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ARD, ZDF & Co.: So kommen Sie kostenlos ins Fernsehen

Die Angst der Fernsehmacher vor leeren Rängen: Wenn die TV-Sender kein Publikum für ihre Shows finden, helfen nur noch Freikarten. Wir stellen die Praktiken der Branche vor und verraten, wie und wo man für lau im Studiosessel versinken kann.

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Der news.de-Nachrichtenüberblick Bild: Istockphoto

Es gleicht einem Geisterszenario: Gestandene Moderatoren wie Bernd Stelter und Ruth Moschner moderieren eine Show und niemand sitzt im Publikum. Denn trotz eines Millionenpublikums an den TV-Geräten haben Sendeanstalten immer wieder Probleme damit, ihre Studios voll zu bekommen. Aber keine Panik! Auch wenn die Fernsehsender ihre Säle nicht aus eigener Kraft füllen können, gibt es immer noch einen Ausweg: Freikarten.

Senderübergreifend hat sich ein System etabliert, das garantiert keinen Moderator vor leeren Rängen seinen Text aufsagen lässt.  Denn für die zahllosen TV-Shows, die Tag für Tag produziert werden, braucht es eben auch ein Publikum. Daher bieten verschiedene Ticketagenturen wie TV Tickets und Mediabolo neben normal ausgepreisten auch kostenlose Eintrittskarten für verschiedene Sendungen.

Und bei diesen TV-Aufzeichnungen ist garantiert für jeden etwas dabei. Von der Medzinshow bis zur Castingsause, von der Raterunde bis zum Talk kann man sich erst fachkundig berieseln lassen und im Anschluss vor Freunden und Familie damit prahlen, öfter im TV zu sein als Christine Neubauer. Da ist die Unterhaltung im wahrsten Sinne des Wortes umsonst.

Für Kurzentschlossene gibt es auf diesen Seiten auch die Möglichkeit, sich in einen Verteiler einzutragen, der einen sofort benachrichtigt, wenn es für sonst kostenpflichtige Shows ein überraschend aufgetauchtes Restkartenkontingent gibt. Da kann passieren, weil der Aufzeichnungstermin verlegt wurde, der Moderator plötzlich krank ist oder sich einfach kein Mensch für diese oder jene Sendung interessiert.

Singen in Berlin, behandeln in München

Besonders wer in den Großstädten Berlin, Köln, Hamburg und München zu Hause ist, kann praktisch täglich kostenlos eine andere Show besuchen. Also, warum die Glotze noch einschalten, wenn man auch direkt im Studiosessel Platz nehmen kann?

So gilt es beispielsweise in Berlin gleich mehrere Formate zu befüllen. Denn damit die Sendungen The Voice of Germany (ProSieben), 2+Leif (SWR), rbb Praxis (RBB), Im Palais (RBB) und Klipp & Klar (RBB) mit einem vollen Studio glänzen können, kommen sie erst gar nicht auf die Idee, Eintritt zu verlangen. Vielleicht würde sonst auch keiner hingehen?

Auch in München kommt man ganz leicht kostenlos ins TV. Bestes Beispiel: die ZDF-Sendung Die Ärzte - Der Medizintalk mit Moderatorin Ruth Moschner. Da schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Denn statt zehn Euro für die Behandlung beim Arzt des Vertrauens auf die Theke zu legen, einfach vom ZDF gesund quasseln lassen. Weiterer Vorteil: Es gibt keinen Unterschied zwischen Kassen- und Privatpatient. Da ist der behandelnde Moderator noch glücklich, wenn er einige Publikums-Patienten behandeln darf.

Nur Jauch kann sich zurücklehnen

Selbst die ARD trickst bei der Zuschauergunst: Die Ratesendung Das Duell im Ersten mit Moderator Florian Weber ensteht in Hamburg und konnte sich im ARD-Vorabend nie mit stabilen Quoten durchsetzen. Da überrascht es nicht, dass auf kostspielige Eintrittskarten verzichtet wird. Florian Weber ist eben nicht Günther Jauch. Der braucht sich für um Quizshow Wer wird Millionär? übrigens keine Gedanken zu machen. Die Eintrittskarten (ca. 15 Euro) für die Show in Köln werden momentan nur über eine Interessentenliste vergeben, die Wartezeit beträgt ungefähr 20-22 Monate.

Auch Die Millionen Show mit Gastgeber Armin Assinger, das österreichische Pendant zu Wer wird Millionär?, wird in Köln aufgezeichnet. Und da ORF 2 nicht wöchentlich scharenweise österreichische Staatsbürger an den Rhein verfrachten will, gibt es die Tickets für die Aufzeichnung völlig kostenfrei. Wer im Rheinland des österreichischen Dialekts nicht mächtig und eher dem heimischen Schmäh zugetan ist, kann der Quizsendung Das NRW-Duell (WDR) einen Besuch abstatten. Darin quält Komiker Bernd Stelter unbedarfte Kandidaten mit schier unlösbaren Fragen rund um das westliche Bundesland.

Also, keine Müdigkeit vorschützen und ab ins nächste Fernsehstudio. Denn eines ist gewiss: Die TV-Sender warten nur darauf, auch die schlimmste Sendung bis auf den letzten Platz zu besetzen. Denn nichts ist peinlicher, als eine Show, die sowieso keiner sehen will, vor leeren Plätzen zu produzieren.

ruk/news.de

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