Kim Jong-un: Nordkorea-Diktator mit Projekt gescheitert - Schwindel-Inszenierung aufgeflogen

Kim Jong-un wollte mehr Touristen nach Nordkorea holen. Mit seinem Resort erhoffte er sich mehr Besucher aus dem Ausland. Dafür inszenierte er fröhlichen Urlaubsspaß für Putins Außenminister Lawrow. Doch der Schwindel ist aufgeflogen.

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Kim Jong-uns Vorzeige-Tourismusprojekt Wonsan Kalma sollte Touristen nach Nordkorea locken. (Foto) Suche
Kim Jong-uns Vorzeige-Tourismusprojekt Wonsan Kalma sollte Touristen nach Nordkorea locken. Bild: picture alliance/dpa/kcna | -
  • Ausländische Touristen dürfen Kim Jong-uns Strandresort nicht besuchen
  • Nordkoreas Diktator wollte mit seinem Projekt Touristen in das Land holen
  • Bau von Kim Jong-uns Badeanlage von Menschenrechtsverletzungen überschattet
  • Um Beziehung zu Putin nicht zu zerstören: Urlaubsinszenierung in Nordkorea

Nordkorea ist nicht gerade eine beliebte Urlaubsregion für Touristen aus dem Westen. Das wollte Kim Jong-un ändern und rief ein großes Projekt an der Ostküstenregion Wonsan Kalma ins Leben. Das Ziel: den Tourismus mit ganz viel Propaganda ankurbeln. Doch das bereits im Vorfeld von schweren Menschenrechtsverletzungen begleitete Vorhaben des nordkoreanischen Diktators ist gescheitert.

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Kein Zutritt zu Kim Jong-uns Strandresort: Nordkorea-Diktator gescheitert

Nordkoreas ambitioniertes Tourismusvorhaben an der Küste von Wonsan steht nun offiziell vor dem Aus. Nur einen Monat nach der pompösen Eröffnung verkündet die offizielle Tourismus-Website des Landes, dass ausländische Besucher "vorübergehend" keinen Zutritt zum Wonsan Kalma Coastal Tourist Zone erhalten, wie der "Daily Star" schreibt. Das Prestigeprojekt von Kim Jong Un sollte eigentlich 20.000 Gäste beherbergen können.

Der Diktator hatte 2017 sogar ein Erkundungsteam an die spanische Costa Blanca geschickt, um sich Inspiration für sein "nordkoreanisches Benidorm" zu holen. Die Anlage wurde als Attraktion für Einheimische und internationale Touristen beworben, die dem international isolierten Land dringend benötigte Devisen einbringen sollte.

Pläne für das milliardenschwere Urlaubsziel Wonsan Kalma existieren bereits seit über zehn Jahren. Doch nachdem sich das Land im Zuge der Corona-Pandemie zunehmend isoliert hat und bis heute nur vereinzelt Ausländer ins Land lässt, gibt es erhebliche Zweifel an der wirtschaftlichen Rentabilität solcher Tourismusprojekte. 

Jugendliche als Sklaven für Kim Jong-uns Strandresort

Denn hinter der glänzenden Fassade des Strandresorts verbirgt sich eine düstere Entstehungsgeschichte voller Menschenrechtsverletzungen. Das Regime zwang Teenager in sogenannte "Schockbrigaden", um das Resort im Rekordtempo hochzuziehen. Staatliche Medien prahlten im Dezember 2019 damit, dass die Jugendlichen täglich ein komplettes Stockwerk fertigstellten. Die Realität sah anders aus: Bei eisigen Temperaturen im Januar, Februar und März durften die Arbeiter nur drei Stunden pro Nacht schlafen.

Die Propaganda bezeichnete sie als "Freiwillige", doch ein UN-Bericht enthüllt die Wahrheit: Wer sich weigerte, dem drohten Verhaftung und Arbeitslager. Der Monatslohn reichte gerade mal für zwei Schachteln Zigaretten. Die jungen Menschen schufteten praktisch als Zwangsarbeiter, während Parteifunktionäre sie rund um die Uhr antrieben, um die immer wieder verschobenen Fertigstellungstermine einzuhalten.

