Griechenland: Pläne für 13-Stunden-Arbeitstag – zieht Deutschland bald nach?

Griechenland plant den 13-Stunden-Tag. Regierung und Arbeitgeber sehen Chancen, Gewerkschaften warnen vor Ausbeutung. Könnte dieses Modell auch in Deutschland Schule machen oder bleibt es ein Sonderweg?

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Griechenland macht Ernst und führt den 13-Stunden-Tag ein. (Foto) Suche
Griechenland macht Ernst und führt den 13-Stunden-Tag ein. Bild: picture alliance/dpa/AP | Thanassis Stavrakis
  • 13 Stunden Arbeit täglich möglich
  • Vier-Tage-Woche auf ein Jahr ausgeweitet
  • Gewerkschaften laufen Sturm

Während hierzulande noch hitzig über die Vier-Tage-Woche,die Arbeitslosenquotesowie Lars Klingbeils Vorschlag zu höheren Abgaben für Spitzenverdiener diskutiert wird, geht Griechenland einen ganz anderen Weg: Die Regierung in Athen möchte die tägliche Arbeitszeit auf bis zu 13 Stunden ausweiten, wie in den sozialen Medien auf Instagram berichtet wird.

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Was genau sieht der Gesetzesentwurf vor?

Der klassische Acht-Stunden-Tag soll bestehen bleiben. Gleichzeitig dürfen Arbeitnehmer freiwillig bis zu 13 Stunden täglich arbeiten und das mit einem Lohnzuschlag von 40 Prozent. Auch die Vier-Tage-Woche wird erweitert: Statt sechs Monate können Beschäftigte künftig ein Jahr lang zehn Stunden an vier Tagen pro Woche arbeiten.

Warum setzt Griechenland auf längere Arbeitszeiten?

Die Regierung argumentiert laut "Bild" mit mehr Flexibilität und finanziellen Vorteilen für Beschäftigte. Fast jeder zweite Grieche sucht bereits nach einem Nebenjob, da hohe Lebenshaltungskosten und Steuern die Einkommen schmälern. Arbeitsministerin Niki Kerameus betont zudem die Vorteile für Familien: Eltern sollen ihre Arbeitszeit freier einteilen und mehr Zeit mit den Kindern verbringen können.

Welche Folgen hätte das für Beschäftigte und Renten?

Für Arbeitgeber sollen Überstunden günstiger werden, da Abgaben auf Mehrarbeit, Nacht- und Feiertagsschichten sinken. Solche Überlegungen gibt es bereits auch für Deutschland. Kritiker warnen jedoch: Wenn Unternehmen weniger in die Sozialkassen einzahlen, könnte das die ohnehin angeschlagene Rentenfinanzierung zusätzlich belasten. Befürworter hoffen hingegen, dass längere Arbeitszeiten die Systeme stützen.

Wie reagieren Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter?

Die Gewerkschaften sehen im 13-Stunden-Tag eine "Rückkehr ins Mittelalter" und warnen vor massiver Ausbeutung. Protestaktionen sind bereits angekündigt. Besonders heftig kritisiert wird die Begründung, Arbeitnehmer hätten sich längere Arbeitstage gewünscht.

Könnte Deutschland von diesem Modell lernen?

In Deutschland zeigen sich Gewerkschaften skeptisch. "Einfach nur länger arbeiten war noch nie ein Erfolgsrezept", betont DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Mit acht Stunden pro Tag erziele Deutschland eine vergleichbare Wertschöpfung wie Griechenland mit zwölf Stunden. Jedoch plädiert FDP-Politiker Lukas Köhler für die Abschaffung dieser. Das deutsche Arbeitszeitgesetz hat heute aber schon flexible Lösungen, ohne dass ein 13-Stunden-Tag nötig wäre.

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