Feiertag bald gestrichen?: Um Arbeitsplätze zu retten - Unternehmens-Chefin will Ostermontag abschaffen
Trumpf-Firmenchefin Nicola Leibinger-Kammüller fordert die Abschaffung des Ostermontags. Sie will den Feiertag opfern, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln. "Wir müssen uns wieder kollektiv anstrengen", warnt sie.
Erstellt von Tobias Rüster - Uhr
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- Unternehmenschefin will Osterfeiertag streichen
- Ostermontag hat religiösen Sinn verloren
- Wirtschaftsvertreter fordern weniger Feiertage
- Studie widerlegt Wirtschaftsnutzen - Bevölkerung dagegen
Die Vorsitzende des Lasertechnik-Konzerns Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, hat eine kontroverse Forderung aufgestellt: Der Ostermontag solle als gesetzlicher Feiertag gestrichen werden, um deutsche Industriearbeitsplätze zu sichern.
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Unternehmenschefin will Osterfeiertag streichen: "Wir müssen uns wieder kollektiv anstrengen"
Die 65-jährige Unternehmenschefin begründete ihren Vorschlag gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung" mit Deutschlands hoher Anzahl an Feiertagen und Krankheitstagen im internationalen Vergleich.
- "Wir müssen uns wieder kollektiv anstrengen, weil sich der Erdball weitergedreht hat, wenn wir auf die Arbeitszeiten in Amerika, China oder Polen blicken", erklärte Leibinger-Kammüller.
Sie forderte eine gemeinsame Initiative von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Politik:
- "Wir brauchen eine neue konzertierte Aktion - wie früher, als sich Arbeitgeber, Gewerkschaften und Politik an einen Tisch gesetzt haben. Wir müssen dieses Land und seinen Sozialstaat retten, aber richtig."
Trumpf schreibt Verlust
Der schwäbische Maschinenbauer aus Ditzingen bei Stuttgart befindet sich in einer ernsten wirtschaftlichen Schieflage. Im Geschäftsjahr 2024/25 verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 23,4 Millionen Euro nach Steuern. Dies stellt eine dramatische Wende dar, nachdem Trumpf im Vorjahr noch einen Gewinn von 392,8 Millionen Euro erwirtschaftet hatte.
Als Gründe für die roten Zahlen nannte das Unternehmen die angespannte Weltwirtschaftslage sowie Aufwendungen für Personalabbau. Der Lasertechnik-Spezialist kämpft mit den gleichen Herausforderungen wie viele deutsche Industrieunternehmen: schwache Konjunktur, internationale Konkurrenz und hohe Produktionskosten. Vor diesem Hintergrund gewinnt Leibinger-Kammüllers Forderung nach weniger Feiertagen zusätzliche Brisanz.
Ostermontag hat religiösen Sinn verloren
Die Trumpf-Chefin begründete ihre Wahl des Ostermontags mit dessen schwindender religiöser Bedeutung.
- Als praktizierende Christin stellte sie fest, dass heutzutage kaum noch Menschen an den traditionellen Ostermontag-Prozessionen teilnähmen, für die dieser Tag ursprünglich vorgesehen war. Der Feiertag habe seinen eigentlichen Zweck verloren.
- Leibinger-Kammüller zeigte sich überzeugt, dass längere Arbeitszeiten möglich seien, "ohne dass Beschäftigte danach ins Sanatorium müssen".
- Sie warnte eindringlich vor den Konsequenzen mangelnder Flexibilität: Ohne Gespräche über neue Arbeitszeitmodelle, flexiblere Regelungen und eine verlängerte Lebensarbeitszeit bestehe die Gefahr, dass Produktionsstätten aus Deutschland abgezogen würden.
Wirtschaftsvertreter fordern weniger Feiertage
Leibinger-Kammüllers Vorstoß steht nicht allein. Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, hatte bereits die Abschaffung eines oder mehrerer Feiertage gefordert, um die deutsche Wirtschaftsleistung zu steigern. Auch die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer sprach sich für die Streichung mindestens eines Feiertags aus, um die finanziellen Belastungen durch aktuelle Krisen abzumildern.
- Die Diskussion über weniger arbeitsfreie Tage flammt in Wirtschaftskreisen regelmäßig auf, besonders in Zeiten schwacher Konjunktur.
- Die Befürworter argumentieren, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb durch zu viele Feiertage ins Hintertreffen gerate.
Studie widerlegt Wirtschaftsnutzen - Bevölkerung dagegen
Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung kommt in einer Untersuchung zu einem überraschenden Ergebnis: Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung konnte keine Belege dafür finden, dass weniger Feiertage zu höherer Wirtschaftsleistung führen. Bei der Analyse von sechs Fällen zeigte sich sogar, dass in mehr als der Hälfte der untersuchten Bundesländer die Wirtschaft besser lief, wenn Feiertage erhalten blieben oder sogar neue hinzukamen.
Die deutsche Bevölkerung steht einer Feiertagsstreichung skeptisch gegenüber. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für "Bild am Sonntag" vom März ergab, dass die Mehrheit der Deutschen nicht bereit ist, für mehr Wirtschaftsleistung auf freie Tage zu verzichten.
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rut/news.de/dpa
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