Jewgeni Prigoschin ist einer der Gründer der privaten Armee Wagner. In letzter Zeit kritisierte er die russische Militärführung und zettelte sogar einen Aufstand in Russland an. Wer ist der Mann, der zu Putins Verbündeten zählt?
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Putins engster Vertrauter Jewgeni Prigoschin wagte am 24. Juni 2023 einen bewaffneten Aufstand in Russland. Seine Privatarmee Wagner marschierte mit Waffen und Panzern ein, nachdem ihr Chef die russische Militärführung kritisierte. Putin sprach von "Verrat". Kommentatoren meinen allerdings, dass der Wagner-Chef seine Kritik mit dem Leben bezahlen könnte, egal wo. Wie andere Kritiker Putins zuvor. Prigoschin blies den Aufstand am Samstagabend wieder ab und flüchtete nach Belarus. Die ganze Welt kennt nun den Namen Prigoschin. Wer ist der Mann, der eine private Armee gründete und eine Revolte anzettelte?
Skilanglauf-Träume geplatzt: So wurde Jewgeni Prigoschin zum Straftäter
Jewgeni Prigoschin kam am 1. Juni 1961 in Leningrad auf die Welt. Seine MutterVioletta Kirovna Prigoschin zog ihn allein in St. Petersburg auf. Sein Vater soll früh gestorben sein. Wann und wie er starb ist nicht bekannt. Genauso wenig, ob Jewgeni Prigoschin Geschwister hat. Seine Mutter arbeitete in der Wissenschaft, als Ärztin und unterrichtete Mediziner.Später heiratete sie Prigoschins Stiefvater Samuil Fridmanovich Zharkoy. Jewgeni Prigoschin besuchte das Sportinternat 62nd Sports Boarding School in St. Petersburg. An dem Internat werden Sportler:innen für Olympia ausgebildet. Prigoschin wollte früher Skilangläufer werden. Sein Stiefvater trainierte ihn.
Sein Traum wurde nicht wahr. Prigoschin geriet mit dem Gesetz in Konflikt. 1979 wurde er wegen Diebstahls vom Leningrader Kubyschew-Gericht zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Seine Aktivitäten hielten an. Seine Strafakte umfasst Diebstahl, Raub und Betrug. Er soll eine Frau auf der Straße beraubt haben und wurde danach festgenommen. Er wurde zu einer Haftstrafe von 13 Jahren verurteilt, wovon er nur neun Jahre absaß.
Jewgeni Prigoschin wurde nach Haftstrafe zu dubiosem Unternehmer und "Putins Koch"
Wieder aus dem Gefängnis raus, startete er seine Laufbahn als dubioser Unternehmer. Mit seinem Stiefvater eröffnete er einen erfolgreichen Hot-Dog-Stand in St. Petersburg. Einige Jahre später ging er auf das Angebot eines ehemaligen Klassenkameraden ein und stieg in die Supermarktkette Contrast ein. Nachdem zehn Filialen gegründet wurden, eröffnete er Luxusrestaurants. Prigoschin eröffnete mehrere Edel-Restaurants wie das "Old Customs" oder das "New Island" auf einem Boot, das auf dem Fluss Vyatka liegt. Mit seinen Restaurants ebnete er sich seinen Weg nach oben und lernte Putin kennen, als dieser noch in der Stadtverwaltung arbeitete. Der russische Präsident aß oft und gerne bei Prigoschin. Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitzname "Putins Koch". Zu dieser Zeit hat Prigoschin Millionen verdient.
So reich ist Jewgeni Prigoschin
Jahre später gründete Prigoschin Concord. Das Unternehmen umfasst Restaurants, aber versorgt verschiedene Einrichtungen wie das russische Militär oder Schulen in Moskau mit Lebensmitteln. Die Firma etablierte sich schnell als Versorger und erhielt von der Regierung immer wieder Aufträge. So soll Concord Aufträge von über 3,1 Milliarden US-Dollar vom Staat bekommen haben, sagte Alexander Nawalny. Die Firma wurde ausgebaut. Sie bietet auch Reinigungsleistungen an oder verwaltet Immobilien. Das Unternehmen verdiente Milliarden und machte Prigoschin zu einem der reichsten Männer auf der Welt.
Prigoschin soll auch Rehazentren für Kriegsversehrte unterhalten und will in Moskau auf einem seiner Grundstücke in Rubljowka ein Zentrum zur psychologischen Betreuung von Veteranen bauen lassen.
