Klinikchef plant Kürzungen: Brisanter Sparplan - 80-Jährige sollen Behandlungen selbst zahlen

Wer über 80 ist, soll künftig für medizinische Behandlungen selbst zahlen - mit diesem Vorschlag sorgt ein Klinikchef für Aufregung. Er fragt, ob Hochbetagten weiterhin alle Gesundheitsleistungen kostenlos zur Verfügung stehen sollten.

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Sollte es Leistungskürzungen für über 80-Jährige im Gesundheitswesen geben? (Foto) Suche
Sollte es Leistungskürzungen für über 80-Jährige im Gesundheitswesen geben? Bild: picture alliance/dpa | Alicia Windzio
  • Klinikchef schlägt vor: Medizinische Leistungen für 80-Jährige einschränken
  • Altersdiskriminierung? Schon 2003 sorgte Hüftgelenk-Debatte für Aufruhr
  • Bonuszahlungen für Arztmuffel und weniger Papierkram

Der Vorstandsvorsitzende der Sana-Kliniken, Thomas Lemke, hat eine Diskussion über mögliche Einschränkungen medizinischer Leistungen für Menschen über 80 Jahre angestoßen. Im Podcast "Table.Today" stellte er die Frage, ob Hochbetagten weiterhin sämtliche medizinischen Behandlungen ohne Zuzahlung zur Verfügung stehen sollten.

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Klinikchef schlägt vor: Medizinische Leistungen für 80-Jährige einschränken

Der Sana-Chef betonte, dass Akutbehandlungen und die medizinische Grundversorgung von seinen Überlegungen ausgenommen wären.

  • "Wir müssen als Gesellschaft uns fragen, ob wir in jeder Lebensphase, wo die Menschen sind, und da rede ich jetzt auch 80 aufwärts sozusagen, diesen Menschen am Ende des Tages die vollumfängliche Medizin zukommen lassen", erklärte Lemke.

Der Klinikmanager räumte die Brisanz seines Vorschlags ein. Eine solche Regelung würde eine schwierige ethisch-moralische Auseinandersetzung erfordern. Statt Verbote zu verhängen, sprach sich Lemke für positive Anreize aus.

Altersdiskriminierung? Schon 2003 sorgte Hüftgelenk-Debatte für Aufruhr

Die aktuelle Diskussion weckt Erinnerungen an eine ähnliche Kontroverse vor über zwei Jahrzehnten. Der damalige Bundesvorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, löste 2003 landesweite Empörung aus. Er hatte öffentlich hinterfragt, ob 85-jährige Patienten künstliche Hüftgelenke auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten sollten.

  • Der inzwischen verstorbene Politiker erntete damals heftige Kritik für seinen Vorstoß. Sozialverbände und Seniorenorganisationen warfen ihm Altersdiskriminierung vor.
  • Die Debatte endete ohne konkrete Gesetzesänderungen. Lemkes aktueller Vorschlag geht deutlich weiter und betrifft nicht nur einzelne Operationen, sondern das gesamte Spektrum medizinischer Leistungen für Hochbetagte.

Bonuszahlungen für Arztmuffel und weniger Papierkram

Neben der Altersdebatte präsentierte Lemke weitere Reformideen für das Gesundheitswesen.

  • Gesetzlich Versicherte könnten künftig finanziell belohnt werden, wenn sie seltener Arztpraxen aufsuchen. Der Klinikchef schlug Erstattungen zwischen 100 und 200 Euro jährlich vor - für Patienten, die höchstens zweimal pro Jahr einen Mediziner konsultieren.
  • Außerdem forderte der Sana-Vorstand einen drastischen Bürokratieabbau in Krankenhäusern. Medizinisches Personal verbringe bereits heute etwa 30 Prozent der Arbeitszeit mit Verwaltungsaufgaben und dem Ausfüllen von Formularen.

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