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Massen-Demo in Berlin: Gegen Rechtsextremismus! Hunderttausende Menschen versammeln sich vorm Reichstag

Hunderttausende Menschen machten sich am Samstag mobil, um in Berlin gegen die AfD und Rechtsextremismus zu demonstrieren. Massenweise strömten sie trotz Regens zum Reichstagsgebäude.

In Berlin zogen am Samstag massenweise Menschen gegen rechts vor den Reichstag. (Foto) Suche
In Berlin zogen am Samstag massenweise Menschen gegen rechts vor den Reichstag. Bild: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Der Protest gegen die AfD und Rechtextremismus lässt nicht nach - ganz im Gegenteil. In Berlin versammelten sich am Samstag, den 03.02.2024, massenhaft Menschen vorm Reichstag, um ein Zeichen gegen rechts zu setzen. Auch andernorts ging man auf die Straße.

Anti-AfD-Demo inBerlin: Über 150.000 Menschen protestieren gegen rechts

Berlin wurde am Samstag, den 03. Februar, vor Demonstranten geflutet, die vorm Reichstag ein Zeichen gegen rechts setzten. Wie eine Polizeisprecherin der "Bild"-Zeitung am frühen Samstagnachmittag mitteilte, seien bereits zu dem Zeitpunkt mehr als150.000 Menschen vor Ort gewesen, weitere wurden erwartet. Dem Veranstalter zufolge rechne man insgesamt mit 300.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. "Wir konnten feststellen, dass die Erwartungen des Veranstalters weit übertroffen wurden. Die Kundgebung verläuft ohne Störungen und Zwischenfälle", habe die Polizeisprecherin erklärt.

Überfüllter Berliner Hauptbahnhof wegen Anti-AfD-Demo

Ein Video auf der Plattform x zeigt, wie stark der Andrang aufgrund der Demo am Samstagvormittag am Berliner Hauptbahnhof war. "Der Berliner Hauptbahnhof ist voller Menschen, die zur Demonstration gegen Rechtsextremismus ins Regierungsviertel strömen. S-Bahnen in Richtung Mitte sind so voll, dass keine Menschen mehr reinpassen", heißt es in dem Tweet.

Zudem werden unter dem Hashtag "Wir sind die Brandmauer", der auch das Motto des Protests ist, zahlreiche weitere Eindrücke der Massen-Versammlung, hinter der das Bündnis namens "Hand in Hand" mit mehr als 1300 Organisationen steht, gezeigt. Grünen-Politiker Ricarda Lang war ebenfalls vor Ort, um mit einem Schild mit der Aufschrift "Lieber solidarisch als solide arisch" gegen Rechtsextremismus und rechte Politik zu demonstrieren. "Die AfD lebt von der Lüge dass sie eine schweigende Mehrheit vertritt. Doch jetzt steht die Mehrheit auf. Und sie ist verdammt laut: gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Danke Berlin für 300.000! #WirSindDieBrandmauer", schreibt sie zudem in ihrem Tweet.

Tausende bei Kundgebung für Demokratie und gegen rechts in Dresden

Auch andernorts gingen die Menschen am Samstag auf die Straße. So kam es unter anderem auch in Dresden zu einer großen Anti-AfD-Demo. Mit Fahnen, Bannern und Plakaten haben Tausende Menschen in Dresden für Demokratie und gegen Rechtsextremismus demonstriert. "Heute stehen wir hier zusammen, um das zu verteidigen, was uns ausmacht und verbindet - gegen jedes Fremdheitsgefühl: Wir sind gleich, weil wir alle Menschenkinder sind", sagte der Bischof der evangelischen Landeskirche, Tobias Bilz. Zu der Kundgebung unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer" gegen Hass und Hetze hatten über 200 Organisationen, Institutionen und Initiativen aus Sachsen aufgerufen. "Wir sind 30 000 heute gewesen", sagte eine Sprecherin des Bündnisses. Von der Polizei gab es keine konkreten Angaben zur Teilnehmerzahl.

