Von news.de-Redakteurin Ines Weißbach - Uhr

Intimfrisuren: Der brasilianische Naturzustand

Unsauber, unsexy, gar unzivilisiert. Gegen das Image von Intimbehaarung wollen sich zwei finnische Designerinnen wehren. Mit Schamhaarmode. Eine Intimfriseurin findet das kurios.

Mindestens für einen Lacher gut: Die finnische Schamhaarmode. (Foto) Suche
Mindestens für einen Lacher gut: Die finnische Schamhaarmode. Bild: Tärähtäneet ämmät / Nutty Tarts

Der Wachsstreifen wird auf Venushügel und Schamlippen aufgelegt und dann kraftvoll samt Gestrüpp abgezogen. Nur ein dünner Streifen Haare bleibt stehen. Für das aktuelle Schönheitsideal im Intimbereich haben Katriina Haikala und Vilma Metteri kein Verständnis und den Begriff «The Brazilian normalisation» («Der brasilianische Normalzustand») entwickelt. «Haare untenrum werden heute als unzivilisiert betrachtet», sagt Katriina Haikala im Gespräch mit news.de. «Wir wollen jedoch die Leute feiern, die sich trauen, haarig zu bleiben und sich dem Druck zu widersetzen.»

Deshalb haben die finnischen Designstudentinnen «Haarige Unterwäsche» entwickelt. Auf breite Damenunterhosen, die Hüfte und Po zum Großteil verdecken, drucken sie buschige schwarze Haare. Nicht nur eine Andeutung ist auch die Brustbehaarung auf ihrem Männerunterhemd. «Es ist ein Statement, diese Unterwäsche zu tragen», sagt Haikala.

Mit besonderer Attitüde kommen die meisten Kunden auch zu Katrin Agater. «Oben hui, unten pfui geht bei mir gar nicht», sagt die Frisörin. Wer sich bei ihr die Kopfhaare färben lässt, bekommt nicht selten eine Beratung, was da im Intimbereich noch gemacht werden könnte. Seit zehn Jahren bietet sie in ihrem Salon in Leipzig auch Frisuren für untenrum an. «Für mich gehört das einfach zusammen», sagt sie. Auch bei reiferem Publikum, wie sie es nennt. «Wie sieht das denn aus, wenn ich oben gefärbt bin und unten völlig grau?»

Schamhaar-Perlen im geheimen Kämmerlein

Auf die Idee brachte sie Frank Schäfer. Der Sohn des bekannten DDR-Schauspielers Gerd E. Schäfer und Szene-Friseur entwickelte den Intimfrisurentrend. Eigentlich eher als PR-Gag für seinen Berliner Salon. «Der hat das Perleneinknüpfen in die Schamhaare regelrecht zelebriert», erinnert sich Agater an die Arbeit ihres Vorbildes.

Damals habe das alles im geheimen Kämmerlein stattgefunden, und auch heute seien viele Kunden etwas verschämt. Abgesehen vielleicht von den Pornodarstellern, die zu ihr kommen. «Frauen, die völlig unbewandert sind auf diesem Gebiet, lassen sich von mir beraten; Paare, die es spannend finden und nachmachen wollen oder auch Männer, die sich beim Rasieren zuhause selbst geschnitten haben», erzählt Agater.

Für Schamhaarfrisuren macht sie ganz klare Trends aus. Bei Männern sind es glattrasierte Hoden und ein Haarring um die Peniswurzel. Auf Wunsch bekommt das übriggebliebene Gewucher dann noch Tigerfarben. Für Damen jeden Alters empfiehlt die Intim-Coiffeurin einen Dreiecksschnitt auf dem Venushügel, die äußeren Schamlippen sollten möglichst haarfrei oder mit kurzgeschnittenen Haaren bedeckt sein. «Das ist viel hygienischer», sagt die Salonchefin und erzählt von ihrem Mitte 70-jährigen Lieblingskunden, der es auf den Punkt brachte. «Er sagte: Ich hasse Schamhaare und besonders den Uringeschmack.» Eine ihrer Meinung nach weit verbreitete Ansicht, die sich sonst kaum einer auszusprechen traue.

Aus hygienischen Gründen muss jeder ihrer Kunden vor und nach dem Schnitt duschen. Dennoch kostete es Katrin Agater einige Überwindung, ihre allererste Schamhaarfrisur zu schneiden. «Ich habe vor Aufregung die ganze Zeit geplappert», sagt sie heute und lacht.

Niemals mit bissigen Mitteln arbeiten

Seitdem hat sie viel erlebt in ihrem Salon in der Rosa-Luxemburg-Straße. «Es gibt genügend Spinner in diesem Bereich.» Die, die in ihrer Arbeit eine preiswerte Alternative zur Prostitution sehen, hat sie bereits aus dem Geschäft geworfen. Sie arbeite mit Handschuhen und Pinsel wenn sie Farbe auftrage, mache keine Hausbesuche und legt nie abends Hand an im Intimbereich ihrer Kunden. «Mittlerweile habe ich nur noch angenehme und ästhetisch anspruchsvolle Kundschaft.»

Agaters Spezialiät ist weniger die alltägliche Rasur, sondern eher die außergewöhnliche Körperdekoration. Farblich sind genau wie auf dem Kopf keine Grenzen gesetzt. «Ich nehme eine besondere Mischung für die Farbe im Intimbereich», erklärt Katrin Agater. «Die ist dann aber auch schneller wieder weg als auf dem Kopf.» Ihre Kreationen sind oftmals nur für eine Nacht. Eingearbeitete Glitzersteine, Pfauenfedern, Bodypainting - das hält für einen Abend im Swingerclub, Modelljobs oder, um den Partner kurz aber heftig zu überraschen.

Für den Hausgebrauch hat die Leipzigerin jedoch noch ein paar Tipps: Die Rasierer nach dreimaligem Gebrauch wechseln, weil sie dann stumpf sind. Stets Rasierschaum verwenden, da so die Haare weich werden, immer gegen den Strich rasieren, um auch alle Haare zu erwischen. Um kleine Pickelchen nach der Rasur zu vermeiden, gibt es spezielle Cremes zum Auftragen. «Niemals mit bissigen Mitteln wie Alkohol oder Rasierwasser arbeiten», rät die Expertin.

Für gar zu ungeschickte Rasierer gibt es Schablonen, die im Intimbereich angesetzt werden. Dann muss nur noch außenherum geschnitten werden. Der brasilianische dünne Strich, das divenhafte Dreieck oder ein gewagtes Herz sind möglich.

Die naturbelassene Idee der finnischen Designerinnen hält Katrin Agater übrigens für kurios. «Aber ein geschmückter Körper ist doch viel schöner.»

iwi/ivb/news.de

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