IQB-Schockbericht: Deutschlands Schüler stürzen ab – und niemand greift ein
Deutschlands Schüler stürzen ab – und die Politik schaut zu. Der neue IQB-Bericht zeigt das ganze Ausmaß eines Systems, das an sich selbst zerbricht. Ein Kommentar.
Von news.de-Redakteurin Anika Bube - Uhr
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- Neuer IQB-Bildungstrend zeigt dramatische Leistungsabfälle in Mathe, Bio, Chemie und Physik
- Ein Drittel der Schüler verfehlt die Regelstandards, Tausende erreichen nicht einmal das Mindestniveau
- Experten warnen: Das Problem ist strukturell – Lehrermangel, Überlastung, fehlende Verantwortung
Es ist ein Bildungsbeben und niemand scheint es richtig hören zu wollen. Der neue IQB-Bildungstrend zeigt: Deutschlands Schüler stürzen in Mathe, Bio, Chemie und Physik ab. Ein Drittel verfehlt die Regelstandards, Tausende nicht einmal die Mindestanforderungen. Das ist nicht bloß ein Warnsignal.
IQB-Bildungstrend offenbart dramatische Einbrüche
Seit Jahren reden wir über Lehrermangel, über überforderte Schulen, über Digitalchaos und Nachwirkungen der Pandemie. Und dennoch tun wir so, als würde sich das alles irgendwie von selbst einrenken. Tut es aber nicht. Der Leistungsabfall zieht sich quer durch alle Schichten, Bundesländer und Schulformen. Das ist neu und genau das macht es so brisant.
Denn: Wenn selbst Kinder aus bildungsnahen Familien die Mindeststandards nicht mehr schaffen, dann ist das kein Randproblem. Dann bricht das Fundament. Der IQB-Bericht nennt es "ein Zusammenwirken vieler Faktoren". Übersetzt heißt das: Wir haben ein System, das an allen Ecken gleichzeitig bröckelt.
Fachkräftemangel, Überforderung, Stillstand
Lehrer kämpfen mit Unterrichtsausfall, Quereinsteigern und seelisch überlasteten Jugendlichen. Schüler klagen über Dauerstress, Weltkrisen und Social Media. Viele Kinder kommen nach der Grundschule längst nicht mehr mit den Basisfähigkeiten an, die sie brauchen. Und trotzdem wird die Schule von Jahr zu Jahr stärker mit Integrations-, Sozial- und Krisenarbeit beladen.
Natürlich spielen die Corona-Jahre eine Rolle, aber wer glaubt, das allein sei die Ursache, macht es sich zu einfach. Der Absturz ist kein spontaner Effekt, sondern das Ergebnis eines schleichenden Verfalls, der viel früher begann: zu wenig Lehrpersonal, zu wenig Praxisnähe, zu viel Bürokratie und zu wenig politische Verantwortung.
Jetzt müsste endlich gelten, was die Forscher fordern: ein abgestimmtes Handeln aller – von Kitas über Schulen bis zu Universitäten. Aber dafür braucht es mehr als runde Tische und Sonntagsreden. Es braucht Mut zur Priorität. Bildung darf nicht länger im Koalitionskeller verhandelt werden, sondern gehört in die Chefetage jeder Regierung. Denn ein Land, das sich bei den Naturwissenschaften abschafft, schafft sich irgendwann selbst ab.
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bua/sfx/news.de
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