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Sänger Johannes Strate: "In Deutschland klare Kante zeigen"

"Es ist toll, dass wir in diesen Wochen überall in Deutschland klare Kante zeigen", sagte Sänger Johannes Strate von der Hamburger Band Revolverheld, die das Programm auf der Bühne eröffnete, während sich der Theaterplatz vor der Semperoper stetig weiter füllte. Die Band gab auch den Slogan des Tages vor: "Wir zusammen gegen den Faschismus". In der Menge waren viele Familien, auf teils selbst gefertigten Schildern stand "Bunt statt Braun" oder "Popel gegen Nazis".

"Wir haben gleiche Würde und gleiche Rechte", betonte Bischof Bilz. "Es ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihres Glaubens oder ihrer sozialen Zugehörigkeit zu entwerten." Angesichts der Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung seien die Christen aufgefordert, das Wort zu ergreifen und sich nicht ins Private zurückzuziehen.

Der AfD seine Stimme zu geben, bedeute, "Rechtsextreme und Rassisten wieder salonfähig zu machen", warnte ein Vertreter der Jüdischen Gemeinden. Es brauche den massenhaften Widerstand der Zivilgesellschaft, damit sich die Untaten des Nationalsozialismus nie wiederholten.

Die Organisatoren sprachen in einer Bilanz von einem "starken Zeichen gegen Rechtsruck und Rechtsextremismus und für Demokratie" aus Dresden. "Von allen demokratischen Parteien fordern wir, sich klar von der AfD abzugrenzen und in keiner Weise mit ihr zu kooperieren." Brandmauer bedeute auch, sich der AfD und ihren Inhalten nicht anzunähern. "Auf Rechtsruck mit Rechtsruck antworten ist keine Lösung!"

Auf dem prominenten Platz in der Altstadt hatte sich jahrelang die islam- und ausländerfeindliche Pegida-Bewegung versammelt. Am vorletzten Januar-Wochenende waren dort bis zu 40 000 Menschen unter dem Slogan "Zusammen gegen Rechts" auf die Straße gegangen. Auch in Leipzig und Chemnitz sowie kleineren sächsischen Städten kam es damals und seitdem immer wieder zu Kundgebungen.

Erneut demonstrieren Tausende gegen rechts in NRW

Bei Demonstrationen in Nordrhein-Westfalen haben am Samstag ebenfalls erneut Tausende Bürgerinnen und Bürger gegen Rechtsextremismus protestiert. In Krefeld kamen nach Polizeiangaben rund 10 000 Menschen zusammen. Zur Teilnahme aufgerufen hatte dort ein breites Bündnis unter anderem von Vereinen, Initiativen, Parteien, Gewerkschaften und Religionsgemeinschaften. Das Motto lautete "Krefeld verteidigt rote Linie der Demokratie".

In Schwelm gingen nach Polizeiangaben mehr als 2500 Menschen auf die Straße. Die Demonstration stand unter dem Motto "Für Rechtsstaat und Demokratie". In Herdecke versammelten sich laut Polizei mehr als 500 Menschen. Aufgerufen hatte ein Aktionsbündnis "Herdecke steht auf - Für Vielfalt und Demokratie". In Würselen nahmen nach Polizeiangaben mehr als 500 Menschen an einer Demo teil. Sie stand unter dem Motto "Würselen zusammen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie".

Das Internetportal "Zusammen gegen Rechts" verzeichnete für Samstag mehr als 20 Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen, für Sonntag weitere sieben.

NRW-Innenminister Reul: Demos gegen rechts setzen die Szene unter Druck

 

Die Demos gegen rechts setzen NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zufolge die Szene unter Druck. "Wenn die Mitte der Gesellschaft für Demokratie und Toleranz aufsteht, trifft das die Intoleranten und Demokratiefeinde", sagte Reul der "Westdeutschen Allgemeinen" (WAZ, Samstag). Er rief dazu auf, im Einsatz gegen Rechtsextremismus nicht nachzulassen, "auch am Stammtisch, beim Straßenfest, am Arbeitsplatz und in der WhatsApp-Gruppe".

Auslöser für die Massen-Demonstrationen der vergangenen Tage und Wochen ist ein Bericht des Essener Recherchezentrum "Correctiv" über ein geheimes Treffen hochrangiger AfD-Politker mit Rechtextremisten am 25. November in Potsdam, bei dem es unter dem Begriff "Remigration" um die Vertreibung vieler Menschen ausländischer Herkunft aus Deutschland ging. Auch einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion nahmen an diesem teil.

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/news.de/dpa

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