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Ukraine-Krieg heute im News-Ticker: US-Institut sicher: Kreml wird Lage in Israel für Krieg in Ukraine nutzen

Der ukrainische Präsident Selenskyj will sich auf Moskaus Angriffe im nächsten Winter vorbereiten. Kremlchef Putin feiert derweil seinen 71. Geburtstag. Alle News zum Ukraine-Krieg lesen Sie hier.

Reste eines zerstörtes Gebäudes stehen nach einem russischen Raketenangriff in dem Dorf Hroza. Im ostukrainischen Gebiet Charkiw sind Behördenangaben zufolge bei einem russischen Angriff mindestens 51 Menschen getötet worden. (Foto) Suche
Reste eines zerstörtes Gebäudes stehen nach einem russischen Raketenangriff in dem Dorf Hroza. Im ostukrainischen Gebiet Charkiw sind Behördenangaben zufolge bei einem russischen Angriff mindestens 51 Menschen getötet worden. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alex Babenko

Auch die Ukraine steht im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg unter dem Eindruck der Gewalt in Israel. Der ukrainische Präsident Selenskyj verurteilt den Terror dort und im eigenen Land. Ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Entwicklungen am 08.10.2023 im Überblick

+++US-Institut: Kreml wird Lage in Israel für Krieg in Ukraine nutzen +++

 

Russland wird aus Sicht von US-Experten die Angriffe der islamistischen Hamas gegen Israel auch für seinen Krieg gegen die Ukraine auszunutzen. In einer Informationskampagne werfe der Kreml dem Westen vor, die Konflikte im Nahen Osten zugunsten der Unterstützung für die Ukraine vernachlässigt zu haben, schrieb das Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington am Samstag (Ortszeit) in einer Analyse. Die Experten verwiesen etwa darauf, dass das russische Außenministerium den Westen beschuldigt habe, zuletzt die Bemühungen des Nahost-Quartetts, zu dem neben Russland die USA, die EU und die Vereinten Nationen gehören, blockiert zu haben.

Russland hat nach Angaben des Außenministeriums in Moskau auch Kontakte zur islamistischen und im Gazastreifen herrschende Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft wird. So führte etwa der Nahost-Beauftragte des Kreml, Vizeaußenminister Michail Bogdanow, mehrfach in diesem Jahr Gespräche mit Hamas-Vertretern - am Telefon und bei persönlichen Begegnungen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow wies nach Angaben des Ministeriums auch am Samstag wieder auf Moskaus Initiative für eine Zweistaatenlösung hin.

Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew, der Vizechef im nationalen russischen Sicherheitsrat ist, meinte im Nachrichtenkanal Telegram, dass die Gewalt zwischen der Hamas und Israel zu erwarten gewesen sei. "Damit hätten sich mal Washington und seine Verbündeten beschäftigen sollen", schrieb Medwedew. Die USA seien in dem Konflikt zwischen Israel und Palästina ein Schlüsselakteur.

Statt sich mit einer israelisch-palästinensischen Lösung zu befassen, hätten diese "Trottel" sich aber in Russlands Angelegenheiten eingemischt, meinte Medwedew. Sie hätten mit ihrer Unterstützung für die Ukraine zwei sich nahe stehende Völker gegeneinander aufgebracht. Russland hatte den Krieg gegen die Ukraine im Februar 2022 begonnen.

Russische Kommentatoren gingen davon aus, dass der Krieg der Hamas gegen Israel die Aufmerksamkeit von der Ukraine ablenken werde, weil der Westen nun das «ewige Feuer» im Nahen Osten löschen wolle. Russische Politiker äußerten indes die Hoffnung, dass etwa die wegen Moskaus Krieg gegen die Ukraine nach Israel geflohenen IT-Spezialisten und andere Experten vor der neuen Gewalt dort fliehen und in ihre Heimat zurückkehren könnten. Israel gehört zu den begehrtesten Auswanderungszielen für Russen mit jüdischen Wurzeln, die dort vergleichsweise leicht die Staatsbürgerschaft bekommen.

+++ Großbritannien: Ukraine hat Geländegewinne im Osten verbucht +++

 

Die Ukraine hat nach britischer Einschätzung in den vergangenen Monaten Territorium im Osten des Landes rund um Welyka Nowosilka im Gebiet Donezk zurückgewonnen. "Im Laufe des Sommers hat die Ukraine mit ziemlicher Sicherheit mindestens 125 Quadratkilometer Land auf dieser Achse befreit", schrieb das britische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem täglichen Update.

