Lionel Messi steht vor dem Finale der Fußball-WM 2014 zwischen Deutschland und Argentinien im Zentrum der Überlegungen von Bundestrainer Jogi Löw, um Argentinien zu stoppen. Privates ist indes wenig über den begnadeten Kicker bekannt. Wir stellen den kleinen Ausnahme-Kicker vor.
Lionel Messi, der Hochbegabte, der Zauberer, das Phänomen!
Wie Argentinien im Finale der Fußball-WM 2014 gegen Deutschland agiert, hängt zum Großteil an Lionel Messi. Experten glauben sogar, dass Messi die «Albiceleste» aufgrund seiner Präsenz einschränkt. Doch CoachAlejandro Sabella, der aussieht wie der Pate aus einem Mafia-Film, setzt zu einhundert Prozent auf Messi.
Dabei wurde im Halbfinale gegen die Niederlande wieder deutlich: Wenn Messi untertaucht, spielt auch Argentinien schlecht. Bisweilen lastet zu viel Verantwortung auf den schmalen Schultern des Fußballflohs. Doch wie tickt Lionel Messi eigentlich?
WM 2014: Argentiniens Autist Messi gibt sich locker und offen
So richtig blüht Lionel Messi nur auf den Plätzen dieser Welt auf, im Privaten ist der Zauberzwerg bescheiden, bisweilen schüchtern, wortkarg, fast autistisch - auch, wenn er sich bei dieser WM deutlich lockerer und offener zeigt als in den Jahren zuvor. Der italienische Sportjournalist Luca Caioli hat Familie, Freunde und Weggefährten getroffen, um dem Phänomen Lionel Messi auf die Spur zu kommen. In intensiven Gesprächen unter anderem mit Messis Mutter, seinem ersten Trainer, dem früheren Barca-Trainer Frank Rijkaard und schließlich Messi selbst, beschreibt Caioli detailliert - bisweilen etwas zu langatmig und redundant - den Aufstieg des kleinen Argentiniers. News.de hat das Buch gelesen und präsentiert Ihnen die interessantesten Einblicke von Messis Aufstieg:
1. Lieblingsspeisen: So richtig schmeckt es Lionel Messi nur bei Muttern. Um sein milanesa à la napolitana zuzubereiten, kommt Celia Messi sogar ab und an aus Argentinien nach Barcelona. «Wenn ich in Barcelona bin, muss ich das zwei- oder dreimal in der Woche kochen, mit mindestens drei mittelgroßen Fleischstücken. Ich wuschele ihm durchs Haar und erkläre ihm: Wegen meines milanesa à la napolitana und meines Mate schießt du so viele Tore.»
2. Die erste Förderin: Das Talent des wohl technisch besten Fußballers der Welt haben nicht etwa seine Eltern, sein erster Trainer oder Scouts des FC Barcelona entdeckt, sondern seine Großmutter. Sie überredete seine Eltern, dem kleinen Ballkünstler die ersten Fußballschuhe zu kaufen. Und sie war es auch, die Lionel und seine Brüder zum Training begleitete und seinen ersten Trainer zum ersten Punktspieleinsatz ihres Enkels überredete. Angst, dass der schmächtige Fußball-Floh nicht würde mithalten können, hatte sie nie. So riet sie seinen Mitspielern:«Spiel zu Lionel, spiel zu dem kleinen Mann, der schießt die Tore.»
3. Fußball-Familie: Lionel Andrés ist der jüngste der drei Messi-Brüder. Der älteste im Bunde ist Rodrigo (30), einst Mittelstürmer. Matías (28) spielte in der Abwehr. Lionels Cousins Maximiliano (25, Flamengo Rio) und Emanuel Biancchucci (21, TSV 1860 München) sind ebenfalls Profifußballer. Als alle noch Kinder waren und in ihrer Heimatstadt Rosario wohnten, spielten sie jeden Sonntagmittag gegeinander: Messis gegen Bianccucchis. «Es waren wilde Spiele, Fußball oder Fußballtennis, und am Ende kam Leo oftmals weinend zurück ins Haus, weil er verloren oder die die Älteren geschummelt hatten.»
