Friedrich Merz: Selbstkritik nach "Stadtbild"-Debatte - doch Zuschauer nehmen es ihm nicht ab
Wochenlang sorgte der Satz des Kanzlers zum "Stadtbild" in Deutschland für Schlagzeilen. Nun erkennt Merz an, dass seine Äußerung so vielleicht nicht ganz glücklich war. Seine Kehrtwende nehmen ihm aber viele nicht ab.
Erstellt von Sabrina Böhme - Uhr
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- Friedrich Merz äußert sich in der ARD-Sendung "Arena" selbstkritisch zur Stadtbild-Debatte.
- Der Bundeskanzler wiederholt, dass die Menschen wüssten, was er meinte. Er betont, dass er früher hätte sagen sollen, was er meinte.
- Zuschauer nehmen Merz seine reflektierte Antwort nicht ab.
Am Montagabend stand Friedrich Merz (CDU) in der ARD-Sendung "Arena" den Zuschauern Rede und Antwort. Der Bundeskanzler bewies sich als Zuhörer und "Maurer", der "wesentliche Teile des Hauses" neu bauen müsse. Anders als in der jüngsten Vergangenheit zeigte sich der CDU-Politiker selbstkritisch - vor allem bei einem Punkt, der zuletzt für Schlagzeilen sorgt: die von ihm angeschobene Debatte um das "Stadtbild".
Friederich Merz zeigt sich nach Stadtbild-Debatte selbstkritisch
Eine Medizinstudentin sprach die Debatte an. Sie berichtete davon, dass gerade im medizinischen Bereich Fachkräfte aus dem Ausland benötigt werden. "Wie sehen Sie das in Einklang mit solchen Aussagen, die Sie dann machen. Und vor allem, was glauben Sie, haben solche Aussagen für einen Einfluss auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft, wenn Sie so etwas sagen, wie das Stadtbild ist durch Migration geprägt und das ist negativ", fragte sie den Bundeskanzler und bekam dafür Applaus.
Merz sprach davon, dass jeder, der guten Willens gewesen war, wusste, was er meinte. Jessy Wellmer mischte sich ein und sagte ihm, dass es darum geht, wer gemeint sei, oder nicht. Der Bundeskanzler wiegelte ab und bat sie zu Ende reden zu dürfen. "Ich möchte das Gegenteil von dem, was sie empfinden, erreichen." Im Folgenden zeigt er sich reflektierter."Ich hätte vielleicht früher sagen sollen, was ich konkret damit meine. (...) Das würde ich heute anders machen", sagte er.
Merz: Deutschland braucht Migration
Es gebe Städte, die "völlig verwahrlosen", sagte er. "Das hat etwas mit dem zu tun, was ich gesagt habe. Und das müssen wir ändern", erklärte der Bundeskanzler. "Und deswegen sage ich immer, es sind zwei Teile derselben Antwort. Wir brauchen Migration, wir brauchen Einwanderung, der ganze medizinische Sektor, der Pflegebereich, viele andere Bereiche", sagte Merz. Er sehe, was die Menschen dort leisteten. "Und ohne diejenigen, die aus anderen Ländern kommen, geht es einfach nicht mehr."
"Diese Differenzierung, die würde ich gerne stärker betonen", sagte der CDU-Politiker. "Aber ich glaube, jeder, der es ein bisschen gutwillig versucht hat, zu verstehen, hat es auch verstanden, was ich gemeint habe." Zugleich betonte Merz nochmals: "Diejenigen, die in unserem Land leben wollen, müssen sich an die Regeln halten. Und wenn sie es nicht tun, müssen sie gehen."
Kein Applaus für Merz' Selbstkritik nach Stadtbild-Aussagen
Die Studentin erhielt für ihre Frage nicht nur vom Publikum Beifall. Unter einem auf Instagram geteilten Video loben sie viele Nutzer. Für Merz gibt es auf dem Foto- und Videonetzwerk sowie auf der Plattform X keinen Applaus, sondern Kritik. Viele Nutzer nehmen ihm seine Worte nicht ab:
- "Es wird nicht besser! Er meinte, was er sagte und er hat es so gesagt, wie er es meinte!"
- "Richtige Stromberg Vibes von Merz."
- "Ach, Merz war sooo knapp davor, aber dann musste er doch nochmal auf irgendeine mutwillige Unterstellung hinweisen. Schade, fast hätte man es ihm abgenommen, dass er es wirklich anders meinte, als er es einst undeutlich sagte. Das nächste Mal vielleicht."
- "Wieso kann er nicht mal konkret sagen, was er meint? Ich glaube nämlich, dass er genau weiß, dass ihm dann erst recht ganz klar Rassismus vorgeworfen werden könnte. Der eiert immer drumherum und dann nicht mal sehr gekonnt!"
- "Für wie blöd halten Sie uns eigentlich, Herr @bundeskanzler? Haben Ihre Aussage zum #Stadtbild anders gemeint! Klar, und im Himmel ist Jahrmarkt", bemerkt eine Nutzerin auf X.
Merz heizt Stadtbild-Debatte an
Merz hatte im Oktober gesagt, die Bundesregierung korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik und mache Fortschritte, "aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen".
Später sagte er auf Nachfrage: "Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte." Dann konkretisierte er, Probleme würden diejenigen Migranten machen, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus hätten, nicht arbeiteten und die sich auch nicht an die in Deutschland geltenden Regeln hielten.
Die komplette Sendung"Die Arena": Wer stellt Bundeskanzler Merz die Fragen?" können Sie noch einmal als Video-on-demand in der ARD-Mediathek sehen.
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bos/bua/news.de/dpa
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