Eiskalter Körperkult: Mediziner warnen vor gefährlichem TikTok-Trend "Freeze Branding"

Beim TikTok-Trend "Freeze Branding" pressen sich junge Menschen mit flüssigem Stickstoff gekühlte Metallstempel auf die nackte Haut. Ärzte warnen nun vor den gefährlichen Folgen dieser Prozedur.

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Durch flüssigen Stickstoff wird die Temperatur der Metallstempel beim Freeze Branding heruntergekühlt. (Foto) Suche
Durch flüssigen Stickstoff wird die Temperatur der Metallstempel beim Freeze Branding heruntergekühlt. Bild: stock.adobe.com / Alessandro Grandini
  • Ein gefährlicher Body-Modification-Trend erobert das Netz - Ärzte warnen nun davor
  • Nutzer zeigen, wie sie sich mit Stickstoff gekühlte Stempel auf die Haut pressen
  • Dadurch können jedoch schmerzhafte und langfristige Schäden entstehen

Ein gefährlicher Körpermodifikationstrend erobert die sozialen Medien: Beim sogenannten Freeze Branding pressen sich Menschen mit Stickstoff auf extreme Minustemperaturen gekühlte Metallstempel auf die Haut, um dauerhafte Motive zu erzeugen. Videos auf TikTok zeigen vor allem junge Menschen, die den Trend praktizieren. Was viele jedoch nicht wissen: Die Methode stammt ursprünglich aus der Tierhaltung – und kann beim Menschen extreme Schäden anrichten.

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Mit Eiseskälte verbrennen sich Menschen die Haut

Die Funktionsweise des Freeze Brandings basiert auf der Zerstörung von Hautgewebe durch extreme Kälte. Sobald das auf minus 160 bis 196 Grad gekühlte Metall die Haut berührt, bilden sich Eiskristalle in den Zellen. Diese dehnen sich aus, sprengen die Zellwände und töten das Gewebe ab.

Dermatologe Gerd Kautz aus Konz warnt gegenüber der "Apotheken Umschau": "Extreme Kälte wirkt auf die Haut ähnlich wie extreme Hitze". Bereits nach 20 Sekunden Kontakt mit flüssigem Stickstoff können Verbrennungen zweiten, dritten oder sogar vierten Grades entstehen. Diese reichen tief genug, um Muskeln, Sehnen und Knochen zu schädigen. Die Folgen zeigen sich dann oft erst nach einiger Zeit: Blasenbildung, absterbendes Gewebe, schwere Infektionen. Im schlimmsten Fall drohen schwere Vernarbungen, die Operationen erforderlich machen.

Mediziner warnt: "Folgen können katastrophal sein"

Mediziner schlagen nun Alarm – insbesondere angesichts der gefährlichen Do-it-yourself-Anleitungen im Netz. "Die gesundheitlichen Folgen können katastrophal sein", warnt Kautz. Besonders beunruhigend: Laien, ohne medizinisches Fachwissen, führen die riskante Prozedur durch. Dabei ist die menschliche Haut zwei- bis viermal dünner als Tierhaut und reagiert wesentlich empfindlicher auf die extremen Temperaturen. Was bei Rindern als schonende Markierungsmethode funktioniert, kann beim Menschen zu schweren Erfrierungen führen.

Melanin-Schutzschild der Haut wird dauerhaft zerstört

Die Kälteeinwirkung vernichtet Melanozyten – spezialisierte Hautzellen, die für die Pigmentproduktion verantwortlich sind. Diese Zellen bilden normalerweise einen natürlichen Schutzschild gegen UV-Strahlung, indem sie Melanin an umliegende Hautzellen weitergeben.

Ohne funktionierende Melanozyten verliert die betroffene Hautstelle ihre Fähigkeit zur Bräunung und zum UV-Schutz. Die Folge: ein drastisch erhöhtes Hautkrebsrisiko an den gebrannten Stellen. Menschen mit Albinismus, die von Natur aus kein Melanin produzieren, zeigen deutlich höhere Krebsraten – ein warnendes Beispiel für die Langzeitfolgen.

Die durch Freeze Branding verursachten weißen Flecken bleiben lebenslang bestehen. Anders als Tätowierungen, bei denen Farbpigmente per Laser entfernt werden können, sind die zerstörten Pigmentzellen unwiederbringlich verloren.

Lebenslange Narben statt coolem Motiv

Die vermeintlich trendige Körpermodifikation hinterlässt irreversible Spuren. "So eine vermeintliche Mutprobe begleitet einen wie eine Narbe dann ein Leben lang", mahnt Dermatologe Kautz. Die zerstörten Hautstrukturen regenerieren sich niemals – die weißen Markierungen bleiben dauerhaft sichtbar.

Zudem bewegt sich Freeze Branding in einer rechtlichen Grauzone. In Großbritannien ist das Brandmarken von Menschen – ob mit Hitze oder Kälte – gesetzlich verboten. Auch in Deutschland warnen Experten vor möglichen rechtlichen Konsequenzen für Anbieter solcher Behandlungen. Mediziner appellieren daher an junge Menschen, von dem gefährlichen Trend Abstand zu nehmen und lieber auf bewährte Methoden wie Piercings und Tattoos zurückzugreifen.

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