Jewgeni Prigoschin privat: Familie des Wagner-Chefs sanktioniert
Mit seiner Familie lebte Prigoschin wohl ein Luxusleben. Mit seiner Frau Lyubov Valentinovna Prigoschina, die er während seines Pharmazie und Chemiestudiums kennenlernte, hat er drei Kinder. Sein Studium schloss er aber nie ab. Alle Familienmitglieder sind mit Concord verwoben. Seine Frau, die als Pharmazeutin arbeitet, aber auch Unternehmerin ist, wurde von der EU und den USA sanktioniert. Ihr gehört der Buchverlag Agat. Dieser gehört zur Concord-Gruppe, schreibt das "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Seine Mutter war von 2008 bis 2017 Eigentümerin der Concord Management and Consulting LLC und hielt 50 Prozent an der LLC Megaline. Die Firma bekam Bauaufträge des russischen Militärs. Mehrere Länder verhängten 2022 und 2023 Sanktionen gegen Violetta. Doch sie klagte dagegen, weil sie keine wirtschaftliche Verbindung mehr zu Concord pflegt. Das bestätigte auch ein Gericht in Luxemburg und die Sanktionen wurden aufgehoben. Prigoschins Kinder sollen ebenfalls mit Concord verbunden sein. Seine Kinder sollen Anteile an verschiedenen Unternehmen gehalten haben. Diese sollen sie aber untereinander getauscht haben, kam bei Auswertungen der "Financial Times" heraus. Mehrere Firmen wiesen Verbindungen zur Wagner-Gruppe auf. Polina und Pawel Prigoschin stehen mittlerweile auf den Sanktionslisten der EU. Um weitere Sanktionen zu umgehen, wurden die Unternehmen von Prigoschin auf seine Tochter Veronika überschrieben.
Jewgeni Prigoschin gründete 2014 brutale Privatarmee Wagner
2014 gründete Prigoschin die Wagner-Gruppe. Der Name soll wohl von der Liebe von dem zweiten Gründer Dmitri Utkin zum Komponisten Richard Wagner stammen. Der ehemalige Geheimdienstler ist der offizielle Wagner-Kommandeur. Im September - nach einem halben Jahr Krieg in der Ukraine - räumte Prigoschin erstmals ein, die Söldnertruppe schon 2014 für den Einsatz auf russischer Seite im ukrainischen Donbass gebildet zu haben. Zuvor hatte Prigoschin seine Verbindung zu den Söldnern nie eindeutig bekannt. Auch Moskau bestritt die Existenz jahrelang vehement. Im Ukraine-Krieg spielte sie bislang eine zentrale Rolle: Als Prigoschins größter militärischer Erfolg gilt die blutige Eroberung der ostukrainischen Stadt Bachmut. Seine Männer sollen aber auch an dem Massaker in Butscha nahe Kiew beteiligt gewesen sein. Wagner-Kämpfer waren in Syrien, anderen arabischen Ländern sowie in Afrika und Lateinamerika im Einsatz, und sind es auch heute noch. Prigoschins Sohn war auch in der Wagner-Gruppe und kämpfte in Syrien. Er zeigte sich auf einem Bild in den sozialen Medien mit einer Verdienstauszeichnung, dem "Schwarzen Kreuz". Dort liegt eine von vielen Geldquellen: Wagner bietet skrupelloses Personal und Dienstleistungen. Im Gegenzug gibt es Geld und Rohstoffe wie Gold und Diamanten.
Die Wagner-Gruppe rekrutiert ihre Mitglieder unter Freiwilligen - im Ukraine-Krieg nicht zuletzt unter Häftlingen. Prigoschin lockte Schwerverbrecher mit dem Versprechen, nach halbjährigem Kriegsdienst die Begnadigungsurkunde zu erhalten. 32.000 Ex-Gefangene seien so in Freiheit gekommen. Etwa 10.000 frühere Häftlinge wurden nach Prigoschins Angaben allerdings allein im Kampf um Bachmut getötet. Bei Fluchtversuchen soll die Hinrichtung drohen.
Nach Trump-Wahleinmischung: Fahndung nach Prigoschin
Prigoschin soll auch mit seiner auf Desinformation spezialisierten Internet-Trollfabrik 2020 auch in die US-Präsidentenwahl eingemischt haben. Deshalb haben ihn die Vereinigten Staaten zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Die Wagner-Truppen gelten im Westen als "Terrororganisation", verantwortlich für Kriegsverbrechen in vielen Ländern.
Das waren Prigoschins Pläne vor dem Ukraine-Krieg
Über Prigoschins Privatleben ist nicht viel bekannt. Medien berichteten aber, dass seine Töchter an Springreiten-Wettbewerben teilnahmen. Es wurde auch aufgedeckt, dass er ein Privatflugzeug hat und Luxus-Immobilien besitzt, darunter eine Villa in St. Petersburg. Wie der RND schreibt, wollte Prigoschin weitere unternehmerische Pläne umsetzen. 2018 plante er in der Newabucht von St. Petersburg künstliche Inseln anlege zu lassen. Dort wollte er ein Ökohotel bauen.
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bos/news.de/dpa