4. Die erste Ballberührung: Zum vierten Geburtstag bekommt Lionel Messi einen weißen Ball mit roten Rauten geschenkt. Zuvor hatte er lieber mit Murmeln gespielt. Als sein Vater Jorge - ebenfalls Fußballer und Trainer - mit seinen älteren Söhnen auf der Straße spielte, kam Lionel das erste Mal hinzu und brachte alle zum Staunen. «Wir waren überwältigt, als wir sahen, was er alles konnte», sagte Jorge. «Er hatte vorher noch nie gespielt.»
5. Das erste Pflichtspiel: Eigentlich war Lionel Messi - 1987 geboren - noch zu klein für das Team. Aber als ein Spieler des 86er-Jahrgangs seines Heimatklubs Grandoli zu spät kam, stellte Messis erster Trainer Salvador Ricardo Aparicio - genannt Don Apa - unter gutem Zureden von Großmutter Celia den kleinen Lionel auf. «Alles klar», entgegnete Apa, «aber ich stelle ihn nur an der Nähe der Seitenlinie auf. Wenn er heult, kannst du ihn selbst wieder herunternehmen.» Nachdem Lionel bei dem ersten Ball, der auf ihn gespielt wurde, nicht reagierte, unterstrich bereits der zweite sein Ausnahmetalent. «Der zweite kam auf seinen linken Fuß. Er nahm ihn an, ging am ersten Mann vorbei, dann am nächsten und am übernächsten. Ich rief ‹Schieß, Schieß!› Er hatte Angst, dass ihm jemand weh tun könnte, aber er lief weiter und weiter. Ich weiß nicht mehr, ob er ein Tor geschossen hat - so etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich sagte mir: ‹Der da wird niemals ausgewechselt.› Und ich habe ihn auch nie heruntergenommen.»
6. Der Lieblingsklub: Lionel Messi lässt keine Gelegenheit aus, seine große Fußballliebe ins Gespräch zu bringen: den argentinischen Klub Newell's Old Boys aus seiner Heimatstadt Rosario. Im Alter von knapp sieben Jahren wird Lionel Messi dort Mitglied und schießt in sechs Jahren fast 500 Tore. Vor Spielen der Profis führte der kleine Ballkünstler Kunststückchen für die Fans der «Aussätzigen» - so der Spitzname der Newell's-Fans - auf. Anders als alle anderen berühmten argentinischen Spieler hat Messi nie für einen Klub aus der Hauptstadt Buenos Aires gespielt. Ein Zeitungsartikel beschrieb den Nachwuchskicker wie folgt: «Dieser Junge ist nicht nur einer der vielversprechendsten Nachwuchs-Aussätzigen, sondern hat auch eine wahnsinnige Zukunft vor sich. Denn trotz seiner mangelnden Größe kann er an einem, an zwei Mann vorbeigehen, aller Verteidiger in die Tasche stecken und Tore erzielen - vor allem aber hat er Spaß mit dem Ball.»
7. Die Wachstumsstörungen: Über den gehemmten Wachstum von Lionel Messi wurde viel geschrieben. Die Wahrheit über seine Krankheit ist: Lionel leidet an einer sehr seltenen Form von Wachstumshormonmangel, die statistisch gesehen nur bei einem von 20 Millionen Menschen vorkommt. Im Alter von zehn Jahren beginnt Lionel - damals 1,27 Meter klein - mit einer Hormonbehandlung, deren Kosten (ca. 125.000 Euro) schließlich der FC Barcelona bezahlte. Auch deshalb entscheidet sich die Familie Messi, nach Spanien zu gehen.
