Strafgebühr von bis zu 100 Euro: So wollen Ärzte gesetzlich Versicherte zur Kasse bitten

Wer dringend auf einen Facharzttermin angewiesen ist, kennt das Dilemma langer Wartezeiten aus eigener Erfahrung. Dafür soll einem Vorschlag der Kassenärzte künftig härter gegen Terminschwänzer vorgegangen werden - Strafgebühr inklusive.

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Wer einen Facharzt-Termin schwänzt, soll künftig als gesetzlich versicherte Person bis zu 100 Euro Strafgebühr zahlen müssen, fordern Deutschlands Kassenärzte. (Foto) Suche
Wer einen Facharzt-Termin schwänzt, soll künftig als gesetzlich versicherte Person bis zu 100 Euro Strafgebühr zahlen müssen, fordern Deutschlands Kassenärzte. Bild: picture alliance/dpa | Daniel Karmann
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Wer als gesetzlich krankenversicherte Person kurzfristig einen Facharzttermin benötigt, wird bei der Terminanfrage in der Praxis meist mit langen Wartezeiten oder einem Aufnahme-Stopp für Neupatienten konfrontiert. Die andere Seite der Medaille sorgt hingegen bei den Medizinern für Frust, denn immer häufiger werden vereinbarte Termine von Patientinnen und Patienten ohne vorherige Absage einfach geschwänzt. Dem soll nun, wenn es nach den Kassenärzten geht, mit einer Strafgebühr ein Riegel vorgeschoben werden.

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Den Vorschlag aus der Ärzteschaft erläuterte Jakob Maske, seines Zeichens Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, gegenüber der "Bild". Um Terminschwänzer zu bestrafen, sollen demnach Kassenpatienten, die fest gebuchte Termine ohne Rückmeldung schleifen lassen, bis zu 100 Euro Strafgebühr zahlen. "Es ist nicht mehr zu akzeptieren, dass Patienten Termine verbindlich vereinbaren und diese nicht wahrnehmen." Damit nähmen sie anderen Patienten dringend benötigte Termine weg. "Um Patienten dafür zu sensibilisieren, wäre ein Ausfallhonorar von bis zu 100 Euro, je nach Länge des vorgesehenen Termins, erforderlich", sagte Maske.

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So viele Patienten lassen ihre Arzttermine ohne Absage verfallen

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte, mittlerweile würden 10 bis 20 Prozent der gebuchten Arzttermine nicht mehr wahrgenommen. Er forderte eine Ausfallgebühr für Patienten "in Höhe von 10 bis 20 Euro, die heutzutage in fast allen Lebensbereichen üblich ist". Diese Gebühr für das Nichterscheinen von Patienten sollte von den Krankenkassen zu zahlen sein, sagte Gassen. 

Debatte über Strafgebühren für Kassenpatienten nimmt erneut an Fahrt auf

 

Die Diskussion über Strafgebühren für ungenutzte Arzttermine kommt immer wieder hoch. So hatte Gassen bereits im September gesagt: "Angemessen wäre eine von den Krankenkassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann unentschuldigt nicht wahrnehmen."

In den laufenden Koalitionsverhandlungen von Union und SPD hatte sich die Arbeitsgruppe Gesundheit mit dem Problem befasst, dass viele gesetzlich versicherte Patienten nur schwer an Facharzttermine kommen. Die AG schlug ein "verbindliches Primärarztsystem" vor. Der Hausarzt soll dabei erste Anlaufstelle für Patienten sein und diese nur im Bedarfsfall an Fachpraxen weiterleiten. Union und SPD versprechen sich von den Maßnahmen insgesamt eine schnellere Terminvergabe sowie eine zielgerichtetere Versorgung.

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/news.de/dpa

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