In der Gegend westlich der Stadt Wuhledar sei es in den vergangenen vier Wochen relativ ruhig geworden, teilten die Briten auf der Plattform X (früher Twitter) mit. Die Kämpfe seien weniger heftig als noch im Juni und Juli.

Russische Streitkräfte blieben wahrscheinlich in einer defensiven Haltung, um sich gegen mögliche künftige Angriffe der Ukraine zu schützen, schrieb das Ministerium in London. "Es ist unwahrscheinlich, dass es dort auf der Achse einen signifikanten Rückzug russischer Streitkräfte in den kommenden sechs Wochen geben wird."

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

+++Ukrainische Armee spricht von Erfolgen im Süden +++

Bei den Kämpfen im Süden der Ukraine sind die russischen Verluste nach Angaben aus Kiew erheblich gestiegen. Die russischen Besatzer hätten innerhalb von 24 Stunden 338 Kämpfer und Dutzende Einheiten Kampftechnik verloren, teilte der Kommandeur des südlichen Frontabschnitts "Taurien", Brigadegeneral Olexander Tarnawskyj mit. Demnach kommen die ukrainischen Truppen im Gebiet Saporischschja voran. Es gebe dort "teilweise Erfolge" nördlich der Dörfer Kopani und Nowoprokopiwka, sagte er.

In dieser Region kämpfen sich ukrainische Truppen seit Wochen durch stark befestigte russische Verteidigungslinien mit Minenfeldern, Panzersperren und Schützengräben hindurch. Die Kämpfe bei Kopani und Nowoprokopiwka deuten darauf hin, dass die Ukrainer ihre Einbruchstelle in die russische Abwehr verbreitern.

Der ukrainische Generalstab informierte in seinem abendlichen Lagebericht unter anderem über insgesamt zwölf im Gebiet Donezk im Osten des Landes abgewehrte russische Angriffe. Insgesamt gab es im Kriegsgebiet am Samstag demnach 50 Gefechte. Die ukrainischen Streitkräfte führen seit Monaten eine Gegenoffensive zur Befreiung der südlichen Gebiete Cherson und Saporischschja sowie der östlichen Regionen Donezk und Luhansk, die jeweils teils von russischen Truppen besetzt sind.

Auch südlich der Stadt Bachmut im Osten gebe es bei dem Dorf Andrijiwka «teilweise Erfolge», hieß es in Kiew. Während Bachmut im Gebiet Donezk selbst in russischer Hand ist, haben die Ukrainer in den vergangenen Wochen eine strategisch wichtige Eisenbahnstrecke südlich davon zurückerobert. Sie dehnen nun ihre Stellungen auf der anderen Seite der Bahn aus.

Die Militärangaben sind oft nicht unabhängig überprüfbar. Allerdings erwähnte auch das Institut für Kriegsstudien ISW in den USA dieses ukrainische Vordringen in seinem neuen Bericht. Zugleich schrieben die Experten, es sei der russischen Armee gelungen, im Süden trotz des ukrainischen Drucks Truppenteile auszutauschen.

Angriffe russischer Bodentruppen konzentrierten sich den ukrainischen Angaben zufolge auf die Frontabschnitte Kupjansk und Lyman im Osten sowie Awdijiwka und Marjinka nahe Donezk. Sie seien aber abgewehrt worden, hieß es. Die Front ist etwa 1.000 Kilometer lang.

+++ Russland wirft Ukraine "Terror" gegen Krim vor +++

In Russland warf das Verteidigungsministerium den ukrainischen Streitkräften ebenfalls «Terror» vor - gegen die von Moskau bereits 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Das Ministerium informierte am späten Samstagabend über den Abschuss einer weiteren ukrainischen Rakete durch die russische Flugabwehr. Details wurden nicht genannt. Es war demnach der zweite Raketenangriff binnen weniger Stunden. Bereits am früheren Abend soll die russische Flugabwehr eine ukrainische Rakete abgefangen haben.

