieges. Russische Drohnen im Luftraum eines Nato-Mitglieds sind kein Versehen - sie sind eine Botschaft. Ein Kommentar.
Von news.de-Redakteur Felix Schneider - Uhr
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- Russische Drohnen sind in den polnischen Luftraum vorgedrungen
- Polen rief als Reaktion auf die Provokation den Artikel 4 der Nato an
- Jetzt kommt es auf die Reaktionen der Bündnispartner an
Während russischer Angriffe auf die Ukraine hat die polnische Luftwaffe mehrere Drohnen vernichtet, die in den Luftraum des Nato-Staates vorgedrungen waren. Behördenangaben zufolge konnten die Trümmer von mehr als einem Dutzend der unbemannten Flugobjekte geborgen werden. Beim Vordringen der Drohnen in eine Nato-Zone handelt es sich nicht um ein Versehen, sondern eine klare Provokation.
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Drohnen über Polen als gezielte Strategie zur Verunsicherung
Nur die Ukraine tagein, tagaus zu terrorisieren scheint Moskau nicht mehr auszureichen. Mit den in Polen abgeschossenen Drohnen könnte eine neue Eskalationsstufe erreicht sein. Dass die Flugobjekte keine bedauerliche Ausnahme waren, ist wohl klar. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Art Test am Nato-Bündnis - eine Strategie, die Grenzen abtasten, Schwächen ausloten und Verunsicherung säen soll. Der Drohnenflug über die polnische Grenze dient dabei praktisch als Stimmungsbarometer für die Nato.
Polen ruft Bündnispartner auf den Plan - was nun?
Denn: Polens Luftraum ist natürlich gleichzeitig auch Nato-Luftraum. Jeder Überflug, jede Grenzverletzung durch russische Drohnen ist nicht nur eine Provokation gegen Warschau, sondern eine Herausforderung an das gesamte Verteidigungsbündnis. Dass Polen nun Artikel 4 der Nato angerufen hat, ist ein Fingerzeig an die westlichen Bündnispartner in Berlin, Paris und Washington. Ducken sich diese weiterhin weg, könnte der Kreml in Zukunft deutlich häufiger und aggressiver provozieren.
Zum Hintergrund:Alle Infos zu Artikel 4 und 5 des Nordatlantik-Vertrags finden Sie hier.
Wie bereit ist die Nato, gegen Russland vorzugehen?
Das Bündnis sei bereit, jeden Zentimeter des Nato-Gebiets zu verteidigen, erklärte Nato-Generalsekretär Mark Rutte jüngst. Ganz so einfach scheint es allerdings nicht zu sein. Nicht ohne Grund spricht die Nato bisher nicht von einem gezielten Angriff Russlands. Täte sie es, dann würde Artikel 5 des Nordatlantikvertrags, die Beistandsklausel, in Aktion treten. Das würde zwar nicht zwingend den Einsatz militärischer Mittel bedeuten, würde die Nato jedoch final zum Handeln zwingen.
Unschöne Aussichten für das Nordatlantik-Bündnis
Doch die Reaktion, die sich Polen wünscht - nämlich, dass die Nato eine klare Kante zeigt und Russland für die dreisten Provokationen sanktioniert - bleibt aller Wahrscheinlichkeit nach vorerst aus. Angesichts des aktuell unsicheren Bündnispartners Donald Trump und der Annahme, dass diese Provokation Moskaus gegen die Nato bei weitem nicht die letzte ihrer Art gewesen sein dürfte, handelt es sich hierbei nicht gerade um positive Nachrichten.
Je öfter Russland mit derartigen Provokationen Grenzen überschreitet und rote Linien verwischt, desto größer wird die Gefahr einer direkten Konfrontation. Und diese könnte mit dem derzeit deutlich gelockerten Bündnis eine erhebliche Gefahr darstellen.
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