Von news.de-Redakteur Daniel Forstner - Uhr

Risikosport Apnoe-Tauchen: Ohne Luft und doppelten Boden

Wer taucht, genießt vor allem die Stille und das Leben im Augenblick. Manche stürzen sich sogar mit nur einem Atemzug in die Tiefe. News.de hat mit Koryphäen der Apnoe-Szene über das Risiko gesprochen.

Doppel-Interview mit den bekannten deutschen Apnoe-Tauchern Anna von Boetticher (www.annavonboetticher.blogspot.de), ihres Zeichens Deutschlands beste Apnoetaucherin (hält sechs von acht deutschen Rekorden), und Nikolay «Nik» Linder, mit 84 Metern Weltrekordhalter in der Disziplin Streckentauchen unter Eis ohne Flosse.

News.de: Ich habe gerade die Luft angehalten und nur 26 Sekunden geschafft. Wie lange kommen Sie ohne Luft aus?

Anna von Boetticher: Ich habe einmal sechs Minuten und zwölf Sekunden geschafft - der deutsche Rekord. Seitdem habe ich das «Zeittauchen» aber nicht mehr trainiert, ich mag es nicht besonders.

Nik Linder: Ich komme bei entsprechendem Eintauchen - für das Apnoe-Tauchen machen wir einige Warm-ups, um den Körper vorzubereiten und den Tauchreflex zu wecken - auf über sechs Minuten.

Wie verbessert man sein Lungenvolumen?

Von Boetticher: Man kann sein Lungenvolumen nicht verbessern, die Lunge hat eine bestimmte Größe, die bleibt gleich. Man kann aber lernen, dieses Volumen besser zu nutzen, beispielsweise einen volleren Atemzug zu nehmen.

Linder: Ich bediene mich sehr vieler Techniken aus dem Pranyama. Dabei handelt es sich um Yogaübungen, die zum einen das Residualvolumenpermanente Atemluft in der Lunge, die nicht ausgeatmet werden kann verkleinern, zum anderen die VitalkapazitätMenge der Luft, die ein- oder ausgeatmet werden kann erhöhen, um mit einem Atemzug viel frische Luft aufzunehmen. Wir lernen unsere Lunge effektiver zu nutzen.

Welcher Rekord war Ihrer Meinung nach Ihre größte Leistung?

Von Boetticher: Schwer zu sagen! Alle meine Rekorde haben mir große Freude gemacht. Die 76 Meter mit konstantem Gewicht, die ich bei der Weltmeisterschaft 2011 getaucht bin, waren besonders, weil die Bedingungen sehr schlecht waren – großer Wellengang und sehr viele Athleten, die an diesem Tag versagt haben.

Linder: Ich denke, dass bei mir von der Leistung her sicherlich mein deutscher Rekord im Streckentauchen im See ohne Flosse mit 105 Metern eine tolle Leistung war. Einer meiner größten mentalen Erfolge war der Weltrekord im Streckentauchen unter Eis mit Flosse über 108 Meter, da ich eine Woche zuvor einen Rekordversuch in der Schweiz vermasselt hatte. Das Loch war zu weit weg und ich habe einen Blackout gehabt. Innerhalb einer Woche musste ich das verarbeiten, denn eigentlich war ich extrem gut vorbereitet und konnte mir das Versagen nicht erklären, auch mental war ich topfit. Vermutlich war es ein Resultat der Höhenluft und der mangelnden Anpassung. Eine Woche später konnte ich in Österreich den bestehenden Rekord von Christian Redl locker schlagen.

Frau von Boetticher, Sie sind schon über 100 Meter tief getaucht. Soll es noch weiter gehen?

Von Boetticher: Ich war schon in 125 Metern Tiefe - der Weltrekord in Tandem No Limits, den ich mit meinem Tauchpartner und Coach Andrea Zuccari halte. Da ist auf jeden Fall noch viel Platz - mal sehen, wo es hingeht! Ansonsten tauche ich in allen Apnoe-Disziplinen (insgesamt acht), weil mich die Vielseitigkeit unseres Sports fasziniert.

Und Sie, Herr Linder? Warum tauchen Sie Apnoe unter Eis und nicht lieber an wärmeren Orten?

Linder: Ich tauche auch im Pool und nehme regelmäßig an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil. Die Rekorde unter Eis haben den Vorteil dass ich mich im Winter darauf vorbereiten kann, im Sommer muss ich mich um meine beiden Tauchgeschäfte kümmern. Daher war ich noch nie bei einer Weltmeisterschaft - die sind eben immer im Sommer. Ehrlich gesagt tauche ich auch lieber im warmen Wasser. Ich mache viele tolle Sachen, aber das Apnoetauchen unter Eis wird einfach stärker wahr genommen. Der Weissensee in Österreich zählt für mich zu den schönsten Orten der Welt. Dort habe ich viele Rekorde unter Eis aufgestellt.

Dieser Artikel ist dem ab-in-den-urlaub Magazin entnommen. Mehr Informationen finden sie hier!

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