Die Ukraine hat die Krim immer wieder mit Drohnen und Raketen beschossen und auch mehrfach nach Moskauer Angaben versucht, dort Truppen an Land zu bringen. Immer wieder kam es durch die ukrainischen Angriffe zu massiven Explosionen und Zerstörungen. Es gab Tote und Verletzte. Die Gewalt steht aber in keinem Verhältnis zu dem massenhaften Tod und zu den landesweiten Zerstörungen durch russische Angriffe in der Ukraine. Die Ukraine hat angekündigt, auch die Krim im Zuge ihrer Gegenoffensive zurückzuerobern.

+++ Funktionär von Kremlpartei in besetztem Gebiet in Ukraine getötet +++

Im russisch besetzten Teil des ukrainischen Gebiets Cherson wurde ein Funktionär der Kremlpartei Geeintes Russland durch eine Autobombe in der Stadt Nowa Kachowka getötet. Das teilte der von Moskau eingesetzte regionale Verwaltungschef Wladimir Saldo am Samstag im sozialen Netzwerk Telegram mit. Der Tote sei Sekretär der örtlichen Parteiorganisation gewesen. In dem besetzten Teil des Gebietes Cherson sind immer wieder ukrainische Partisanen aktiv.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Entwicklungen am 07.10.2023 im Überblick

Der ukrainische Präsident Selenskyj will sich auf Moskaus Angriffe im nächsten Winter vorbereiten. Kremlchef Putin feiert derweil mit einem neuen Abnehmer für sein Gas Geburtstag. Im Folgenden ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Russlands Präsident Wladimir Putin begeht seinen 71. Geburtstag. Der Kremlchef wird sich an dem Tag mit seinem usbekischen Kollegen Schawkat Mirsijojew und dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomar Tokajew treffen. In einer feierlichen Zeremonie soll der Beginn russischer Gaslieferungen ins zentralasiatische Usbekistan per Transit durch Kasachstan gefeiert werden, heißt es. Putins Treffen mit diesen Staatschefs sollen den Russen auch demonstrieren, dass Russland international nicht isoliert ist.

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+++ Funktionär von Kremlpartei in besetztem Gebiet in Ukraine getötet +++

Ein Funktionär der Kremlpartei Geeintes Russland ist durch eine Autobombe in der Stadt Nowa Kachowka im russisch besetzten Teil des ukrainischen Gebiets Cherson getötet worden. Das teilte der von Moskau eingesetzte regionale Verwaltungschef Wladimir Saldo am Samstag im sozialen Netzwerk Telegram mit. Der Tote sei Sekretär der örtlichen Parteiorganisation von Geeintes Russland gewesen. Den Angaben nach wurde er am Samstagmorgen durch den Anschlag auf sein Fahrzeug schwer verletzt und starb später im Krankenhaus. In dem besetzten Teil des Gebietes Cherson sind immer wieder ukrainische Partisanen aktiv.

+++ Wolodymyr Selenskyj: Ukraine bereitet sich auf russische Winterschläge vor +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert angesichts zu erwartender neuer russischer Angriffe die schnelle Stärkung des Energiesystems der Ukraine für den Winter. "Es ist sehr wichtig, diesen Winter zu gewinnen, alle Schwierigkeiten zu meistern und unserem Volk Schutz zu bieten", sagte Selenskyj am Freitag in seiner täglichen Videoansprache. Im vergangenen Herbst und Winter hatte Russland massiv die Energieinfrastruktur des Nachbarlandes attackiert und viele Ukrainer monatelang in Kälte und Dunkelheit gestürzt.

Russlands Führung wiederhole stets seine Fehler und Bösartigkeiten. "Und wenn ihnen etwas nicht gelingt, denken sie, dass sie wohl nicht genug Böses getan haben, um Erfolg zu haben", sagte Selenskyj. Daher werde Russland in diesem Winter das Energiesystem noch stärker beschießen als im Vorjahr, zeigte er sich überzeugt.

Laut dem ukrainischen Präsidenten ist das Land aber diesmal besser vorbereitet auf solche Attacken - unter anderem durch die vom Westen gelieferte Flugabwehr. In dem Zusammenhang dankte er Bundeskanzler Olaf Scholz für die Zusage eines weiteren Patriot-Systems. Er forderte aber auch die regionalen Behörden zu einer Stabilisierung des Stromnetzes auf, um einzelne Treffer besser wegstecken zu können.

