
- Allergien nehmen zu
- Arzt erklärt, wieso Allergiebeschwerden zunehmen können
Wenn es in der Nase juckt und die Augen brennen, wissen Allergiker:innen: Jetzt geht es wieder los. Dahinter können unter anderem Pollen stecken. Natürlich gibt es noch andere Ursachen, die nichts mit den herumfliegenden Allergenen zu tun haben müssen. Seit 1970er Jahren haben allergische Erkrankungen in westlichen Ländern zugenommen. Generell stellen Allergien eine große Belastung im Alltag dar. Was lässt sich gegen die Beschwerden unternehmen?
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So entstehen Allergien
Zunächst einmal klären wir die Frage, was Allergien überhaupt sind. Bei einer allergischen Reaktion reagiert das Immunsystem über. Dabei erkennen die Abwehrzellen Stoffe, die keine Gefahr darstellen, als Feinde dar. Der Körper reagiert mit diversen Symptomen auf die Stoffe. Typisch für eine durch Pollen ausgelöste Allergie sind ein allergischer Schnupfen (Rhinitis), juckende oder geschwollene Augen, aber auch Hautrötungen. Denn das Histamin löst durch die Erreger Entzündungen aus, die sich durch Rötungen, Schwellungen, Hitze und Schmerzen zeigen. Einige Allergiker:innen können auch ein allergisches Asthma oder Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien entwickeln. Das bedeutet: Wer gegen Frühblüher, wie zum Beispiel Erle oder Buche allergisch ist, kann Allergien gegen Kernobst entwickeln.
Wieso haben einige Allergiker stärkere Beschwerden?
Nicht jeder leidet gleich stark. "Eine Allergie kann unterschiedlich ausgeprägt sein", erklärt Prof. Dr. Martin Wagenmann vom Universitätsklinikum Düsseldorf gegenüber news.de. Das hängt mit dem Wetter oder klimatischen Bedingungen zusammen. Deshalb kann ein oder eine Patient:in in einem Jahr mehr Beschwerden haben und im darauffolgenden Jahr weniger. Bei diesen Symptomen sollten Patient:innen einen Allergologen oder zunächst den Hausarzt aufsuchen. Denn eine Therapie ist wichtig, um schwere Folgen zu vermeiden und in erster Linie die Beschwerden zu lindern.
Spritzen, Medikamente und Co.: Therapie bei Allergien
Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten. "Grundsätzlich kann man allergische Erkrankungen behandeln, indem man den Kontakt zum Allergen vermeidet", rät Prof. Dr. Wagenmann. Es gibt Medikamente und Nasensprays, bei Schnupfen. Auch Nasenspülungen mit einer Kochsalzlösung können helfen, weil sie sehr sanft sind. Mit einer Allergen-Immuntherapie sollen die Zellen nicht mehr überreagieren, wenn sie mit den Stoffen in Kontakt kommen. Hier werden Allergiker:innen die Allergene gespritzt oder oral (durch den Mund) verabreicht, gegen die sie allergisch reagieren. Sie sollte zwischen drei und fünf Jahre dauern.
Trotz Therapie Allergien: Arzt erklärt, was dahintersteckt
Danach können trotzdem wieder allergische Reaktionen auftreten. "Die Beschwerden lassen sich nicht wie ein Lichtschalter ausschalten, sondern das Immunsystem kann sich im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte wieder aktivieren." Ob die Therapie gewirkt hat, lasse sich nicht nachweisen. Es gebe dafür keinen Nachweis, so Prof. Dr. Wagenmann. "Auch der Hauttest bleibt nach einer positiven Allergen-Immuntherapie positiv."
Dass diese Therapie nicht wirkt, kann an der falschen Wahl der Allergene liegen. "Es ist wichtig, dass man saubere Studien durchführt und schaut, ob die richtige Dosis an Allergenen ausgewählt ist", so der Arzt. Welche Allergene verabreicht werden, wird in der Regel durch einen Haut- oder Bluttest ermittelt. Daraus lässt sich aber nicht schließen, dass jemand allergisch erkrankt ist. "Zum Beispiel werden einige Menschen im Hauttest positiv auf Hausstaub getestet, aber die Allergene lösen bei einer Allergen-Provokation keinen Schnupfen oder keine Asthmasymptome aus. Das ist der Unterschied zwischen dem, was wir als Sensibilisierung im Hauttest bezeichnen und der tatsächlichen klinischen Erkrankung." Ärzte veranlassen weitere Tests. Um zu schauen, woher der Schnupfen kommt, sprühen Ärzte das Allergen in die Nase. Sie schauen sich die Beschwerden an und messen, wie viel Luft durch das Riechorgan fließt.
Das hilft nicht bei einer allergischen Reaktion
Bei wem die Beschwerden nach einer Therapie nicht abklingen oder sogar schlimmer geworden sind, die können sich noch einmal Tests oder einer Allergen-Immuntherapie unterziehen. Therapieren Sie sich nicht selbst. Auch Hausmittel wie Tee können allergische Reaktionen noch verschärfen. Bei einer verstopften Nase sollten laut Prof. Dr. Wagenmann Mentholhaltige Produkte nicht genommen werden, weil sie nicht abschwellend wirken. Sie täuschen den Nervenrezeptoren nur einen Kältereiz vor. Auch andere Therapien, wie Akupunktur oder Homöopathie zeigten in Studien negative oder schwache Ergebnisse. Deshalb sind sie für den Mediziner nicht empfehlenswert.
Zur Person: Prof. Dr. Martin Wagenmann istgeschäftsführender Oberarzt, Leiter der Rhinologie, Allergologie und endoskopische Schädelbasischirurgie der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Düsseldorf. Außerdem ist er im Vorstand derDeutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie.
Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.
Weitere Quellen:
- Deutsche Allergikerbund
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie
- Robert-Koch-Institut
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