Technologischer Durchbruch: Krebserkennung per Smartphone? Wie KI Krebstherapien revolutioniert
Künstliche Intelligenz und maßgeschneiderte Immuntherapien revolutionieren die Krebsmedizin - Experten prognostizieren bereits jetzt, dass die tödliche Krankheit bald wie Bluthochdruck behandelbar sein wird.
Erstellt von Felix Schneider - Uhr
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- KI und Immuntherapien revolutionieren Krebsbehandlung
- Mithilfe von KI-Assistenten soll eine Selbsterkennung möglich werden
- Immuntherapien sollen sich in Zukunft maßschneidern lassen
Rund 500.000 Deutsche erkranken laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum jedes Jahr neu an Krebs. Weltweit sind es sogar etwa 20 Millionen Menschen jährlich. Prognosen zeigen einen dramatischen Anstieg: Bis 2050 könnte die Zahl der Neuerkrankungen im Vergleich zu 2022 um mehr als 76 Prozent steigen. Neue Erkennungsmethoden machen nun allerdings Hoffnung - laut Experten soll Krebs bald deutlich besser behandelbar sein.
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Experte prognostiziert: Krebs bald deutlich besser erkennbar
Prof. Christof von Kalle vom Berlin Institute of Health (BIH) und der Berliner Charité führt dies im Interview mit "Bild" auf die alternde Bevölkerung zurück: "Viele Krebserkrankungen entstehen altersbedingt. Die Bevölkerung wird immer älter, deshalb kommt es zu mehr Diagnosen." Trotz dieser beunruhigenden Zahlen zeigt sich der Experte optimistisch.
Seine Prognose macht Hoffnung: Abhilfe sollen vor allem neue Erkennungstools per KI schaffen. "Die KI ist wie ein Navi, das nebenher läuft. Im Auto schaltet es heute jeder an, um Stau zu umfahren, auch wenn er den Weg kennt. Das kann die KI im Bereich der Krebs-Medizin auch", so von Kalle. Krebs werde bald nur noch wie Bluthochdruck sein - eine schwere Erkrankung, die unbehandelt sehr gefährlich ist, aber mit den richtigen Medikamenten so gut eingestellt werden kann, dass sie nicht mehr tödlich ist. Die Fortschritte in Früherkennung und Behandlung machen diese Vision zunehmend realistisch.
KI-Tools sollen Ärzte in Zukunft unterstützen
Die KI läuft nebenher und unterstützt Ärzte bei ihrer Arbeit. Sie kann medizinisches Personal im Zweifel korrigieren und bisher unsichtbare Muster in Patientendaten erkennen und hervorheben. Dadurch verbessert sie nicht nur die Früherkennung und Diagnose von Krebs. Sie zeigt auch Behandlungswege auf, an die Ärzte möglicherweise nicht gedacht haben.
Diese technologische Unterstützung markiert einen Wendepunkt in der Onkologie. Die Zeiten, in denen ausschließlich Chemotherapie, Operation oder Bestrahlung als Behandlungsoptionen zur Verfügung standen, gehören der Vergangenheit an. Stattdessen ermöglichen die KI-Instrumente heute individuellere und präzisere Therapieansätze für jeden einzelnen Patienten.
Krebsvorsorge per Smartphone rückt immer näher
Krebsfrüherkennung vom Sofa aus wird durch neue Apps zunehmend Realität. Mit dem Handy lassen sich verdächtige Muttermale fotografieren oder Stuhlproben untersuchen. Diese digitale Vorsorge funktioniert derzeit zuverlässig bei zwei Krebsarten: Haut- und Darmkrebs. Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Vorstandsmitglied der Deutschen Krebsgesellschaft, bestätigt das Potenzial der Technologie gegenüber "Bild". Die Selfscanning-Apps können tatsächlich hilfreich sein und Leben retten. Allerdings warnt der Experte vor zu viel Technik-Euphorie.
Menschen dürften mit Befunden und Diagnosen von Smartphones nicht allein gelassen werden, warnen Kritiker. Am Ende brauche es immer noch einen Experten, der die Ergebnisse einordnen kann. Die Apps ersetzen keinen Arztbesuch, sondern dienen als zusätzliches Frühwarnsystem. Besonders bei Männern besteht Nachholbedarf: Nur 47 Prozent gehen regelmäßig zur Krebsvorsorge, bei Frauen sind es deutlich mehr.
Zukunft der Medizin: Personalisierte Krebstherapien
Technisch ist es bereits heute möglich, für jeden Patienten eine maßgeschneiderte Therapie zu entwickeln. Das Nationale Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) mit Sitz in Köln zeigt, wie das funktioniert. Allein im vergangenen Jahr wertete das Netzwerk die Daten von etwa 22.000 Lungenkrebs-Patienten aus.
Die Experten durchleuchteten die Behandlungserfolge und stellten die Ergebnisse anderen Patienten für die bestmögliche Therapie zur Verfügung. "Das ist das beste Beispiel für ein lernendes Gesundheitssystem, das Patientenleben rettet und, einmal zum Laufen gebracht, wenig Kosten produziert", lobt Prof. von Kalle d
Auch für andere Krebsarten sollen künftig ähnliche Netzwerke entstehen. Derzeit scheitert die Umsetzung noch an der Finanzierung, da die Krankenkassen die Entwicklung aktuell noch nicht unterstützen. Bis 2030 könnte laut Prof. von Kalle für jeden Patienten eine individuelle Therapie entwickelt werden - wenn die Bürokratie es zulässt.
Maßgenschneiderte Immuntherapien können Leben retten
Große Hoffnung liegt auch auf Immuntherapien, die das körpereigene Abwehrsystem zur Krebsbekämpfung nutzen. Prof. Michael von Bergwelt, Direktor der Klinik für Onkologie und Hämatologie am Klinikum der Universität München, bezeichnet sie als Blockbuster der Krebsmedizin. Keine andere Therapie habe in den vergangenen Jahrzehnten so viele Leben gerettet.
Es gibt verschiedene Ansätze: Einige Immuntherapien stoppen die hemmenden Einflüsse von Krebszellen auf das Abwehrsystem. Bei CAR-T-Zell-Therapien werden Immunzellen genetisch verändert und wie Spürhunde auf Krebszellen trainiert. In Deutschland sind bereits mehr als 40 Immuntherapien zugelassen. Die Erfolge sind beeindruckend: Bei einigen Formen von Blutkrebs wird die Erkrankung in über 80 Prozent der Fälle zurückgedrängt. Werden Immuntherapien bei Dickdarmkrebs vor der Operation eingesetzt, verschwinden die Tumore in 98 Prozent der Fälle bereits vor dem Eingriff.
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