+++ Tödliche Raketenangriffe in Ostukraine +++

Selenskyj erinnerte zudem an die jüngsten russischen Raketenangriffe im ostukrainischen Gebiet Charkiw, bei dem Dutzende Zivilisten verletzt und getötet wurden. Der verheerende Attacken auf das Dorf Hrosa und die Millionenstadt Charkiw selbst haben international Entsetzen ausgelöst.

Nach diesen russischen Raketenangriffen haben auch Bürger in Moskau an einem Denkmal Blumen für die Opfer niedergelegt. In der Nachbarschaft seien fast alle gelben und blauen Blumen - die Nationalfarben der Ukraine - ausverkauft, zitierte das unabhängige Internetportal Astra am Freitag eine Augenzeugin. Auf einem Video sind Blumengebinde am Denkmal Lesja Ukrainka zu sehen. Die städtischen Behörden räumten die Blumen allerdings immer wieder weg, heißt es.

Am Freitagabend meldeten die Behörden der Stadt Charkiw die Einstellung der Rettungs- und Sucharbeiten. Am Freitagmorgen wurden beim Einschlag einer Rakete ein zehnjähriger Junge und seine Großmutter in der ukrainischen Millionenstadt nahe der russischen Grenze getötet. 30 Menschen wurden verletzt, 12 davon mussten ins Krankenhaus. Erst am Vortag waren nach offiziellen Angaben 52 Menschen durch einen russischen Raketenschlag auf ein Café in einem Dorf in der Region Charkiw getötet worden. Die russische Führung bestreitet, dass sie in ihrem Angriffskrieg gegen das Nachbarland auch zivile Ziele beschießt.

+++ "Um gerechte Beendigung dieses Krieges zu ermöglichen!" Selenskyjs Berater fordert Taurus-Marschflugkörper +++

Die Ukraine findet sich mit dem Nein von Bundeskanzler Olaf Scholz zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern nicht ab. Selenskyjs außenpolitischer Berater Mychajlo Podoljak sagte der "Bild"-Zeitung, dass es vor allem um die Krim gehe: "Wir brauchen Taurus, um die wichtigste Transport- und Logistikverbindung zu zerstören, die über die Krim verläuft." Er hoffe, dass sich die Position des Kanzlers und anderer Vertreter der politischen Elite nicht nur in Deutschland noch ändern werde. Scholz und anderen Spitzenpolitikern müsse bewusst werden, "dass es in diesem Krieg kein Zurück mehr gibt". Es sei daher notwendig, "der Ukraine alle Mittel an die Hand zu geben, die eine gerechte Beendigung dieses Krieges ermöglichen".

+++ USA erklären zwei russische Diplomaten zu unerwünschten Personen +++

Die US-Regierung hat zwei in den USA lebende russische Diplomaten zu unerwünschten Personen ("personae non gratae") erklärt. Man reagiere damit auf die "fadenscheinige Ausweisung" zweier Diplomaten der US-Botschaft in Moskau, teilte ein Sprecher des US-Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Washington mit. Man wolle die Schikane der russischen Regierung gegenüber US-Diplomaten nicht tolerieren und ein klares Signal setzen, dass solche Handlungen Konsequenzen hätten, hieß es weiter.

Russland hatte Mitte September zwei Diplomaten der US-Botschaft in Moskau ausgewiesen. Ihnen wurde die Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes vorgeworfen. Moskau warf ihnen vor, einen Russen angeworben zu haben, um an geheime Informationen zu gelangen.

+++ Moldau wirft russischen Söldnern versuchten Staatsstreich vor +++

Die russische Söldnertruppe Wagner hat nach Angaben aus Chisinau einen Staatsstreich in der osteuropäischen Republik Moldau geplant. Der Plan habe darin bestanden, Wähler zu bestechen und Proteste gegen die Regierung in Gewalt ausarten zu lassen. Das sagte die moldauische Präsidentin Maia Sandu in einem am Freitag erschienenen Interview mit der "Financial Times". "Die Situation ist wirklich dramatisch, und wir müssen uns schützen", sagte Sandu. So sei Geld von Russland in die zwischen der Ukraine und Rumänien liegende Ex-Sowjetrepublik geschmuggelt worden, teilweise mit Geldkurieren, teils über Bankkonten und -karten aus Dubai.

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/news.de/dpa

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