Marjorie Taylor Greene: Politisches Theater deluxe - Abgeordnete verwechselt Online-Bashing mit Missbrauch
Marjorie Taylor Greene vergleicht Donald-Trump-Angriffe auf sich mit dem Leid der Epstein-Opfer. Ein grotesker Vergleich, der Empörung auslöst und selbst konservative Republikaner schockiert. Ein Kommentar.
Von news.de-Redakteurin Mia Lada-Klein - Uhr
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- Marjorie Taylor Greene zieht Vergleich zwischen Trump-Kritik und Missbrauch durch Epstein
- Kritiker werfen US-Abgeordneter vor, Opfer für politische Selbstdarstellung zu instrumentalisieren
- Selbst innerhalb der Republikanischen Partei stößt ihre Aussage auf Ablehnung
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Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene hat sich erneut lautstark in Stellung gebracht und diesmal nicht gegen Demokratinnen, nicht gegen Windräder oder jüdische Weltraumlaser, sondern gegen den Mann, dem sie jahrelang treu ergeben hinterherlief: Donald Trump. Der US-Präsident hatte sie in einer wütenden Serie von Beiträgen als "verrückt" und "Verräterin" tituliert. Für Greene offenbar ein Ereignis biblischen Ausmaßes, denn sie erklärte prompt, sie könne nun nachempfinden, was die Opfer von Jeffrey Epstein durchlitten.
Man reibt sich die Augen. Man liest es zweimal. Es wird nicht besser.
I am now being contacted by private security firms with warnings for my safety as a hot bed of threats against me are being fueled and egged on by the most powerful man in the world.
— Rep. Marjorie Taylor Greene???????? (@RepMTG) November 15, 2025
The man I supported and helped get elected.
Aggressive rhetoric attacking me has historically…
Bitte was? Die Absurdität des Vergleichs von Marjorie Taylor Greene
Greene setzt tatsächlich ihr gekränktes Ego, angeknackst durch die digitale Schelte eines impulsiven Präsidenten, in Beziehung zu Frauen, die jahrelang sexualisierte Gewalt, Nötigung, Manipulation und lebenslange Traumatisierung erlebt haben.
Dass man so etwas in Worte fasst, ist schon fragwürdig.
Dass man es öffentlich verbreitet, ist ein intellektueller Offenbarungseid.
Es ist nicht frivol, es ist nicht spitz formuliert, es ist einfach unverschämt.
Wer so etwas sagt, hat jegliches Maß verloren
Kritik kam von allen Seiten, sogar aus Teilen der Republikanischen Partei, die sonst einen olympischen Rekord in moralischer Beweglichkeit halten. Greene instrumentalisiere tatsächliche Opfer, so lautete der Vorwurf. Das stimmt zwar, aber es beschreibt das Ausmaß nicht ansatzweise. Denn wer sich mit Frauen vergleicht, deren Leben durch Epsteins Netzwerk nachhaltig zerstört wurde, nur weil der eigene politische Schutzpatron gerade schlechte Laune hat, verwechselt nicht nur Kategorien. Sie setzt menschliches Leid und digitale Beleidigung gleich. Online-Beschimpfung ist unschön. Jahrelanger Missbrauch ist ein Verbrechen. Beides auch nur in denselben Satz zu setzen, ist unanständig.
Die Realität von Epsteins Opfern – ein Vergleich, der keiner ist
Virginia Giuffre etwa, deren Buch im November in Deutschland erscheint, hat Zeugnis abgelegt über die zerstörerische Maschinerie hinter Epstein und seinem Umfeld. Eine Frau, deren Leben unwiderruflich gezeichnet wurde.
Und Greene stellt sich daneben und sagt sinngemäß: Ich weiß jetzt auch, wie das ist.
Nein. Weiß sie nicht.
Nicht im Ansatz.
Nicht einmal schemenhaft.
Die einzige Gemeinsamkeit, die sie mit den Opfern teilt, ist ihr Geschlecht. Doch wer daraus politisches Kapital schlagen möchte, sollte sich fragen lassen, ob er den Beruf verfehlt hat, oder das moralische Fundament.
Was bleibt? Ein schlechtes Schauspiel von Marjorie Taylor Greene
Natürlich darf Greene wütend sein. Natürlich darf sie sich gegen Trump wehren. Niemand verwehrt ihr das. Aber der Versuch, die eigene Kränkung mit dem Leid echter Opfer aufzuwerten, ist nicht mutig, nicht stark, nicht ehrlich - es ist grotesk. Wer politische Auseinandersetzungen auf dem Rücken von Missbrauchsopfern austrägt, hat nicht nur jede Grenze überschritten. Er hat gezeigt, wie armselig das eigene Argument ist.
Marjorie, bitte hör auf
Die Welt ist kompliziert. Die Politik noch mehr. Trump ist gemein – geschenkt. Aber Marjorie Taylor Greene hat mit diesem Vergleich nicht nur sich, sondern auch jedes Opfer respektlos behandelt, dessen Geschichte durch Epstein und seine Komplizen geprägt wurde. Zwischen persönlicher Beleidigung und lebenszerstörender Gewalt liegen Welten. Greene allerdings scheint sie zu verwechseln.
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