Von Bernhard Sprengel - Uhr

"Stell dich nicht so an!": Mutter lässt eigene Kinder misshandeln: "Zuhälter der eigenen Kinder"

"Wir haben in Abgründe eines Familienlebens geschaut, die uns sprachlos gemacht haben." Ein extremer Fall von Kindesmissbrauch sorgt derzeit in Hamburg für entsetzen. (Foto) Suche
"Wir haben in Abgründe eines Familienlebens geschaut, die uns sprachlos gemacht haben." Ein extremer Fall von Kindesmissbrauch sorgt derzeit in Hamburg für entsetzen. Bild: Fotolia/Photographee.eu

Jetzt erwischt es ihren jüngeren Bruder. Die Angeklagte nimmt den Achtjährigen mit zu "Harry". Sie hat den Freier schon selbst oft bedient, in Gegenwart der Kinder. Dabei hat er Interesse an dem Jungen bekundet. Die Mutter erklärt dem Jungen, was er tun muss, um den Mann oral zu befriedigen. Von dem Extrageld bekommt er etwas ab.

"Sie war Zuhälter der eigenen Kinder", sagt die Anwältin des heute 26 Jahre alten Sohnes. Der Anwalt der Tochter sagt in Richtung der Angeklagten: "Ich bin überzeugt, dass sie Ihre Kinder wie Nutztiere behandelte." Beide Kinder sind im Prozess Nebenkläger.

Missbrauchsfall in Hamburg: "Damit ich meinen Frieden finde"

Die 52-Jährige ist Mutter von sechs Kindern, alle von verschiedenen Männern. Gericht und Staatsanwaltschaft vermuten, dass möglicherweise auch andere Kinder der Familie missbraucht wurden. Doch das meiste ist verjährt, trotz einer Gesetzesreform in den 1990er Jahren. Erst vor zwei Jahren fand die Tochter den Mut, ihre Mutter anzuzeigen.

Sie und ihr Bruder haben ihr Leben nach sehr schweren Krisen in den Griff bekommen. Das Gericht zeigt sich tief beeindruckt von der Leistung der jungen Frau, die ihre schrecklichen Erlebnisse schon damals in einem Tagebuch festgehalten hat. "Ich habe selten eine so reflektiert und intelligent formulierende Zeugin erlebt", sagt Schorn.

Dass die Taten bei der 31-Jährigen Spuren hinterlassen haben, ist klar. Während die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer das damalige Geschehen zusammenfasst, bricht die Nebenklägerin in Tränen aus. Ihr Bruder schaut starr geradeaus. Unmittelbar vor dem Plädoyer des Verteidigers meldet sich die Tochter zu Wort und sieht ihrer Mutter ins Gesicht: "Ich möchte sagen, dass ich ihr das verzeihe, damit ich meinen Frieden finde."

Verständnis für die Mutter: Von Opa und Onkeln missbraucht

Doch auch für die Mutter, die sich in ihrem letzten Wort bei ihren beiden Kindern entschuldigt, äußert das Gericht Verständnis. Schorn hatte sie vor den Plädoyers gebeten, aus ihrem Leben zu berichten. Sie sei im Kreis Steinburg bei ihrer Oma aufgewachsen. Von Anfang an sei sie auf eine Sonderschule gegangen. Ihren Vater lernte sie erst mit 18 Jahren kennen, weil er im Gefängnis saß.

Nach einigem Zögern sagt sie: "Er hat zwei Leute totgeschlagen." Alle Kinder ihrer Mutter waren von verschiedenen Männern. Immer wenn die Oma nicht da war, sei sie von ihrem Opa oder zwei Onkeln missbraucht worden. Ob das für sie schlimm war, will die Anwältin des Sohnes wissen. "Normal fand ich das nicht", antwortet die ansonsten kaum Rührung zeigende Frau.

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mie/news.de/dpa

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