Wladimir Putin: Treffen mit Assad-Nachfolger - will der Kremlchef seinen Einfluss zurückholen?
Nach dem Sturz von Syriens früherem Diktator Assad hat Putin nicht nur einen Verbündeten, sondern auch seinen Einfluss in der Region verloren. Mit dem Übergangspräsidenten will der Kremlchef die Beziehung fortsetzen.
Erstellt von Sabrina Böhme - Uhr
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- Wladimir Putin trifftSyriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa in Moskau
- Nach dem Sturz von Assad ist Putins Einfluss im Nahen Osten geschrumpft
- Kremlchef und al-Scharaa wollen Beziehungen aufrechterhalten
Sinneswandel oder Machterhalt? Einst war Russland der engste Verbündete Syriens und hat den Kampf gegen Rebellen militärisch unterstützt. Nun begrüßt Putin den Kopf der Rebellenallianz, die Machthaber Assad stürzte, im Kreml. Worum geht es dem russischen Präsidenten?
Wladimir Putin trifft Assad-Nachfolger
Kremlchef Wladimir Putin und Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa haben im Kreml in Moskau rund zweieinhalb Stunden über die künftige Zusammenarbeit ihrer Länder verhandelt. Nach dem Treffen sagte Vize-Regierungschef Alexander Nowak, Russland sei bereit, sich am Wiederaufbau Syriens zu beteiligen. "Es wurden Fragen der humanitären Lieferungen erörtert, insbesondere ist die syrische Seite an Lieferungen von Weizen, Lebensmitteln und Medikamenten interessiert", sagte Nowak der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Für den Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit solle eine Kommission beider Regierungen gebildet werden. "Wir haben heute auch über konkrete Projekte im Bereich Energie, Verkehr, Entwicklung der touristischen Infrastruktur, Gesundheit und in der kulturell-humanitären Sphäre gesprochen", sagte Nowak.
Putin begrüßt Erfolge von al-Scharaa
Syrien erlebe schwierige Zeiten, aber die vergangenen Parlamentswahlen stärkten die Zusammenarbeit zwischen allen politischen Kräften, sagte Putin bei dem Empfang al-Scharaas. Der Sieg der präsidentenfreundlichen Kräfte sei ein großer Erfolg, da er zur Konsolidierung der Gesellschaft beitrage. Putin sprach von freundschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Syrien in den vergangenen Jahrzehnten.
Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte angekündigt, dass es bei dem Treffen auch um Russlands Militärbasen in Syrien gehen werde. Russland war unter der Herrschaft von Ex-Machthaber Baschar al-Assad einer der engsten Verbündeten des Landes. Anfang Dezember führte al-Scharaa als Kopf der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham eine Rebellenallianz an, die Assad stürzte. Dieser floh daraufhin nach Russland, wo ihm und seiner Familie Asyl gewährt wurden.
Russland verliert Einfluss im Nahen Osten: Kremlchef will Syrien-Stützpunkte behalten
Kremlchef Putin, der Assad jahrelang militärisch im Kampf gegen die jetzigen Machthaber geholfen hatte, will seine Stützpunkte in Syrien behalten. Putin versucht so offenbar seinen Einfluss nach dem Sturz des syrischen Machthabers wiederherzustellen. „Mit Assads Sturz verlor Putin seinen wichtigsten Verbündeten im Mittleren Osten – Russland konnte ihn nicht mehr halten und hat seitdem kräftig an Einfluss in der Region verloren", erklärt Prof. Dr. Thomas Jäger gegenüber "Bild". Der Hafen in Tartus an der Mittelmeerküste ist Russlands einziger und daher strategisch wichtiger Zugang zum Mittelmeer. Zudem nutzte Moskau bisher den Luftwaffenstützpunkt Hmeimim südöstlich der Stadt Latakia für seine Kampfbomber und Hubschrauber. Für Russland ist Syrien nicht zuletzt Basis seiner militärischen Operationen in Afrika.
Al-Scharaa sagte, Syrien respektiere alle mit Moskau geschlossenen Verträge. "Wir unterhalten enge Beziehungen zu Russland, und ein bedeutender Teil des syrischen Energiesektors stützt sich auf russisches Fachwissen", sagte der Interimspräsident.
Aus syrischen Sicherheitskreisen hieß es, al-Scharaa wolle bei seinem Besuch in Moskau Putin darum bitten, Assad auszuliefern. Al-Scharaa wird von Außenminister Asaad al-Schaibani und Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra begleitet.
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bos/news.de/dpa
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