Albedo-Effekt schwindet: Die Erde wird immer dunkler - und heizt sich dadurch auf
Die Erde ist im Laufe der vergangenen 20 Jahre dunkler geworden - und ausgerechnet saubere Luft ist mitschuldig daran. NASA-Satelliten zeigen, dass unser Planet in nur 20 Jahren dramatisch an Strahlkraft verloren hat.
Erstellt von Felix Schneider - Uhr
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- Die Erde reflektiert zunehmend weniger Licht zurück ins Weltall
- Dauerhaft droht der Planet sich dadurch noch mehr zu erwärmen
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Die Erde verliert zunehmend ihre Fähigkeit, Sonnenlicht ins All zurückzustrahlen. Eine aktuelle NASA-Studie zeigt, dass unser Planet in den vergangenen 20 Jahren deutlich dunkler geworden ist. Wissenschaftler um Norman Loeb vom NASA Langley Research Center werteten Satellitenmessungen von 2001 bis 2024 aus und entdeckten dabei einen besorgniserregenden Trend.
Schmelzende Eisflächen und saubere Luft verdunkeln den Planeten
Als Hauptursache für die abnehmende Reflexion nennt die im Journal "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)" veröffentlichte Studiedes Forscherteams um Loeb den Verlust von Eis- und Schneeflächen. Helle Oberflächen werfen Sonnenstrahlen zurück, während dunkles Wasser oder Gestein die Energie absorbiert. Das Rückstrahlvermögen - Fachleute nennen es Albedo - sinkt dadurch kontinuierlich.
Paradoxerweise trägt auch die verbesserte Luftqualität in Industrieländern zum Problem bei. Europa, die USA und China haben ihre Feinstaubbelastung drastisch reduziert. Die fehlenden Schwebeteilchen, sogenannte Aerosole, führen zu weniger Wolkenbildung. Ohne diese natürlichen Reflektoren dringt mehr Sonnenstrahlung zur Erdoberfläche durch.
Nordhalbkugel absorbiert Sonnenenergie - Erderwärmung wird stärker
Zusätzlich ist auch das Energiegleichgewicht zwischen den Hemisphären gestört. So würden im Normalfall Luft- und Meeresströmungen überschüssige Wärme zwischen Nord und Süd transportieren. Dieser Ausgleich konnte in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr vollständig stattfinden, so die Forscher. Entsprechend zeigte die Nordhalbkugel mit 0,34 Watt zusätzlicher Energieaufnahme pro Quadratmeter eine besonders starke Veränderung.
Natürliche Ausgleichsmechanismen verteilen einen Teil dieser Energie um, doch ein Nettozuwachs von 0,21 Watt pro Quadratmeter und Dekade verbleibt. Die zusätzliche Energie verstärkt die Erwärmung der nördlichen Regionen - was wiederum den Verlust von Eis- und Schneeflächen vorantreibt.
Gegensätzliche Entwicklungen zwischen Nord und Süd
Die beiden Erdhälften entwickeln sich unterschiedlich. Während im Norden die Feinstaubbelastung drastisch sank, erlebte die Südhalbkugel das Gegenteil. Großflächige Buschbrände in Australien und der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga 2021/22 schleuderten massive Mengen an Schwebeteilchen in die Atmosphäre. Die Asche-Teilchen in der Luft fördern die Wolkenbildung und erhöhen so die Sonnenreflexion auf der Südhalbkugel.
Im Norden hingegen fehlt dieser natürliche Schutzschirm zunehmend. Die gesunkene Feinstaubbelastung in Europa, den USA und China führt zu weniger Wolken und damit zu geringerer Rückstrahlung.
Klimamodelle müssen angepasst werden
Die gestörten Ausgleichsmechanismen haben weitreichende Folgen für das Weltklima: So müssen sich Regionen wie Europa und Nordamerika auf zusätzliche Erwärmung einstellen, da die Nordhalbkugel dauerhaft mehr Energie speichert. Die bisherigen Klimaprognosen berücksichtigten diese Entwicklung nicht ausreichend.
Ob sich das globale System langfristig neu einpendeln kann, bleibt offen. Die Wissenschaftler betonen die Dringlichkeit, diese Erkenntnisse in bestehende Klimamodelle zu integrieren. Nur mit präzisen Vorhersagen lassen sich wirksame Gegenmaßnahmen entwickeln.
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sfx/bua/news.de/dpa
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