Teurer ohne Prime: Amazon testet höheren Mindestbestellwert für kostenlosen Versand

Wer bei Amazon künftig kleinere Bestellungen aufgibt, könnte zusätzlich draufzahlen: Der Versandriese testet heimlich eine Anhebung der Gratisversand-Grenze. Betroffen sind ausgerechnet die Kunden ohne Prime-Abo.

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Wer kein Prime hat, muss für Gratisversand in Zukunft mehr zahlen. (Foto) Suche
Wer kein Prime hat, muss für Gratisversand in Zukunft mehr zahlen. Bild: picture alliance/dpa | Wolf von Dewitz
  • Amazon testet höhere Mindestbestellwerte für kostenlosen Versand
  • Der Online-Händler begründet die Entscheidung nicht gänzlich nachvollziehbar
  • Unter der Preisanpassung leiden vor allem Kunden ohne Amazon Prime

Amazon testet derzeit eine deutliche Anhebung der Versandkostengrenze, wie unter anderem "Computer Bild" berichtet. Die trifft besonders Kunden ohne Prime-Mitgliedschaft. Damit verpassen Kunden ohne Abo nicht nur satte Rabatte und Deals bei Events wie dem Prime Day, sondern zahlen nun auch noch regelmäßig für den Versand drauf. Statt wie bisher ab 39 Euro versandkostenfrei zu liefern, experimentiert der Online-Riese mit einem Mindestbestellwert von 59 Euro. Die Testphase betrifft nach Unternehmensangaben nur ausgewählte Nutzerkonten.

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"Wir testen verschiedene Optionen" - Amazon bleibt vage

Amazon bestätigt den Testlauf gegenüber mehreren Medien, hält sich aber mit konkreten Begründungen zurück. "Wir sind stets bestrebt, Innovationen voranzutreiben, und testen in diesem Zusammenhang verschiedene Optionen rund um den Mindestbestellwert für eine kostenfreie Lieferung", heißt es in der offiziellen Stellungnahme des Unternehmens.

Wie eine um 20 Euro höhere Versandschwelle das Einkaufserlebnis verbessern soll, erklärt der Konzern nicht. Die vage Formulierung über "bestmöglichen Service" und "größeren Mehrwert" lässt viel Interpretationsspielraum. Anders als bei der vorherigen Anhebung nennt Amazon diesmal keine externen Faktoren als Grund.

Welche Artikel-Kategorien sind besonders betroffen?

Damit fallen auch künftig Produkte im Preisbereich zwischen 40 und 60 Euro in diese Kategorie:

  • Powerbanks
  • einzelne Fachbücher
  • hochwertige Kosmetikartikel
  • Deko-Artikel wie Lichterketten

Kunden müssen bei solchen Bestellungen entweder zusätzliche Artikel in den Warenkorb legen oder die Versandkosten zusätzlich zu den ohnehin schon teuren Produkten akzeptieren. Damit gibt es zwar faktisch keine Mindestmengen-Grenze für Bestellungen, in der praktischen Umsetzung werden die Kunden jedoch trotzdem häufig dazu verleitet, mehr zu kaufen, als sie eigentlich wollten.

"Heimliche Preiserhöhung" - Verbraucher laufen Sturm

Die Testphase stößt bei betroffenen Nutzern auf massive Kritik. Viele empfinden die Anhebung als versteckte Verteuerung ihrer Einkäufe. Gerade Gelegenheitskäufer, die nur sporadisch bei Amazon bestellen, sehen sich vor die Wahl gestellt: Entweder müssen sie ihren Warenkorb künstlich aufblähen, die Versandgebühren schlucken oder sich nach Alternativen umsehen.

Im Vergleich zur Preisanpassung von 2023 fehlt diesmal eine nachvollziehbare Begründung. Während Amazon damals noch auf Inflation und gestiegene Kosten verwies, bleibt der Konzern nun auffallend schweigsam über die wahren Beweggründe. Diese Intransparenz verstärkt den Eindruck, dass es sich primär um eine Gewinnoptimierung auf Kosten der Nicht-Prime-Kunden handelt: Diese sollen nun offenbar dazu gedrängt werden, sich ein Prime-Abo zuzulegen.

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