Seite 2: Messis erster Vertrag, sein bestes Spiel und todesmutige Fans
8. Der erste Vertrag bei Barca: Auf Vermittlung von Spielerberatern kommt die Familie Messi in Kontakt mit Carles Rexach, damals technischer Direktor des FC Barcelona. Ihm war von den Beratern vorgeschwärmt worden, dass Lionel einer wie Maradona sei. Also lud er Messi zum Probetraining ein. Schon nach wenigen war die Sache für Rexach klar: «Ich musste einmal halb um den Platz laufen, um zu den Trainerbänken zu kommen. Ich brauchte sieben oder acht Minuten dorthin. Als ich mich auf die Bank setzte, war meine Entscheidung schon gefallen. Ich rief (..): ‹Der muss unterschreiben. Sofort.›»
9. Streit der Sportgiganten: Lionel Messi ist das Objekt der Begierde von Millionen Fuballfans, aber auch von vielen Menschen, die mit ihm Geld verdienen wollen. So landeten Adidas und Nike im Streit um den Ausrüstervertrag von Lionel Messi vor Gericht. Weil Messi bereits eine Absichtserklärung bei Nike unterzeichnet hatte, dann aber doch bei Adidas einen Schuhvertrag unterschrieb, weil die Herzogenauracher angeblich fünf Mal mehr boten als die Amerikaner (angeblich mehr als eine Million Euro pro Saison), klagte Nike. Letztlich siegte Adidas vor Gericht.
10. Der Schweiger: Zwischen konkurrierenden Stürmern und Abwehrspielern wird auf dem Fußballplatz viel geredet, manchmal freundschaftlich, meist provozierend. Messi aber schweigt auf dem Spielfeld. Asier del Horno, einst mit dem FC Chelsea Messis Gegenspieler im Champions-League-Achtelfinale, sagt über ihn: «Nein, er provoziert nicht. Er sagt überhaupt nichts. Das ist nicht sein Stil.»
11. Das verpasste WM-Duell gegen Deutschland: Im WM-Viertelfinale gegen Deutschland 2006 steht der damals 18 Jahre alte Lionel Messi keine einzige Minute auf dem Platz. Über die Gründe wird noch immer spekuliert. Eine Version: Trainer José Pekerman habe sich von den gestandenen Spielern in der Kabine beeinflussen lassen, die verschnupft waren, weil Messi so sehr im Scheinwerferlicht der Medien stand.
12. Maradonas Wiedergänger: Die Vergleiche zwischen Maradona und Messi sind omnipräsent, auch in Caiolis Biografie. Weil Messi zwei Tore geschossen hat, die exakt denen von Maradona glichen, gilt er bei einigen sogar als Wiedergeburt der «Hand Gottes». Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sie eine Reihe von gemeinsamen körperlichen Eigenschaften besitzen. Und auch die Fußball-Biografie beider ähnelt einander verblüffend: klein, Linksfuß, bei Newell's groß geworden, beim FC Barcelona gereift, U20-Weltmeister, erster Einsatz für die A-Nationalmannschaft gegen Ungarn.
13. Todesmutige Fans: Nach dem Viertelfinalspiel bei der Copa America (Südamerika-Meisterschaft) gegen Argentinien 2007 hätte sich eine junge Frau aus Liebe zu Lionel Messi beinahe das Leben genommen. Die Todesmutige winkte Messi, der gerade auf dem Weg zum Spielertunnel war, und stürzte sich dann von der Tribüne. Nicht schwer verletzt schafft sie es, ihr Idol in die Arme zu schließen und zwei Mal zu küssen, bevor sie von Ordnern weggeschafft wurde.
14. Messis bestes Spiel: Neben dem Champions-League-Achtelfinale gegen Chelsea 2006 und das Finale der U20-WM ein Jahr zuvor nennt Lionel Messi den Clásico 2007 als das beste Spiel seiner Karriere. Obwohl er noch nicht lange wieder fit ist, erzielt Messi drei Tore gegen Real Madrid - sein erster Dreierpack in der spanischen Liga.
15. Messis Trickkiste: Lionel Messi ist Instinktfußballer. Tricks oder bestimmte Techniken übt er nicht, er macht sie einfach. «Ich trainiere keine bestimmten Tricks. Ich bin nicht wie Ronnie (Ronaldinho), der einen Schuss so lange übt, bis er ihn perfekt hinbekommt und im Spiel einbringen kann. Ich denke mir keine Täuschungen oder so etwas aus. Ich spiele einfach so, wie es gerade passt. Ich denke nicht darüber nach», sagt er.
Zum Buch:
Autor: Luca Caioli (aus dem Englischen von Markus Montz)
Titel: Messi. Ein Junge wird zur Legende
Verlag: Die Werkstatt (Göttingen)
Seiten: 248, Paperback
Preis: 14,90 Euro
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hem/ivb/news.de