Begriffsänderung sorgt für Diskussion: "Fernab jeglicher Alltagsrealität!" In Köln soll's bald keinen "Spielplatz" mehr geben

Die Stadt Köln sorgt aktuell mit einer geplanten Begriffsänderung für Schlagzeilen. Spielplätze sollen künftig in "Spiel- und Aktionsflächen" umbenannt werden. Viele Bürger fragen sich, ob es nicht dringendere Probleme gibt.

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Die Stadt Köln will Spielplätze in "Spiel- und Aktionsflächen" umbenennen. (Foto) Suche
Die Stadt Köln will Spielplätze in "Spiel- und Aktionsflächen" umbenennen. Bild: picture alliance/dpa | Marius Becker
  • Köln schafft Begriff "Spielplatz" ab
  • Spielplätze sollen künftig "Spiel- und Aktionsflächen" heißen
  • Empörung in den sozialen Medien

In Köln soll es in Zukunft keine "Spielplätze" mehr geben. Die Stadt verbannt jedoch keine Schaukeln, Rutschen oder Sandkästen aus der Öffentlichkeit - sie schafft lediglich die Bezeichnung "Spielplatz" ab. Nachdem mehrere Medien über diese Entscheidung berichteten, entbrannte eine heftige Diskussion im Netz.

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Köln schafft Wort "Spielplatz" ab - bald "Spiel- und Aktionsflächen"

Die mehr als 700 Spielplätze in Köln sollen in "Spiel- und Aktionsfläche" umbenannt werden. Nach und nach sollen in den kommenden Jahren alle Schilder ausgetauscht werden. Der Begriff "Spielplatz" sei veraltet und "eingrenzend", teilte die Stadtverwaltung an den Jugendhilfeausschuss mit.Spielplätze sollten heute "dem geschützten Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum dienen" und die Begegnung von Bürgern aller Altersgruppen fördern, heißt es in dem Schreiben. "Insbesondere muss dem erweiterten Inklusionsgedanken, der die Diversität der Nutzer*innen in Rahmen ihres Alters, ihrer kulturellen Hintergründe und möglicher Behinderungen berücksichtigt, Rechnung getragen werden."

So sieht das neue Schild für die "Spiel- und Aktionsfläche" aus. (Foto) Suche
So sieht das neue Schild für die "Spiel- und Aktionsfläche" aus. Bild: picture alliance/dpa/Stadt Köln | Stadt Köln

Schilder an Spielplätzen werden ausgetauscht

Die neuen Schilder für die "Spiel- und Aktionsflächen" zeigen bunte Figuren, die Skateboard fahren, Ball spielen oder im Sand buddeln. Damit sollen laut einer Sprecherin nicht nur kleine Kinder, sondern auch Jugendliche angesprochen werden. Kinderlärm bleibt der Verwaltung zufolge weiterhin erlaubt. Wie viel der Austausch der alten sanierungsbedürftigen Schilder kosten wird, lasse sich nicht beziffern – das hänge vom Einzelpreis und der jeweiligen Bestellmenge ab.

Kritik an Entscheidung der Stadt Köln in den sozialen Medien

Auf X (vormals Twitter) kommt der "Spielplatz"-Vorstoß aus Köln nicht gut an. In Kommentaren heißt es dazu:

  • "Generationen von Menschen tobten auf Spielplätzen und niemand, wirklich niemand störte sich an diesem Begriff. Die Stadt Köln scheint Probleme zu sehen, die fernab jeglicher Alltagsrealität liegen. Es scheint uns gut zu gehen in Deutschland!", so beispielsweise der CDU-Politiker Yannick Schwander aus Frankfurt am Main.
  • "Ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Politik um Themen kümmert, die für eine Vielzahl von Menschen unwichtig sind. Zwischenzeitlich werden aber die wirklich drängenden Probleme der Normalbürger nicht gelöst", schreibt ein anderer X-Nutzer.
  • "Ich kann das alles nicht mehr. Wen bitte grenzt das Wort #Spielplatz denn aus?", fragt ein anderer.

Auch bei SPD-Politiker Jochen Ott, Oppositionspolitiker im NRW-Landtag sorgt die Entscheidung für Kopfschütteln. Er macht gegenüber der "Bild" auf den "sauschlechten Zustand" vieler Kölner Spielplätze aufmerksam. Deshalb frage er sich ernsthaft, "ob der Name auf dem Schild wirklich das größte Problem ist, das wir haben".

Kölns Oberbügermeisterin Henriette Reker (parteilos) distanzierte sich mittlerweile ebenfalls von den Plänen. "Ich persönlich finde die Bezeichnung 'Spielplatz' klar und verständlich und habe angesichts der Herausforderungen, vor denen Köln steht, kein Verständnis dafür, dass sich die Verwaltung mit der Neugestaltung von Spielplatzschildern beschäftigt", teilte sie der Deutschen Presse-Agentur mit. Sie kündigte an,die Umbenennung an eine Entscheidung im Kölner Stadtrat zu knüpfen.

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/hos/news.de/dpa

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