Neue H3N2-Variante breitet sich aus: Grippewelle schlägt an Weihnachten zu - Ärzte in Alarm-Bereitschaft
Die Grippewelle trifft Deutschland dieses Jahr ungewöhnlich früh. Millionen sind bereits krankgeschrieben, eine neue Virusvariante breitet sich aus – und die Impfquote ist so niedrig wie seit Jahren nicht. Ärzte und Kliniken blicken mit Sorge auf die Feiertage.
Erstellt von Anika Bube - Uhr
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Die Grippewelle in Deutschland hat in diesem Jahr ungewöhnlich früh eingesetzt. Bereits vor dem ersten Advent verzeichnete das Robert Koch-Institut (RKI) einen deutlichen Anstieg der Influenza-Fälle – wesentlich früher als in den vergangenen Wintern. Nach Schätzungen des RKI sind aktuell mehr als sieben Millionen Menschen wegen Atemwegserkrankungen krankgeschrieben oder ausgefallen. Besonders betroffen sind derzeit Thüringen und Schleswig-Holstein, wo überdurchschnittlich viele Influenza-A-Infektionen gemeldet werden.
Der steile Anstieg der Erkrankungszahlen liegt deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Auch andere europäische Länder beobachten eine ähnliche Entwicklung. Experten rechnen damit, dass der Höhepunkt der Welle in die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr fallen könnte – historisch erreichen Grippewellen in Deutschland ihren Peak zwischen Ende Dezember und Mitte Januar.
Neue H3N2-Variante breitet sich rasant aus
Seit dem Herbst zirkuliert in Europa eine veränderte Form des H3N2-Grippevirus. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) registriert eine rasche Zunahme dieser Variante. Fachleute gehen davon aus, dass die genetischen Veränderungen des Virus zu einer höheren Ansteckungsfähigkeit führen könnten.
Entwarnung gibt es jedoch bei der Schwere der Erkrankungen: Bislang existieren keine Anhaltspunkte dafür, dass die neue Variante zu schwereren Krankheitsverläufen führt. Dennoch beobachten Mediziner die Entwicklung aufmerksam. Der Grund: H3N2 kann grundsätzlich tiefer in die Atemwege eindringen als andere Grippeviren und dadurch häufiger Lungenentzündungen verursachen. Diese Eigenschaft macht die Variante besonders für Risikogruppen gefährlich.
Impfquote auf historischem Tiefstand
Während die Grippewelle an Fahrt gewinnt, ist die Impfbereitschaft in Deutschland dramatisch gesunken. Bei den über 60-Jährigen liegt die Impfquote laut RKI bei lediglich 34 Prozent – das entspricht einem Rückgang von vier Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr und markiert den niedrigsten Wert seit 17 Jahren. Die Ständige Impfkommission (Stiko) weist darauf hin, dass die Grippeimpfung insbesondere schwere Krankheitsverläufe verhindern kann. Dies gilt auch dann, wenn sich die zirkulierenden Viruslinien im Laufe der Saison verändern.
Daten aus Großbritannien untermauern diese Einschätzung: Dort konnte der Impfstoff zu Saisonbeginn die Zahl der Krankenhauseinweisungen erheblich reduzieren. Fachleute sehen darin einen deutlichen Hinweis, dass auch hierzulande die Impfung einen entscheidenden Unterschied machen kann.
Arztpraxen durch Grippewelle am Limit
Die Grippewelle macht sich bereits deutlich im Gesundheitssystem bemerkbar. Bundesweit berichten Arztpraxen von einer stark erhöhten Patientennachfrage. Besonders Kinderarztpraxen verzeichnen einen enormen Andrang von Patienten mit Atemwegserkrankungen.
In den Notaufnahmen der Krankenhäuser zeigt sich ein gestiegener Anteil an Atemwegsfällen. Eine flächendeckende Überlastung ist bislang jedoch nicht dokumentiert. Das RKI stuft die RSV-Aktivität derzeit noch als niedrig ein, beobachtet aber einen leichten Anstieg.
Die Kliniken blicken mit Sorge auf die kommenden Wochen. Sollten im Januar zusätzlich zur Grippewelle auch COVID-19- und RSV-Infektionen zunehmen, erwarten die Krankenhäuser eine deutlich angespanntere Situation.
So schützen Sie sich über die Feiertage
Mehrere Faktoren könnten die Ausbreitung der Grippe in den kommenden Wochen begünstigen. Familientreffen, Reisen und enge Innenraumsituationen während der Feiertage erhöhen das Ansteckungsrisiko erheblich. Hinzu kommen Kälte und trockene Heizungsluft, die Übertragungen zusätzlich erleichtern.
Besonders gefährdet sind Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranke, Schwangere und Kleinkinder. Infizierte sind bereits am Tag vor dem Auftreten erster Symptome ansteckend – die höchste Ansteckungsgefahr besteht in den ersten zwei bis drei Krankheitstagen.
Fachärzte raten zu klaren Schutzmaßnahmen: Wer Symptome entwickelt, sollte zu Hause bleiben und Kontakte einschränken. Bei unvermeidbaren Begegnungen mit Risikogruppen empfehlen Experten das Tragen einer Maske.
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