Ukraine-Krieg aktuell: Kampfjets schießen Putin-Drohnen über Polen ab - Merz verurteilt Attacke
Polnische Kampfjets feuerten in der Nacht auf russische Drohnen, die während der Angriffe auf die Ukraine in Nato-Territorium eindrangen. Die Behörden forderten die Bürger auf, in ihren Häusern zu bleiben. Jetzt soll Artikel 4 des Nato-Vertrags greifen.
Erstellt von Tobias Rüster - Uhr
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- Nato alarmiert: Putin-Drohnen über Polen abgeschossen
- Polen verschärft Kurs gegen Putins Luftraumverletzungen
- Wladimir Putin: Polen rüstet auf - Schlüsselrolle für Ukraine-Hilfe
Die polnische Luftwaffe hat während russischer Angriffe auf die Ukraine mehrere Drohnen vernichtet, die in den Luftraum des Nato-Staates vorgedrungen waren. Nach Behördenangaben sind bis zum Abend die Trümmer von mehr als einem Dutzend unbemannter Flugobjekte gefunden worden. Das Oberkommando der Streitkräfte bestätigte die laufenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Flugobjekte. Die Behörden forderten die Bürger auf, in ihren Häusern zu bleiben und offizielle Anweisungen zu befolgen. Bereits zuletzt ließ Polen Nato-Jets aufsteigen.
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Die Drohnen stammen nach Angaben der polnischen Regierung aus Russland. Es sei das erste Mal, dass russische Drohnen über dem Territorium der Nato abgeschossen worden seien, sagte Regierungschef Donald Tusk. Alle Bündnispartner nähmen den Vorfall sehr ernst. Nach dem Abschuss hat Polen Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt. Das sagte Regierungschef Donald Tusk in Warschau. Der Artikel sieht Beratungen mit den Verbündeten vor, wenn sich ein Nato-Staat von außen gefährdet sieht.
Friedrich Merz verurteilt Putins Drohnen über Polen
Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Verletzung des polnischen Nato-Luftraums mit Militärdrohnen scharf verurteilt. "Russland hat Menschenleben in einem Staat gefährdet, der der Nato und der EU angehört", erklärte der CDU-Chef in Berlin. Dieses rücksichtslose Vorgehen reihe sich ein in eine lange Kette von Provokationen im Ostseeraum und an der Ostflanke der Nato. "Die Bundesregierung verurteilt dieses aggressive russische Vorgehen auf das Schärfste", betonte Merz.
Polen habe seine Nato-Verbündeten am Morgen über die Verletzung des Luftraums durch bewaffnete russische Drohnen informiert. "Es ist gut, dass Polen zusammen mit den Nato-Verbündeten diese Gefahr rechtzeitig erkennen und ausräumen konnte", erklärte Merz. Die Nato sei und bleibe verteidigungsbereit.
Nato alarmiert: Putin-Drohnen über Polen abgeschossen
Als Reaktion auf die Luftraumverletzung stellten vier polnische Flughäfen ihren Betrieb ein. Ministerpräsident Donald Tusk erklärte, dass Waffensysteme gegen die Flugobjekte zum Einsatz gekommen seien. Er stehe in permanentem Austausch mit der militärischen Führung, dem Verteidigungsressort und dem Staatspräsidenten. Die genaue Anzahl der eingedrungenen Drohnen blieb zunächst unklar.
- Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz bestätigte, dass die Nato-Führung über den Vorfall unterrichtet wurde. Die Heimatschutz-Einheiten erhielten den Auftrag, nach Überresten der vernichteten Drohnen zu fahnden. Der Minister warnte die Bevölkerung davor, sich gefundenen Trümmerteilen zu nähern und riet, umgehend die Polizei zu verständigen.
