Krankschreibungen: Länger krank machen? SPD-Minister überrascht mit Vorschlag
Wenn es nach dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch geht, könnten künftig Atteste erst nach zwei Wochen fällig werden. Mit diesem Vorschlag heizt er die Debatte um eine Reform der Krankschreibungen an. Gesundheitsministerin Waken hat jetzt reagiert.
Erstellt von Sabrina Böhme - Uhr
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- Debatte um Krankschreibungen.
- Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) spricht sich dafür aus, den Zeitraum für Atteste auf zwei Wochen auszuweiten.
- Längerer Zeitraum soll Ärzte entlasten.
- Gesundheitsministerin Nina Waken hegt derzeit keine Reformpläne.
Ärzte sollen entlastet werden. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen bringt eine Reform bei Krankschreibungen ins Spiel. Staat drei Tagen soll die Nachweispflicht erst nach vier oder fünf Tagen erfolgen. Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) geht noch weiter: Er spricht sich dafür aus, dass Arbeitnehmer erst nach zwei Wochen ein Attest beim Chef vorlegen müssen."Ich würde sogar noch weiter gehen und einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen zur Diskussion stellen wollen", zitiert "Bild" den SPD-Politiker.
Debatte um Krankschreibungen: SPD-Minister für Attest-Reform
Der SPD-Politiker begründet seinen Vorstoß mit dem dringenden Bedarf an Entlastung in den Arztpraxen. "Bürokratie in den Arztpraxen abzubauen" sei das Ziel, erklärte Hoch. Mediziner sollen mehr Zeit für Patienten gewinnen, die wirklich ärztliche Hilfe benötigen. Wegen dieses Vorschlags könnten Bedenken aufkommen: Machen Arbeitnehmer länger blau? Der Gesundheitsminister appelliert an das Vertrauen in die Personen.
Mit neuen Attest-Regeln Ärzte entlasten
Jährlich werden in Deutschland 116 Millionen Krankschreibungen ausgestellt. Diese Flut an Bescheinigungen verursacht erheblichen Verwaltungsaufwand in den Praxen. Kassenärzte-Chef Gassen beziffert das Einsparpotenzial seiner Vier-Tage-Regelung auf 100 Millionen Euro.
Allianz-Chef Oliver Bäte, brachte zu Jahresbeginn einen härteren Vorschlag ins Spiel: Die Wiedereinführung des Karenztags. Beschäftigte würden demnach am ersten Krankheitstag kein Gehalt erhalten. Die Lohnfortzahlung würde erst ab dem zweiten Tag greifen - ein finanzieller Verlust bei jeder Krankmeldung.
Krankschreibungen: Gesundheitsministerin Warken hat keine Änderungspläne
Nach aktueller Rechtslage müssen Arbeitnehmer eine Bescheinigung dann vorlegen, wenn sie länger als drei Kalendertage arbeitsunfähig sind, also am vierten Tag. Der Arbeitgeber darf sie aber auch schon früher verlangen. Bislang will die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken daran nichts ändern, zeigt sich aber gesprächsbereit. "Ich bin grundsätzlich offen dafür, Dinge zu optimieren, wenn es im System Möglichkeiten der Verbesserung auch gibt, wenn es Möglichkeiten gibt, da auch effizienter zu werden", sagte die CDU-Politikerin im Deutschlandfunk. Sie fügte aber hinzu: "An der jetzigen Stelle würde ich da keine Veränderung vornehmen wollen."
Warken sagte, es gebe im Moment eine "austarierte Lösung". Dies gelte für die Interessen von Ärzten, in der Infektionszeit nicht über Gebühr mit Krankmeldungen belastet zu werden, und dem Interesse von Arbeitgebern an Belegen für krankgemeldete Mitarbeiter. "Wir sollten da beide Interessen im Blick behalten und darüber noch mal ins Gespräch gehen, wenn die Infektionszeit vorbei ist."
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bos/sfx/news.de/dpa/stg
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