Nach dem Rassismus-Eklat auf Sylt steht nun ein mögliches Songverbot auf Volksfesten im Raum. Im Netz regt sich Widerstand. Eines der Feindbilder: Annalena Baerbock. Mit einem bizarren Meme soll die Grünen-Politikerin verhöhnt werden.
- Mögliches Verbot von "L'amour toujours" bei Volksfesten stößt auf Widerstand
- Bizarres Meme soll Annalena Baerbock verhöhnen
- Warum trifft die Grünen-Politikerin besonders viel Hass?
Der Song "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino wird seit Monaten für rassistische Parolen missbraucht. Ein Video mit grölenden Partygästen auf der Nordseeinsel Sylt sorgte kürzlich für Empörung in ganz Deutschland. Um derartige Vorfälle zu verhindern, soll das Lied auf einigen Volksfesten wie dem Münchner Oktoberfest und dem Cannstatter Volksfest nun gar nicht erst gespielt werden. Im Netz regt sich Widerstand - mit teils ungewöhnlichen Feindbildern.
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Annalena Baerbock mit Corsage und reichlich Spitze - X-Nutzer verhöhnt Grünen-Politikerin mit KI-Foto
Zahlreiche Memes kursieren bereits in den sozialen Netzwerken, die das mögliche Verbot des Partysongs kritisieren. Darunter auch ein KI-Bild auf der Plattform X (ehemals Twitter), das Annalena Baerbock in historischem Gewand mit Corsage und reichlich Spitze zeigt. Die Grünen-Politikerin trägt auf dem Foto eine kunstvolle Hochsteckfrisur samt Diadem sowie einen weißen Sonnenschirm. Der Look erinnert an die Netflix-Serie "Bridgerton". Im Hintergrund läuft eine Akkordeon-Version von "L'amour toujours". "Never kill the Music" (auf Deutsch: "Töte niemals die Musik"), heißt es in dem Tweet. Dazu die Hashtags #LAmourTourjours, #Sylt, #Baerbock und #Gruene.
Die Wut des Erstellers richtet sich eindeutig gegen Annalena Baerbock. Doch die 43-Jährige hat sich überhaupt nicht für ein mögliches Songverbot ausgesprochen. Sie hat sich auch nicht öffentlich zum Sylt-Skandal geäußert. Warum sich der X-Nutzer an der Außenministerin abarbeitet, bleibt unklar.#LAmourToujours#Sylt#Baerbock
— Digital_Argonauten (@DAngel2055) May 29, 2024
SATIRE DELUXE
I AM A LADY ????????????????????????????#Gruene
Never kill the Music !!!!!!!! pic.twitter.com/Izkt65oT8y
Woher stammt der Hass auf die Grünen?
Der Hass auf die Grünen, allen voran Annalena Baerbock, scheint sich in einigen Bevölkerungsgruppen manifestiert zu haben. Egal was passiert, die Grünen sind schuld. Die Sozialwissenschaftlerin Silke Borgstedt versucht sich im Gespräch mit n-tv an einem Erklärungsversuch. "Es hat immer Menschen gegeben, die einer Partei näher oder ferner sind. Es hat auch immer Bierzeltreden gegeben, bei denen gepoltert und mit einer gewissen Aversion gegen andere Parteien geschossen wurde", sagt die Expertin. "Aber bei den Grünen ist es tatsächlich eine andere Dimension." Der Hass gegen die Grünen rühre laut Borgstedt "von Existenzfragen und der Befürchtung, dass der ökologische Umbau der Gesellschaft zu kurzfristigen Jobs, weniger Geld und mehr Belastungen führt". Und weiter: "Auf der Suche nach Schuldigen und einer einfachen Lösung ist es eine Entlastung, ein gemeinsames Feindbild zu haben."
Laut Borgstedt zeuge diese Härte und Kompromisslosigkeit von einem sich verändernden Demokratieverständnis. "Demokratie wird nicht länger mit Diskussionen und dem Ringen um Kompromisse verbunden, sondern sehr stark mit dem Gedanken: Demokratie ist immer dann, wenn passiert, was ich will. Das liegt auch daran, dass die Grünen teilweise - das klingt naiv - zu ehrlich agieren. Sie sprechen Themen wie Verlust offen an oder stellen neue Formen des Wohlstands in den Raum. Das wirkt bedrohlich", erklärt die Sozialwissenschaftlerin.
"Junge, kluge und weltgewandte Frau!" Expertin erklärt Hass auf Annalena Baerbock
Fest steht jedoch, dass Annalena Baerbock viel häufiger als andere Politiker von Hass und Hetze im Netz betroffen ist. Das liegt vermutlich nicht nur an ihrer Partei, sondern auch daran, dass sie eine Frau ist. "Die Außenministerin ist nun mal eine junge, kluge, weltgewandte Frau. Eine Feministin, die in ihrer Person für alles Liberal-Aufgeklärte steht. Als Frau zieht sie besonderen Hass auf sich, oft auch einen frauenfeindlichen und sexualisierten Hass", erklärte die Sozialpsychologin Beate Küpper im Interview mit der "Hannoverschen Allgemeinen". "Man meint, dass ihr das Amt nicht zustehe – und schon gar nicht stehe es ihr zu, zu sagen, wo es langgeht."
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bua/fka/news.de