Missbrauch und Seegras-Suppe: Menschenunwürdige Zustände in Nordkoreas Badeparadies

Weibliche Arbeiterinnen litten unter besonders grausamen Bedingungen. Eine Zeugin berichtete dem UN-Bericht von systematischen Belästigungen durch Vorgesetzte der Schockbrigaden. Zahlreiche Frauen wurden sexuell missbraucht, während sie auf der Baustelle schufteten. Die Verpflegung der Zwangsarbeiter bestand aus übelriechender Seegras-Suppe, gesalzenen Rettichen und gelbem Maisreis. Als im April 2020 die dritte Deadline für die Fertigstellung verstrichen war, lag die Baustelle monatelang brach. Die Corona-Pandemie hatte das Projekt endgültig zum Stillstand gebracht.

In die verlassenen Hotelgebäude zogen obdachlose Wanderer ein, die in Nordkorea als "kkotjebi" bekannt sind. Eine Quelle berichtete der "Daily NK", dass die Gebäude zu Toiletten verkommen seien. Überall hätten die Obdachlosen ihre Notdurft verrichtet, dazu kämen Rußspuren von Lagerfeuern.

Zwangsarbeit oder Erschießungskommando: Was passierte mit den Projektleitern?

Die Verantwortlichen für das Desaster bezahlten möglicherweise mit ihrem Leben. Der Planungschef und der Bauleiter des Resorts wurden bereits 2019 entlassen, als sich die Verzögerungen häuften. Seitdem fehlt von beiden jede Spur, wie der Nordkorea-Experte Michael Madden bestätigt.

Madden, Gründer von North Korea Leadership Watch, skizziert verschiedene Szenarien für ihr Verschwinden. Bei Vorwürfen von Ineffizienz oder Inkompetenz drohen normalerweise Degradierung, intensive Umerziehung und Zwangsarbeit. Doch der Experte warnt vor einem düsteren Szenario: Falls die beiden Manager sich korrupter Machenschaften beim Wonsan-Kalma-Projekt oder früheren Bauvorhaben schuldig gemacht hätten, könnte einer oder beide vor ein Erschießungskommando gestellt worden sein.

Strand-Inszenierung für Lawrow

Im Juli empfing das Resort die ersten russischen Urlauber - zeitgleich mit dem Besuch von Außenminister Sergej Lawrow in Wonsan. Die 52-jährige Natalia Fisher und die 22-jährige Daria Polishchuk schwärmten nach ihrer Pauschalreise von der "großartigen" Anlage, die "europäischen Standards" entspreche. Polishchuk erklärte dem "Telegraph", sie hätte niemals gedacht, dass es sich um Nordkorea handle.

Russen gewarnt: Kim Jong-uns Beziehung zu Putin bitte nicht zerstören

Doch ihre überschwänglichen Bewertungen erfolgten unter Druck. Reiseführer warnten die Touristinnen eindringlich, dass negative Äußerungen nach ihrer Rückkehr die Allianz zwischen Russland und dem Einsiedlerstaat gefährden könnten. Jede Freundschaft könne durch "unbeholfene, unpassende Worte" zerstört werden, hieß es. Die beiden Länder haben in den vergangenen Jahren eine enge Partnerschaft entwickelt, wobei Nordkorea Truppen und Waffen für Putins Krieg in der Ukraine bereitstellt.

Urlaubsparadies wie die Sowjetunion: Journalistin durchschaut Kim Jong-uns Theater

Die russische Journalistin Anastasia Dombitskaya, die mit Lawrow anreiste, durchschaute die Inszenierung sofort. Die Straßen waren menschenleer, während ein Paar den ganzen Tag ununterbrochen Billard spielte. Andere mussten bei sengender Hitze Urlauber mimen - einer rauchte Kette, ein anderer radelte pausenlos die Promenade auf und ab, während ein dritter stundenlang an einem Bierglas nippte, das niemals leer wurde.

Touristen durften ihre Hotelzimmer nur mit Aufpassern verlassen und keinerlei Kontakt zu Einheimischen aufnehmen. Für den stark zensierten Internetzugang mussten sie extra bezahlen. Dombitskaya zog ein ernüchterndes Fazit: Das Resort erinnere stark an die Sowjetunion. Nordkoreas Versuch, eine moderne Touristenattraktion zu schaffen, entpuppte sich als perfekt choreografierte Illusion - ein Freizeitpark ohne echte Besucher, in dem bezahlte Statisten Urlaubsfreuden vortäuschen mussten.

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