Donald Trump : Strafzölle abgewendet – doch Ursula von der Leyens Deal sorgt für Ärger in der Union

Ursula von der Leyen einigt sich mit Donald Trump auf neue Zölle, doch statt Erleichterung herrscht Kritik. Experten und Politiker warnen: Der Deal sei teuer und enttäuschend für die deutsche Wirtschaft.

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Donald Trump: Zoll-Einigung mit Ursula von der Leyen - Union spricht von "schmerzhaftem Kompromiss". (Foto) Suche
Donald Trump: Zoll-Einigung mit Ursula von der Leyen - Union spricht von "schmerzhaftem Kompromiss". Bild: picture alliance/dpa/AP | Jacquelyn Martin
  • Neuer Zollsatz von 15 % statt drohender 30 % auf EU-Exporte
  • Stahl und Aluminium bleiben weiter stark besteuert
  • Union kritisiert: "Nur Schadensbegrenzung statt echter Fortschritt"

Nach langem Hin und Her ist die Entscheidung gefallen: Die EU und die USA konnten sich im Handelsstreit auf eine Zollregelung einigen. Doch der Jubel bleibt aus. In Berlin und Brüssel regt sich laut "Bild" scharfe Kritik. Vor allem aus der eigenen Partei von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

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Was steckt hinter dem neuen Zoll-Deal mit den USA?

Kurz vor Ablauf der Frist haben sich US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf ein Handelsabkommen verständigt. Der Kern der Vereinbarung: Für viele europäische Produkte, insbesondere aus dem Automobilsektor, gilt künftig ein Einfuhrzoll von 15 Prozent beim Export in die USA. Das klingt nach Entspannung, denn zuvor drohte Washington mit deutlich drastischeren Maßnahmen.

Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Die Einigung bleibt ein Kompromiss mit Haken. Von den ursprünglich angedrohten 30 Prozent Strafzoll bleibt die EU verschont, dafür müssen sich Unternehmen nun auf dauerhaft erhöhte Sätze einstellen.

Wie reagieren Politiker und Wirtschaftsexperten auf den Deal?

Manfred Weber, Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), spricht gegenüber "Bild" offen von einer Schadensbegrenzung. Zwar könne die Vereinbarung einen größeren wirtschaftlichen Schaden abwenden, doch ein echter Fortschritt sei sie nicht. "Das ist lediglich Schadensbegrenzung", so Manfred Weber. Europa müsse künftig eigenständiger werden und verlässliche Partner außerhalb der USA suchen.

Auch Andreas Lenz, wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, findet deutliche Worte: "15 Prozent sind besser als 30, aber es bleibt ein schmerzhafter Kompromiss." Die höheren Zölle würden letztlich sowohl Betriebe als auch Verbraucher belasten.

Was bedeutet der Zoll-Kompromiss für die deutsche Autoindustrie?

Für die Automobilbranche bringt die Einigung zumindest kurzfristig Erleichterung. Ursprünglich wollte Donald Trump die Einfuhrzölle für Autos auf 25 Prozent erhöhen. Nun liegt der neue Satz bei 15 statt wie bisher 27,5 Prozent. Bundeskanzler Friedrich Merz lobt daher die Einigung als wichtiges Signal für den Exportstandort Deutschland.

Doch Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnt: Auch 15 Prozent seien eine spürbare Belastung. Zumal deutsche Hersteller ohnehin unter wachsendem Druck stehen. "Gut ist nur, dass noch höhere Zölle vermieden wurden", so die Ökonomin zu "Bild".

Wird Stahl und Aluminium zum Stolperstein in den transatlantischen Beziehungen?

Ein besonders heikler Punkt bleibt ungelöst: Stahl- und Aluminiumexporte aus Europa in die USA unterliegen weiterhin Strafzöllen von bis zu 50 Prozent und sind nicht Teil der neuen Vereinbarung. Für Wolfgang Niedermark vom BDI ist das ein herber Rückschlag. Das Fehlen einer Lösung sende "ein fatales Signal" an die eng verzahnte Wirtschaft beider Kontinente.

Wie riskant ist der Deal für die europäische Wirtschaft?

Kritik kommt auch von Markus Ferber (CSU), einem EU-Abgeordneten. Er sieht den Deal als verpasste Chance: "Unser Ziel war der vollständige Zollabbau – jetzt zahlen wir 15 Prozent. Das trifft vor allem die deutsche Exportwirtschaft." Auch Michael Jäger vom Europäischen Steuerzahlerbund warnt: Die Belastung für Unternehmen sei hoch und Donald Trump als Verhandlungspartner bleibe unberechenbar.

Was soll Europa den USA liefern und was erhält es dafür?

Als Teil der Vereinbarung will die EU künftig Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar (638.615.821.500,00 Euro) aus den USA beziehen und rund 600 Milliarden Dollar (510.892.657.200,00 Euro) in der US-Wirtschaft investieren.

Am Ende bleibt eine gemischte Bilanz: Zwar wurde ein Handelskrieg abgewendet, doch echte Erleichterung sieht anders aus. Viele Stimmen aus Politik und Wirtschaft fordern nun ein strategisches Umdenken. Europa müsse unabhängiger werden und künftige Handelskonflikte mit mehr Rückgrat und weniger Zugeständnissen begegnen.

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