Donald Trump: "Ich wurde stummgeschaltet!" Abstimmung zu Trumps Gunsten manipuliert?

Donald Trump greift nach dem nächsten Symbol der amerikanischen Geschichte: Das legendäre Kennedy Center in Washington soll künftig seinen Namen tragen. Doch hinter der Entscheidung brodelt es gewaltig – mit Manipulationsvorwürfen, empörten Demokraten und scharfer Kritik aus der Kennedy-Familie. Wird aus einem Kulturdenkmal ein politisches Machtinstrument?

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Das Kennedy Center in Washington soll nach Donald Trump benannt werden. (Foto) Suche
Das Kennedy Center in Washington soll nach Donald Trump benannt werden. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alex Brandon
  • Donald Trump provoziert: Das Kennedy Center soll künftig seinen Namen tragen.
  • Manipulationsvorwürfe: Eine demokratische Abgeordnete spricht von Zensur bei der Abstimmung.
  • Familie Kennedy entsetzt: JFK-Nichte Maria Shriver nennt die Umbenennung "geradezu seltsam".

Das Kennedy Center in Washington trägt künftig den Namen des amtierenden US-Präsidenten. Das Kuratorium der renommierten Kultureinrichtung stimmte am Donnerstag dafür, das Haus in "Trump-Kennedy Center" umzubenennen – so verkündete es das Weiße Haus.

Ehre für Donald Trump: Kennedy Center in Washington soll nach ihm umbenannt werden

Pressesprecherin Karoline Leavitt begründete den Beschluss mit Trumps angeblichen Verdiensten um das Gebäude. Der Präsident habe das Gebäude gerettet. "Nicht nur im Hinblick auf den Wiederaufbau, sondern auch in finanzieller Hinsicht und hinsichtlich seines Ansehens", erklärte Leavitt auf der Social-Media-Plattform X. Das Haus werde "zweifellos neue Höhen des Erfolgs und der Pracht erreichen".

Trump selbst zeigte sich bei einer Pressekonferenz angetan: "Ich war überrascht davon. Ich fühlte mich dadurch geehrt." Seine Regierung habe das Gebäude gerettet, das sich zuvor in schlechtem Zustand befunden habe.

Wurde die Abstimmung zu Trumps Gunsten manipuliert? Demokratin erhebt schwere Vorwürfe

Doch die Darstellung einer einstimmigen Entscheidung wird von der demokratischen Kongressabgeordneten Joyce Beatty aus Ohio vehement bestritten. Als Mitglied des Kuratoriums wollte sie während der virtuellen Sitzung Widerspruch einlegen, wurde jedoch nach eigenen Angaben stummgeschaltet. "Zur Klarstellung: Dies war keine einstimmige Entscheidung", schrieb Beatty auf X. "Ich wurde während des Telefonats stummgeschaltet und durfte mich nicht äußern oder meine Ablehnung gegenüber diesem Vorgehen zum Ausdruck bringen." Die Abgeordnete erhob weitere Vorwürfe: Der Tagesordnungspunkt sei nicht angekündigt gewesen, es habe keinen Konsens gegeben. "Das ist Zensur", so Beatty weiter. Gegenüber der "New York Times" bestätigte sie ihre Darstellung der Ereignisse.

JFK-Nichte: "Das ist geradezu seltsam"

Scharfe Kritik kommt auch aus der Kennedy-Familie selbst. Maria Shriver, Nichte des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, bezeichnete die Umbenennung auf X als völlig unverständlich. "Es übersteigt jede Vorstellungskraft, dass dieser amtierende Präsident versucht hat, dieses große Denkmal umzubenennen", schrieb sie. Ihr Onkel sei ein Mann gewesen, der sich für Kunst, Kultur, Bildung und Geschichte interessiert habe. Gemeinsam mit seiner Frau Jackie habe er die Künste ins Weiße Haus gebracht und gefeiert.

Shriver warnte vor weiteren Umbenennungen: "Vielleicht will er als Nächstes den JFK Airport umbenennen, das Lincoln Memorial in Trump Lincoln Memorial." Die Aktion sei "nicht würdevoll", "nicht lustig" und "weit unter der Würde des Amtes". Ihr Fazit: "Es ist geradezu seltsam. Es ist auf seltsame Weise obsessiv."

Das Kennedy Center in Washington (Foto) Suche
Das Kennedy Center in Washington Bild: picture alliance/dpa/AP | Rahmat Gul

Der Kulturkampf von Donald Trump

Die Umbenennung ist der vorläufige Höhepunkt einer systematischen Übernahme. Kurz nach seinem Amtsantritt im Januar hatte Trump mehrere Kuratoriumsmitglieder entlassen und sich selbst zum Vorsitzenden wählen lassen. Als neuen Präsidenten der Einrichtung setzte er den früheren US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, ein.

Das Programm wurde radikal umgestaltet: Als "woke" eingestufte Inhalte verschwanden, stattdessen kamen "patriotische" Veranstaltungen. Einige Künstler sagten daraufhin ihre Auftritte ab. Auch optisch hinterließ Trump seine Handschrift – so ließ er etwa Säulen golden anstreichen.

Die Folgen blieben nicht aus: Übereinstimmenden Medienberichten zufolge brachen die Besucherzahlen seit der Übernahme deutlich ein. Anfang Dezember nutzte Trump das Haus, um sich einen neuen "Friedenspreis" der Fifa verleihen zu lassen.

Ein Denkmal für einen ermordeten Präsidenten

Das Kennedy Center wurde 1971 eröffnet und nach dem 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy benannt. Der Demokrat und seine Frau Jackie hatten zu Lebzeiten selbst Geld für den Bau des Kulturzentrums gesammelt. Der prunkvolle Bau am Potomac-Fluss beherbergt traditionell alle Genres der darstellenden Künste – von Theater über Tanz bis hin zu Musik. Mit rund zwei Millionen Besuchern jährlich galt die Einrichtung bis vor Kurzem als überparteiliche Institution, die über den politischen Lagern stand. Der offizielle Name lautet laut US-Bundesgesetz "John F. Kennedy Center for the Performing Arts". Ob die Umbenennung durch einen Kuratoriumsbeschluss rechtlich Bestand haben kann, bleibt offen.

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