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Kristina Timanowskaja: Sprintstar sollte entführt werden! Belarus-Athletin erhält polnisches Visum

Nach kritischen Äußerungen über Sportfunktionäre in ihrem Heimatland Weißrussland ist die Sprinterin Kristina Timanovska offenbar nur knapp einem Entführungsversuch entkommen. Die 24-Jährige steht nun in Tokio unter Polizeischutz.

Wollte der weißrussische Präsident Lukaschenko die Olympionikin Kristina Timanowskaja entführen lassen? (Foto) Suche
Wollte der weißrussische Präsident Lukaschenko die Olympionikin Kristina Timanowskaja entführen lassen? Bild: picture alliance/dpa/BelTA/AP | Nikolay Petrov

Die belarussische Leichtathletin Kristina Timanowskaja wird nach Angaben des Belarussischen Olympischen Komitees nicht weiter an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen. Unabhängigen belarussische Medien zufolge soll die 24-Jährige nach kritischen Äußerungen über belarussische Sportfunktionäre in Tokio bereits zum Flughafen gebracht worden sein.

Olympia-Aus nach Belarus-Kritik: Kristina Timanowskaja steht in Japan unter Polizeischutz

Die oppositionelle belarussische Athletenvertretung Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF) veröffentlichte am Sonntag auf Telegram ein Video, in dem Timanowskaja erklärt, auf sie sei Druck ausgeübt worden und sie solle gegen ihren Willen aus dem Land gebracht werden. Offenbar bestand eine reale Gefahr, dass die Sportlerin zur Reise in das von Diktator Alexander Lukaschenko regierte Belarus gezwungen wurde und nur haarscharf einem Kidnapping-Versuch entging. Aktuell steht sie laut BSSF-Angaben unter dem Schutz der japanischen Polizei. Timanowskaja wolle um Asyl in Europa bitten und sich dafür an die österreichische Botschaft in Tokio wenden. BSSF hatte zuvor von einer "gewaltsamen" Ausreise Timanowskajas gesprochen.

Wollte Lukaschenko die Sprinterin entführen lassen? Timanowskaja will um Asyl in Europa bitten

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) teilte auf Anfrage mit, es beobachte den Fall und habe das Belarussische Olympische Komitee um Aufklärung gebeten. In einer Mitteilung des Belarussischen Olympischen Komitees auf Telegram hieß es, die Läuferin sei von einem Arzt untersucht worden und werde wegen ihrer "emotional-psychischen Verfassung" nicht an weiteren Wettkämpfen teilnehmen.

Auf ihrem Instagram-Account bezeichnete Timanowskaja diese Darstellung als "Lüge". Dem Radiosender Euroradio sagte sie in einem Interview: "Sie haben mir einfach gesagt, meine Sachen zu packen und nach Hause zu fliegen."

Sprinterin Kristina Timanowksaja verpasst nach versuchtem Kidnapping 200-Meter-Wettbewerbe

Timanowskaja hätte am Montag im Vorlauf über 200 Meter antreten sollen, Tage später wäre die 24-Jährige in der 4x400-Meter-Staffel gestartet. Sie hatte sich zuvor kritisch über Sportfunktionäre im autoritär geführten Belarus geäußert. Die Sportlerin vermutete, dass andere belarussische Athleten nicht antreten könnten, weil für sie nicht genügend negative Doping-Proben eingereicht worden seien.

IOC: Belarussische Olympia-Läuferin Timanowskaja ist "sicher"

Die belarussische Olympia-Läuferin Kristina Timanowskaja ist nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) "sicher und geschützt". Die Sportlerin, die nach Einschätzung der Opposition von den autoritären Behörden ihres Landes aus Tokio entführt werden sollte, habe die Nacht in einem Hotel am Tokioter Flughafen Haneda in einer "sicheren Umgebung" verbracht, sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Montag. Sie befinde sich in den Händen der Behörden, sagte er, ohne jedoch nähere Angaben dazu zu machen. Man habe vom NOK ihres Landes einen schriftlichen Bericht eingefordert. Man müsse zunächst die genaueren Hintergründe und Einzelheiten zu dem Vorfall abwarten.

