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UNHCR verzeichnet "dramatischen Meilenstein": Weltweit über 100 Millionen Menschen auf der Flucht

Aufgrund des Kriegs in der Ukraine sowie Krisen in weiteren Ländern wie Afghanistan werden weltweit immer mehr Menschen in die Flucht getrieben. Das UN-Flüchtlingshilfswerk veröffentlicht in einem neuen Weltflüchtlingsbericht jetzt erschreckende Rekordzahlen.

Mehr als 100 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. (Foto) Suche
Mehr als 100 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Bild: picture alliance/dpa/Lehtikuva | Antti Aimo-Koivisto

Die Flüchtlingskrise ist aufgrund von Kriegen, Konflikten und Krisen dramatischer denn je. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf berichtete, sind erstmals mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht. So viele wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Wie die Organisation in ihrem Weltflüchtlingsbericht am Donnerstag erklärte, sei damit ein "dramatischer Meilenstein" erreicht. Das sei nicht zuletzt dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie der schwierigen Lage in Afghanistan und anderen Ländern geschuldet.

UNHCR: Der Krieg in der Ukraine verschärft die Flüchtlingskrise

Die Vertreibung aus der Ukraine sei die am schnellsten wachsende derartige Krise seit Gründung des UNHCR1951. Innerhalb von Wochen seien Ukrainerinnen und Ukrainer zur zweitgrößten Flüchtlingsgruppe der Welt geworden, nach Syrerinnen und Syrern. 4,9 Millionen Menschen flüchteten bislang aus der Ukraine, aus Syrien waren es fast sieben Millionen.

Schon Ende 2021 gab es fast 90 Millionen Geflüchtete

Eigentlich bezieht sich der Bericht jeweils auf das vorangegangene Jahr. Wegen der dramatischen Folgen des russischen Angriffskriegs nannte das UNHCR ausnahmsweise auch die aktuelle Flüchtlingszahl von Mai 2022. Aber auch Ende 2021 sei bereits eine Rekordzahl von Menschen auf der Flucht gewesen: 89,3 Millionen, acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor, berichtete das UNHCR. Es war der 15. jährliche Anstieg in Folge. Insgesamt waren mehr als doppelt so viele Menschen auf der Flucht wie vor zehn Jahren. Rund 60 Prozent der Vertriebenen fanden Zuflucht innerhalb der Grenzen des eigenen Landes.

"Was wir in der Ostukraine sehen, ist sehr brutal und sehr furchteinflößend", sagte Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Es sei aber fatal, wenn das Augenmerk nur auf die Ukraine gerichtet sei. Es fehlten riesige Geldsummen, um Menschen in anderen Erdteilen zu helfen. Er nannte unter anderem Spannungen in West- und Ostafrika, im Mittleren Osten, die Lage der aus Myanmar vertriebenen Rohingya und die Situation in Südamerika, wo viele Länder Flüchtende aus Venezuela aufgenommen haben.

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Mit politischem Willen können viele Flüchtlinge aufgenommen werden

Die Ukraine-Krise habe gezeigt, dass mit politischem Willen viele Menschen aufgenommen werden könnten. Regierungen müssten etwas dagegen tun, wenn Flüchtlinge als Menschen dargestellt werden, die der Bevölkerung nur Arbeitsplätze wegnehmen.

Deutschland zählt zu den größten Gastgeberländern

Deutschland war hinter der Türkei, Kolumbien, Uganda und Pakistan das größte Gastgeberland, mit 1,3 Millionen Aufgenommenen. Abgesehen von den Nachbarländern Syriens ist Deutschland das größte Aufnahmeland für Syrer, mit 621 000 Flüchtlingen. Insgesamt hätten 87 Prozent aller Flüchtlinge weltweit in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen Zuflucht gefunden.

So wirken sich der Klimawandel und die explodierenden Lebensmittelpreise auf die Flüchtlingskrise aus

Die Krisen werden nach Angaben von Grandi immer vertrackter. Konflikte würden durch wachsende Ungleichheit geschürt. Schlechte Regierungsführung verhindere vielerorts Entwicklung. Der Klimawandel verschärfe etwa den Kampf um Ressourcen, zum Beispiel in der Sahel-Zone in Afrika, was schwelende ethnische Konflikte anheize.

Die explodierenden Lebensmittelpreise dürften noch mehr Menschen in die Flucht treiben, sagte er. Schon jetzt seien mit den Flüchtlingen, die in ihrer Heimat bedroht sind und nach dem humanitären Völkerrecht schutzbedürftig seien, immer mehr auch andere Migranten unterwegs. Viele machten sich aus Perspektivlosigkeit und Verzweiflung, weil sie ihre Familien nicht mehr ernähren können, auf die Suche nach einem besseren Leben.

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/hos/news.de/dpa

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