Mythos E-Auto-Brände: Elektroautos brennen laut Statistik seltener als Verbrenner

Während ein brennendes Elektroauto sofort bundesweit Schlagzeilen macht, gehen täglich Dutzende Benziner in Flammen auf - und trotzdem werden E-Autos als das größere Risiko gesehen. Neue Zahlen belegen das Gegenteil.

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Ausgebrannte Teslas stehen vor einem Autohaus. Fälle wie dieser sind in der Regel Einzelfälle - auf ein allgemeines Problem deutet wenig hin. (Foto) Suche
Ausgebrannte Teslas stehen vor einem Autohaus. Fälle wie dieser sind in der Regel Einzelfälle - auf ein allgemeines Problem deutet wenig hin. Bild: picture alliance/dpa | Jörn Hüneke
  • Viele Verbraucher befürchten, dass Elektroautos öfter brennen als Verbrenner
  • Tatsächlich belegen Statistiken das Gegenteil: E-Autos brennen sogar deutlich seltener
  • Für die Feuerwehr stellen Batteriebrände dennoch eine große Herausforderung dar

Elektroautos geraten deutlich seltener in Brand als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das belegt eine aktuelle Auswertung des Allianz Zentrums für Technik (AZT), die Schadensstatistiken der Jahre 2020 bis 2024 analysiert hat. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Weniger als ein Prozent aller bei der Allianz gemeldeten Fahrzeugbrände entfielen auf batterieelektrische Fahrzeuge.

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US-Studie: E-Autos brennen 60-mal seltener

Auch internationale Untersuchungen untermauern die deutschen Versicherungsdaten. Die amerikanische Sicherheitsbehörde NTSB registrierte laut der "Auto Zeitung" lediglich 25 Brände pro 100.000 verkaufte Elektrofahrzeuge. Bei konventionellen Antrieben lag diese Zahl mit 1.530 Bränden dramatisch höher. Hybridfahrzeuge schnitten mit 3.475 Bränden pro 100.000 Einheiten am schlechtesten ab. Vergleichbare Ergebnisse liefern Studien aus Norwegen, Schweden und Australien.

Allerdings sind Elektrofahrzeuge im Durchschnitt jünger und werden oft besser gewartet als herkömmliche Pkw, daher auch weniger anfällig für Brände. Dennoch sieht Peter Bachmeier, Leitender Branddirektor beim Deutschen Feuerwehrverband (DFV), keine erhöhte Gefahr: "Die bisher bekannten Brandereignisse lassen nicht erkennen, dass sich das Risiko im Vergleich zu den ohnehin schon vorhandenen Gefahren erheblich erhöht." Die Skepsis gegenüber der noch jungen E-Auto-Technologie verstärkt jedoch die Ängste zusätzlich.

Moderne Schutzsysteme machen E-Autos brandsicherer

Die geringere Brandgefahr von Elektrofahrzeugen hat technische Gründe. Anders als Verbrenner führen E-Autos keine brennbaren Flüssigkeiten wie Kraftstoff oder Öl mit sich. Zudem verfügen moderne Akkus über ausgeklügelte Sicherheitssysteme. So überwacht etwa ein Batteriemanagementsystem (BMS) permanent Temperatur, Spannung und Stromfluss - weichen diese vom Sollwert ab, greift es sofort ein. Außerdem sind die Batterien mechanisch abgeschirmt und werden durch Luft- oder Flüssigkeitskühlung vor Überhitzung geschützt.

Für alle in Europa zugelassenen Hochvoltfahrzeuge gilt die strenge Norm ECE R 100. Sie schreibt umfangreiche Tests für Hitzebeständigkeit, Aufprallschutz und Kurzschlusssicherheit vor. Unterschiede gibt es bei den Zelltypen: Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) gelten als besonders stabil, während nickelbasierte Zellen eine höhere Energiedichte aufweisen, aber ein etwas höheres Brandrisiko bergen. In Europa dominieren bislang die Nickel-Zellen.

Zehnfache Wassermenge beim Löschen nötig

Gerät ein E-Auto-Akku in Brand, stellt das die Feuerwehr vor besondere Herausforderungen. Die Einsatzkräfte benötigen etwa die zehnfache Menge an Wasser im Vergleich zu einem brennenden Verbrenner. Spezielle Löschlanzen leiten das Wasser direkt ins Batteriegehäuse, um die Zellen effektiv zu kühlen.

Nach dem Löschen ist die Gefahr allerdings noch nicht gebannt. Das Fahrzeug muss in einen Quarantäne-Container, wo es tagelang unter Beobachtung bleibt. Der Grund: Ein sogenanntes thermisches Durchgehen kann auch Stunden nach dem ersten Brand wieder auftreten und neue Flammen entfachen.

Die freigesetzte Brandlast unterscheidet sich kaum von der herkömmlicher Autos. Allerdings variieren die Schadstoffe im Löschwasser: Während bei Verbrennern organische Rückstände und Blei auftreten, setzen E-Auto-Brände metallhaltige Substanzen wie Lithium und Nickel frei.

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