Von news.de-Redakteurin Mara Schneider - Uhr

Nachgehakt: Wann dürfen Schiris vorzeitig abpfeifen?

Generell gilt der Grundsatz: Ein Fußballspiel wird nur dann abgebrochen, nachdem alle zumutbaren Mittel, es fortzusetzen, erschöpft sind. Es gibt aber Situationen, in denen der Schiedsrichter keine andere Wahl hat, als eine Partie vorzeitig zu beenden.

Vor allem in den unteren Ligen sorgen gewaltbereite Fußballfans immer wieder für Spielunterberchungen. Auch beim Einsatz von Pyrotechnik kann der Schiedsrichter abpfeifen. (Foto) Suche
Vor allem in den unteren Ligen sorgen gewaltbereite Fußballfans immer wieder für Spielunterberchungen. Auch beim Einsatz von Pyrotechnik kann der Schiedsrichter abpfeifen. Bild: dpa

Witterungsverhältnisse

Wenn aufgrund von Nebel oder Dunkelheit die Sicht von einem Tor zum anderen nicht mehr gewährleistet ist, muss der Unparteiische das Spiel unterbrechen beziehungsweise darf es gar nicht erst anpfeifen. Auch der Ausfall des Flutlichts oder mangelnde Beleuchtung können zum Spielabbruch führen. Laut DFB-Statuten sollte die Dauer der Unterbrechung 30 Minuten nicht überschreiten, danach muss das Spiel abgebrochen werden.

Auch, wenn der Platz aufgrund von Witterungsbedingungen nicht bespielbar ist, liegt es im Ermessen des Schiedsrichters, ein Spiel nicht anzupfeifen oder vorzeitig zu beenden. Anja Kunick, die seit 2002 als DFB-Schiedsrichterin mehr als 60 Spiele der Frauenbundesliga geleitet hat, sagt: «Oberster Grundsatz ist, keine gesundheitlichen Risiken für die Spieler einzugehen.» Und obwohl ein Verein alle verfügbaren Mittel für die Bespielbarkeit des Platzes einzusetzen hat, bleibt auch der nachhaltige Schutz des Rasens ein Kriterium, das in die Entscheidung einfließt.

Spiele, die aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse nicht stattfinden oder abgepfiffen werden, müssen zwingend nachgeholt werden.

Sicherheit

Die Sicherheit im Stadion für Spieler, Unparteiische und Zuschauer ist das oberste Gebot. Kann die nicht mehr gewährleistet werden, greift der Schiedsrichter zur Pfeife. «In den oberen Ligen kann man sich noch mit den Sicherheitsorganen vor Ort verständigen», sagt Kunick. Kommt es aber zu tätlichen Übergriffen, ist ein Spiel «zwingend» abzubrechen.

Auch Pyrotechnik jeglicher Art gefährdet die Sicht und die Sicherheit im Stadion. Zünden Fans beispielsweise bengalische Feuer oder Rauchbomben an, unterbricht der Schiedsrichter im Normalfall das Spiel. Dann muss der Mannschaftskapitän der Gastgeber Meldung an den Stadionsprecher machen, der wiederum die Fans aufruft, ihre Aktivitäten einzustellen. «Im wiederholten Fall ist das Spiel abzubrechen», sagt Kunick.

Spielermangel

Sowohl Fifa als auch DFB schreiben zum Anstoß eine Mindestzahl von sieben Spielern pro Mannschaft auf dem Feld vor. Tritt ein Team mit weniger Fußballern an, wird die Partie nicht angepfiffen. Kommt es im Verlauf des Spiels dazu, dass eine Mannschaft beispielsweise durch Platzverweise oder Verletzung so dezimiert wird, dass weniger als sieben Spieler übrig sind, kann sich der Schiedsrichter mit dem Mannschaftskapitän des entsprechenden Vereins beraten, ob die Partie dennoch zu Ende gespielt oder vorzeitig abgepfiffen werden soll.

Gleiches gilt bei schweren Verletzungen eines Spielers. «In einem Landesligaspiel zwischen der zweiten Mannschaft des VfB Leipzig und Concordia Schneeberg ist der Torwart der Leipziger mit einem eigenen Spieler am Kopf zusammengestoßen und bewusstlos liegengeblieben», erinnert sich Kunick. Als Schiedsrichterin unterbrach sie die Partie im Mai 2003 vorübergehend. Während alle auf das Eintreffen des Rettungswagen warteten, stellte der VfB einen Antrag, das Spiel abzubrechen. Vor dem Sportgericht wurde später entschieden, das Ergebnis vom Zeitpunkt des Abbruchs in die Wertung zu nehmen und das Spiel nicht zu wiederholen.

Tritt eine Mannschaft gar nicht erst an, ist der andere Verein dazu verpflichtet, ab der offiziellen Anstoßzeit 45 Minuten zu warten. Die Partie wird dann gemäß der DFB-Spielordnung mit 2:0 Toren zugunsten der anwesenden Mannschaft gewertet.

car/news.de

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