Die 24-jährige Athletin hatte in einem Video, das die oppositionelle belarussische Athletenvertretung Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF) am Sonntag veröffentlichte, erklärt, sie habe gegen ihren Willen aus Japan ausgeflogen werden sollen, nachdem sie öffentlich Kritik an belarussischen Sportfunktionären geäußert habe. Die BSSF sprach von einer versuchten "gewaltsamen" Ausreise.

Angaben dazu, wie die Sportlerin das olympische Dorf verließ und wer sich bei ihr befand, konnte Adams nicht machen. Am Flughafen habe sie sich an die japanische Polizei gewandt. Vertreter des IOC und des japanischen OK hätten noch in der Nacht "direkt" mit ihr gesprochen. "Sie hat uns versichert, dass sie sich sicher und geschützt fühle", erklärte der IOC-Sprecher weiter. Am Montag habe man erneut mit ihr gesprochen und werde dies auch weiter zusammen mit den japanischen Behörden tun, "um den nächsten Schritt in den kommenden Tagen" zu bestimmen. Man werde mit Timanowskaja weiter darüber sprechen, was sie vorhabe und werde sie bei ihrer Entscheidung "unterstützen".

Das Belarussische Olympische Komitee (NOK) hatte zuvor auf Telegram erklärt, die Athletin sei von einem Arzt untersucht worden und werde wegen ihrer "emotional-psychischen Verfassung" nicht an weiteren Wettkämpfen teilnehmen. Timanowskaja bezeichnete das auf Instagram als "Lüge". Dem Radiosender Euroradio sagte sie: "Sie haben mir einfach gesagt, meine Sachen zu packen und nach Hause zu fliegen."

Auch Polen bietet belarussischer Olympia-Sprinterin Hilfe an

Im Wirbel um die belarussische Olympia-Teilnehmerin Kristina Timanowskaja hat nach Tschechien auch Polen der Sprinterin ein humanitäres Visum angeboten. Sein Land sei bereit zu helfen, schrieb Vize-Außenminister Marcin Przydacz am Sonntagabend beim Kurznachrichtendienst Twitter. "Sie hat die freie Wahl, ihre sportliche Karriere in Polen fortzusetzen, wenn sie sich dafür entscheidet", führte der Politiker weiter aus.

Zuvor hatte bereits der tschechische Außenminister Jakub Kulhanek ein Hilfsangebot gemacht. Die 24-jährige Athletin hatte in einem Video, das die oppositionelle belarussische Athletenvertretung Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF) am Sonntag veröffentlichte, erklärt, sie habe gegen ihren Willen aus Japan ausgeflogen werden sollen. Ihr werde vorgeworfen, öffentlich Kritik an belarussischen Sportfunktionären geäußert zu haben.

Belarussische Olympia-Sprinterin erhält polnisches Visum

Die belarussische Olympia-Sprinterin Kristina Timanowskaja hat in der polnischen Botschaft in Tokio ein humanitäres Visum erhalten. Die Sportlerin, die nach Einschätzung der Opposition von den autoritären Behörden ihres Landes aus Japan entführt werden sollte, hatte sich dazu am Montag in Polens Vertretung in Tokio eingefunden. "Polen wird alles Nötige tun, um ihr bei der Fortsetzung ihrer sportlichen Karriere zu helfen", schrieb Vize-Außenminister Marcin Przydacz am Montag bei Twitter. Polen stünde "für Solidarität", fügte der Spitzenpolitiker hinzu.

Neben Polen hatten auch Tschechien und Slowenien der 24-Jährigen Asyl angeboten. Polen bot Timanowskaja am Sonntagabend ein humanitäres Visum an. Sein Land sei bereit zu helfen, schrieb Przydacz bei Twitter. "Sie hat die freie Wahl, ihre sportliche Karriere in Polen fortzusetzen, wenn sie sich dafür entscheidet", führte der Politiker weiter aus.

