Von news.de-Redakteurin Claudia Arthen - Uhr

Kind berühmter Eltern: Wenn der Name zur Belastung wird

Berühmte Eltern, viel Geld, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit: Promi-Kinder stehen scheinbar auf der Sonnenseite des Lebens, doch viele scheitern und geraten auf die schiefe Bahn. Warum?

Simon Verhoeven (links) ist Schauspieler und Regisseur - wie seine Eltern Senta Berger und Michael Verhoeven. (Foto) Suche
Simon Verhoeven (links) ist Schauspieler und Regisseur - wie seine Eltern Senta Berger und Michael Verhoeven. Bild: ddp

Profi-Fußballer und Musiker – das wären die beruflichen Alternativen von Simon Verhoeven gewesen. Aber er ist Schauspieler und Regisseur geworden, genau wie seine Mutter Senta Berger und sein Vater Michael Verhoeven. Aus deren Schatten konnte der 37-Jährige jedoch noch nicht heraustreten; der große Durchbruch blieb ihm bisher versagt.

Vergleiche mit den erfolgreichen Eltern empfand Simon Verhoeven zu Beginn seiner Karriere oft als «unfair». Als junger Mensch sei das beängstigend gewesen, sagte er einmal in einem Interview in der ARD-Sendung Beckmann. Und im Gespräch mit news.de bekannte er kürzlich: «Man wird leider stets als Sohn wahrgenommen, selbst wenn man seinen eigenen Weg geht.»

Andere Kinder prominenter Eltern geraten schon in jungen Jahren auf Irrwege. Jüngstes Beispiel: Cameron Douglas (30), ältester Sohn von Hollywoodstar Michael Douglas. Er wurde beim Dealen mit der Designerdroge Crystal Meth erwischt. Damit ist er nicht das erste Promi-Kid, das im Drogensumpf landet. Auch die Kinder von Skandalrocker Ozzy Osbourne, Kelly (24) und Jack (23), haben immer wieder Drogenprobleme und stehen wegen ihrer Vorliebe für gefährlich-bunte Pillen regelmäßig in den Schlagzeilen.

In jeder Familie werden Beziehungskonten geführt

Was treibt so viele Kinder prominenter Eltern in den Abgrund? Arist von Schlippe, Psychologe und Inhaber des Lehrstuhls für Führung und Dynamik von Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke, versucht eine Erklärung: Als Kind berühmter Eltern geboren zu werden, bedeutet, «mit dem Nachnamen ein ganzes Assoziationsfeld zu erben», sagt von Schlippe. Da ist auf der einen Seite die Öffentlichkeit, die mit dem bekannten Namen ein bestimmtes Bild verknüpft, und auf der anderen Seite die erfolgreiche Familie, deren Tradition der Junior sich würdig erweisen soll.

Der Psychologe spricht von «Beziehungskonten», die in jeder Familie geführt werden: «Wir fragen uns unbewusst: Bin ich gemessen an den Erwartungen der Verwandtschaft im Plus oder im Minus?» Was auch für einen Krause oder Schulze gilt, ist für die Sprösslinge von Promis aus Wirtschaft, Politik oder Kultur demnach doppelte Herausforderung: das Leben allen Vorstellungen und Festlegungen von außen zum Trotz selbst zu bestimmen und zu dem zu werden, der man ist.

Unabhängig davon, ob jemand den berühmten Namen ablegt oder behält – um aus dem mächtigen Schatten der Väter oder Mütter zu treten, muss die heranwachsende Generation sich «gestaltend mit den Erwartungen Dritter auseinandersetzen», sagt von Schlippe. Denn wer sich dem «Delegationsdruck» – den Erwartungen oder Wünschen seiner Umgebung – passiv ausliefert, läuft Gefahr, daran zu zerbrechen.

An der Hassliebe zum Vater zerbrochen

Tragische Beispiele ewiger Erben, die es nicht geschafft haben, zu einer eigenen Identität zu gelangen, zeigt die Geschichte. So sehr beispielsweise August von Goethe hoffte, endlich vom «Gängelbande» des Dichtervaters Johann Wolfgang von Goethe loszukommen, blieb er über seinen frühen Tod hinaus der untalentierte Nachkomme eines Genies. Im Alter von 40 Jahren verstarb er alkoholkrank auf einer Romreise. «Goethe Filius» steht bezeichnenderweise auf seinem Grabstein.

Beispiele ewiger Erben gibt es auch in der Gegenwart: Prinz Charles, inzwischen 61 Jahre alter Sohn von Königin Elizabeth II., ist in der langen Geschichte des englischen Königshauses der Thronfolger, der am längsten auf die Krone wartet. Er versucht, sein Schicksal mit Würde zu tragen.

Guillaume Depardieu gelang das weniger. Er machte seiner Hassliebe zu seinem Vater, dem französischen Schauspieler Gérard Depardieu, in einem im Jahr 2004 veröffentlichtem Buch Luft. Er habe sich als Kind vernachlässigt und herabgewürdigt durch seinen Vater gefühlt, beklagt er: «Unsere Beziehung war von einer normalen Vater-Sohn-Beziehung weit entfernt.» Manchmal habe er sogar «unheimliche Angst» vor Gérard empfunden - «am schlimmsten war sein Blick! Wenn Blicke töten könnten», beschrieb er das Verhältnis zum berühmten Vater.

Seine frühen Kontakte mit Drogen und der Justiz führt der Sohn überwiegend auf die problematische Beziehung zum Vater zurück, der «die Ursache meiner Probleme» gewesen sei. Guillaume Depardieu starb im vergangenen Jahr im Alter von 37 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung, ohne sich mit seinem Vater versöhnt zu haben.

Die Eltern-Sohn-Beziehung im Hause Berger/Verhoeven scheint weniger belastet gewesen zu sein. Simon Verhoeven erinnert sich an eine «wunderbare, freie, abenteuerliche, fantasievolle Kindheit». Und: «Ich möchte mich nicht beklagen. Es gibt wirklich Schlimmeres, als der Sohn von Senta Berger und Michael Verhoeven zu sein.»

ped/reu/news.de

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