- Der internationale Flughafen Warschau-Chopin sowie die Airports in Lublin und Rzeszow im Ostteil des Landes stellten ihren Flugverkehr ein. Nach Angaben der US-Luftfahrtbehörde FAA erfolgte die Schließung des Hauptstadtflughafens "aufgrund ungeplanter militärischer Aktivitäten im Zusammenhang mit der Gewährleistung der staatlichen Sicherheit". Die Flughafenverwaltung bestätigte, dass wegen der Armeeoperationen Teile des polnischen Luftraums gesperrt wurden.
Drohnentrümmer beschädigen Dach von Wohnhaus in Ostpolen
Im ostpolnischen Dorf Wyriki ist das Dach eines Wohnhauses von Trümmern einer abgeschossenen Drohne getroffen worden. Das meldete die polnische Nachrichtenagentur PAP. Verletzt wurde niemand.
Im örtlichen Medienberichten wurde ein Bild des stark beschädigten Dachstuhls des Gebäudes gezeigt. Das Haus stehe mitten im Zentrum des Dorfes zwischen Gemeindeverwaltung und der örtlichen Grundschule, hieß es. Wyriki liegt in der Wojwodschaft Lublin und ist etwa 15 Kilometer von der Grenze zu Belarus und um die 35 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.
Weitere Trümmerteile wurden in der Nähe des ostpolnischen Biala Podlaska gefunden. Bisher gibt es keine Berichte über Verletzte, nachdem in der Nacht mehr als ein Dutzend Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen und abgeschossen worden waren.
Polen verschärft Kurs gegen Putins Luftraumverletzungen
Die polnische Regierung kündigte ein entschiedeneres Vorgehen gegen zukünftige Verletzungen ihres Luftraums an. Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysz hatte bereits zuvor erklärt, dass Drohnen künftig abgeschossen werden könnten, sofern dies vertretbar sei. Die Entscheidung darüber solle die Armee je nach Situation treffen.
- In den zurückliegenden Wochen waren wiederholt Drohnen in polnisches Territorium eingedrungen und dort abgestürzt. Bei diesen Vorfällen kam niemand zu Schaden.
Die aktuelle Eskalation mit dem Abschuss mehrerer Flugobjekte markiert eine deutliche Verschärfung der polnischen Verteidigungsstrategie gegen unerlaubte Eindringlinge in den nationalen Luftraum.
Wladimir Putin: Polen rüstet auf - Schlüsselrolle für Ukraine-Hilfe
Als EU- und Nato-Mitglied fungiert Polen als zentraler politischer und militärischer Partner der angegriffenen Ukraine. Das Land nimmt eine Schlüsselposition als logistisches Zentrum für westliche Militärhilfe an Kiew ein. Gleichzeitig sieht sich Polen selbst durch Russland gefährdet und investiert massiv in seine Verteidigung.
- Die strategische Bedeutung Polens zeigt sich in seiner Funktion als Transitland für Waffenlieferungen und Unterstützungsgüter.
- Die geografische Lage macht das Land zur unverzichtbaren Verbindung zwischen westlichen Unterstützern und der Ukraine.
- Diese exponierte Position verstärkt die polnischen Sicherheitsbedenken und treibt die umfangreichen Aufrüstungsbemühungen voran.
Russisches Verteidigungsministerium bestreitet Angriffspläne
Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben keine Angriffe in Polen beabsichtigt. Es sei nicht geplant worden, Objekte in Polen anzugreifen, teilte das Ministerium bei Telegram mit. Ohne die Luftraumverletzung konkret einzuräumen, erklärte sich das Militär in Moskau bereit, das Thema mit dem polnischen Verteidigungsministerium zu erörtern.
"Die maximale Reichweite der im Angriff eingesetzten russischen Drohnen, die angeblich die Grenze zu Polen überschritten haben, übersteigt 700 Kilometer nicht", hieß es weiter in der Mitteilung. Allerdings hat Russland in der Vergangenheit mit Drohnen auch in der Westukraine schon Ziele attackiert, die weiter als 700 Kilometer von der Grenze entfernt liegen. Zudem ist die Reichweite russischer Drohnen nach Berichten kremlnaher Medien deutlich höher als nun vom Verteidigungsministerium angegeben.
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rut/news.de/dpa
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