Cas lehnt Eilantrag von belarussischer Olympia-Sprinterin ab

Der Internationale Sportgerichtshof hat einen Eilantrag der belarussischen Olympia-Sprinterin Kristina Timanowskaja für die Teilnahme an den Vorläufen über 200 Meter abgelehnt. Die 24-Jährige wollte mit einer Einstweiligen Anordnung des Cas die Entscheidung des Belarussischen Olympischen Komitees kippen, das Timanowskaja den Start am Montag verwehrt hatte. Der Präsident des Ad-hoc-Komitees des Sportgerichtshofes habe dies jedoch abgewiesen, weil die Athletin nicht in der Lage gewesen sei, ihren Fall zu beweisen. Dies teilte der Cas mit.

EU-Kommission begrüßt polnisches Visum für Sprinterin Timanowskaja

Die EU-Kommission hat sich solidarisch mit der belarussischen Sprinterin Kristina Timanowskaja erklärt und die Unterstützung durch Mitgliedsstaaten der Europäischen Union begrüßt. Kommissionssprecherin Nabila Massrali verurteilte in der Zeitung "Welt" (Dienstag) zudem das Verhalten von Belarus. Olympia-Teilnehmerin Timanowskaja hatte zuvor in der polnischen Botschaft in Tokio ein humanitäres Visum erhalten. Die 24-Jährige sollte nach Einschätzung der Opposition von den autoritären Behörden ihres Landes aus Japan entführt werden.

Der Versuch, sie mit Gewalt in ihr Heimatland zu bringen, sei ein weiteres Beispiel dafür, mit welcher Brutalität das Regime von Machthaber Alexander Lukaschenko die Menschen in Belarus unterdrücke, sagte Massrali. "Die Repressalien treffen die gesamte belarussische Gesellschaft, auch Athleten und machen selbst vor dem Olympischen Frieden nicht Halt. Wir drücken gegenüber Kristina Timanowskaja unsere volle Solidarität aus und unsere Achtung vor den Mitgliedstaaten, die ihr Unterstützung angeboten haben. Und wir begrüßen, dass Polen ihr ein humanitäres Visum ausgestellt hat."

Kristina Timanowskaja fordert Ermittlungen gegen Cheftrainer

 

Die um ihren Olympia-Start gebrachte Sprinterin Kristina Timanowskaja hat Ermittlungen gegen den belarussischen Cheftrainer und eine mögliche Bestrafung gefordert. Sie erwarte von den Sportbehörden, "die Situation zu untersuchen, wer hat die Anweisung gegeben, wer hat wirklich die Entscheidung getroffen, dass ich nicht mehr teilnehmen darf", sagte die 24-Jährige am Dienstag in einem Video-Interview der Nachrichtenagentur AP. Die Athletin, die zuvor belarussische Funktionäre kritisiert hatte, war laut der Opposition ihres Landes einer drohenden Entführung von den Olympischen Spielen in Tokio entkommen.

Timanowskaja erhielt inzwischen in der polnischen Botschaft in Tokio ein humanitäres Visum und soll in Kürze nach Warschau ausreisen. "Ich würde sehr gern meine sportliche Laufbahn fortsetzen, weil ich erst 24 bin und Pläne für mindestens zwei weitere Olympische Spiele hatte", sagte sie. Im Moment aber sorge sie sich nur um ihre Sicherheit.

Die belarussische Athletin hatte sich am Flughafen Haneda an die japanische Polizei gewendet, als sie mutmaßlich zur Heimreise nach Minsk gezwungen werden sollte. "Sie haben mir klar gemacht, dass ich bei meiner Rückkehr definitiv eine Art der Bestrafung erhalten werde", sagte Timanowskaja. Was sie erwarte, sei wenig verschleiert worden. Sie wünsche sich nun eine sichere Ankunft in Europa, um sich mit ihren Helfern über die nächsten Schritte zu beraten.

Das Internationale Olympische Komitee hatte am Dienstag eine förmliche Untersuchung in dem Fall eingeleitet. "Wir müssen alle Tatsachen feststellen und alle Beteiligten anhören, bevor wir weitere Maßnahmen ergreifen", sagte Sprecher Mark Adams. Sportler-Bündnisse wie Athleten Deutschland und Global Athlete hatten eine Sperre für das NOK von Belarus gefordert.

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/news.de/dpa

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