Donald Trump: "The Don" prahlte und drangsalierte - Presse-Schelte für US-Präsident

Donald Trumps Rede bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung erhielt von der internationalen Presse keine gute Note. Er schweifte ab und redete wirr. Dabei zeigte sich die Schwäche des US-Präsidenten. Das könnte Konsequenzen haben.

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Donald Trump hielt bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung fast eine einstündige Rede. (Foto) Suche
Donald Trump hielt bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung fast eine einstündige Rede. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
  • Donald Trumps Rede während der Generaldebatte der UN-Vollversammlung wurde kritisiert
  • Wirr und voller Falschmeldungen: US-Präsident fällt negativ auf
  • Rede zeigt Schwächen seiner Führung auf: Medien befürchten Konsequenzen

Die internationale Presse reagiert mit scharfer Kritik auf Donald Trumps Auftritt vor der UN-Generalversammlung. Der US-Präsident hielt eine 56-minütige Rede, die von vielen Medien weltweit als chaotisch und voller Falschbehauptungen bezeichnet wird.

"Maßlos wirr" - US-Presse zerpflückt Trumps UN-Rede

Amerikanische Medien übten besonders scharfe Kritik an den zahlreichen Unwahrheiten in Trumps Ansprache. "Politico" berichtete, der Präsident habe "maßlos wirr" gesprochen, auch nachdem technische Probleme mit dem Teleprompter behoben waren. Die Publikation kritisierte, Trump habe die versammelten Länder "drangsaliert, getrieben und verspottet". Besonders hervorgehoben wurde die große Anzahl an Unwahrheiten in seiner Ansprache.

Als Beispiel für die Falschaussagen nannte das Magazin Trumps Behauptung, die britische Hauptstadt nähere sich der Einführung islamischen Rechts an. Diese Aussage entbehrt jeder Grundlage. Zudem habe sich Trump selbst widersprochen, als er den CO₂-Fußabdruck für unwichtig erklärte, gleichzeitig aber Luftverschmutzung in bestimmten Gebieten anprangerte."Politico" bemängelte außerdem, Trump habe keine "übergreifende, einigende globale Vision" präsentiert. Statt andere Länder zur Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Problemen zu motivieren, sei er seinem "nationalistischen Kern" treu geblieben.

"CNN" charakterisierte die Ansprache als "unzusammenhängendes Gebrabbel" und merkte an, dass die internationale Gemeinschaft einen ungefilterten Einblick in das erhalte, was Amerikaner mittlerweile als normal ansehen. Das Nachrichtennetzwerk warnte, ausländische Regierungen könnten nach diesem Auftritt ihre Einschätzung von Trumps Temperament und Sachverstand überdenken. Das Nachrichtenportal stellte besorgt fest, dass die USA, die maßgeblich zum Aufbau der UN beigetragen hätten, nun deren "schärfster Kritiker" seien. Dies werfe ernste Fragen über die Zukunftsfähigkeit der Weltorganisation in ihrer jetzigen Form auf.

US-Präsident übertrifft sich mit fast einstündiger Rede

Europäische Publikationen bewerteten Trumps Auftritt als fundamentalen Angriff auf die Prinzipien der Vereinten Nationen. Der "Spiegel" schrieb, Trump habe sich vorgenommen, den "Wahnwitz" seiner früheren UN-Reden noch zu übertreffen. Die übliche Redezeit von 15 Minuten habe er ignoriert und stattdessen 56 Minuten lang "Selbstlob und Superlative" verbreitet.

Zwischen "Wahlkampfrede und Selbstlob" - Trumps Kritik wird UN nicht gerecht

Die "Tagesschau" bezeichnete die Ansprache als "krude Mischung aus Wahlkampfrede und Selbstlob, Verschwörungstheorie und heftiger Beschimpfung des Gastgebers". Eine würdige Rede zum 80. Geburtstag der UN sehe anders aus. Die Publikation stellte fest, Trumps Rede sei ein "nationalistischer Gegenentwurf" zu den Kernzielen der Vereinten Nationen wie Klimaschutz und Flüchtlingshilfe gewesen. Siezeigte sich erleichtert, dass der befürchtete Austritt aus weiteren UN-Organisationen wie dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR vorerst ausblieb - fügte jedoch warnend "bislang jedenfalls" hinzu.

Warnung vor Folgen: Trumps Führung nicht zuverlässig 

Der britische "Guardian" warnte vor den weitreichenden Konsequenzen für die Weltordnung ohne zuverlässige amerikanische Führung. Die britische Zeitung prognostizierte, dass alle Staaten die Macht von Trumps "Erpressungsdiplomatie" zu spüren bekommen werden. Durch die Verknüpfung von Handelsfragen, Sicherheitsthemen und Migration maximiere Trump seinen Einfluss auf andere Länder.

Medien beschrieben Amerikas Machtverlust

Die geopolitischen Konsequenzen von Trumps isolationistischer Politik werden von internationalen Medien düster bewertet. Die "Neue Osnabrücker Zeitung" prognostizierte, das 21. Jahrhundert werde "kein amerikanisches sein, sondern ein asiatisches". Die Zeitung kritisierte Trumps Versagen bei der Friedensstiftung im Nahen Osten und seine Unzuverlässigkeit gegenüber NATO-Partnern.

Durch den Rückzug ins Nationale schwäche Trump nicht nur Amerikas globalen Einfluss, sondern schaffe ein Machtvakuum, in das China bereits vorstoße. Diese Entwicklung stelle besonders die Europäische Union vor enorme Herausforderungen.

Sprunghafter Trump betont UN-Probleme 

Die niederländische Zeitung "de Volkskrant" betont, dass sich die Probleme der UN unter Trump verschlechtert hätten. Der US-Präsident glaube nicht an eine multilaterale Weltordnung, in der Konflikte anhand internationaler Regeln und Verträge gelöst werden.

Er lehnt alle internationalen Vereinbarungen ab, die die Macht der USA einschränken, und möchte stattdessen nach eigenem Ermessen Abkommen schließen, um seine Freunde zu belohnen und seine Feinde zu bestrafen. So drohen die USA, sich aus einer Organisation zurückzuziehen, für die sie 1945 selbst den Grundstein legten und die sie lange Zeit dominierten. Zudem will Trump die amerikanischen Beiträge zur UN drastisch kürzen, wodurch die Organisation in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

Man hatte erwartet, dass Trump der amerikanischen UN-Politik eine bestimmte Richtung geben würde, aber das geschah nicht. In seiner fast einstündigen Rede formulierte er keine kohärente Vision von den UN und der Weltordnung, sondern sprang von einem Thema zum nächsten. Er prahlte mit seinen eigenen Leistungen und schweifte regelmäßig zu persönlichen Erlebnissen ab, wobei er manchmal wie ein Stammgast auf einem Barhocker klang."

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bos//news.de/dpa/stg

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