Wintermythen im Check: Was steckt wirklich hinter den hartnäckigen Kälte-Klischees?

Alkohol wärmt von innen und wer mit nassen Haaren bei Kälte nach draußen geht, wird krank. Solche Weisheiten kursieren, wenn es draußen dunkel und kalt wird. Aber stimmen sie auch?

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Glühwein schmeckt gut und wärmt - allerdings nur für kurze Zeit. (Foto) Suche
Glühwein schmeckt gut und wärmt - allerdings nur für kurze Zeit. Bild: picture alliance/dpa | Jens Kalaene
  • Der Körper reagiert empfindlich auf die kalte Jahreszeit
  • Nicht alles, was der Volksmund sagt, stimmt
  • Wir zeigen, welche Mythen wahr sind - und welche nicht

Der Winter naht, der erste Schnee fällt und die Weihnachtsmärkte schenken wieder Glühwein aus: Passend zu den eisigen Temperaturen werden immer wieder verschiedene Mythen rund um die Gesundheit in der kalten Jahreszeit erzählt. Macht Kälte krank? Kann man sich mit Glühwein von innen wärmen? Wir erklären Ihnen, welche Erzählungen tatsächlich stimmen - und bei welchen es sich um Wintermärchen handelt.

Mehr über Erkältungen und Viren können Sie am Ende dieses Beitrags lesen.

Wird man krank, wenn man mit nassen Haaren rausgeht?

Ein klassischer Wintermythos: Geht man bei Kälte ohne Schal, Jacke oder gar mit nassen Haaren raus, wird man wahrscheinlich krank. Diese Erzählung kursierte bereits im antiken Griechenland und lässt sich auf die "Viersäftelehre" von Hippokrates zurückführen, wie Psychologin Carol K. Sigelman schreibt. Die Wissenschaft hat diesen Mythos eigentlich längst widerlegt: Erkältungen werden nicht allein durch Kälte oder nasse Haare bei kühlen Temperaturen verursacht, sondern immer durch Viren.

Allerdings zeigen Studien jedoch, dass eine starke Abkühlung der Körperoberfläche - etwa auch durch nasse Kleidung oder kalte Luft - die Durchblutung der Schleimhäute verringern kann. Dadurch kann die lokale Abwehr geschwächt werden und vorhandene Viren können sich leichter vermehren. Sich warm zu halten kann daher manchmal helfen. Doch: Eine Erkältung braucht immer einen Erreger.

Frauen frieren tatsächlich schneller als Männer

In diesem Fall handelt es sich nicht nur um einen Mythos: Frauen empfinden Kälte tatsächlich intensiver - aus biologischen Gründen. Männer besitzen mehr Muskelmasse und verbrennen dadurch mehr Energie, was Wärme erzeugt. Frauen hingegen haben meist einen höheren Fettanteil. Hinzu kommen hormonelle Schwankungen, die die Temperaturwahrnehmung beeinflussen.

So zeigten Untersuchungen, dass Männer typischerweise auch bei niedrigeren Temperaturen ein höheres Wohlbefinden rückmeldeten als Frauen. Mitunter sollen dabei neben den physiologischen auch psychologische Faktoren eine bestimmte Rolle spielen.

Kann Alkohol von innen wärmen?

Nicht nur falsch, sondern auch noch gefährlich: Zwar mögen ein Glühwein oder Schnaps kurzfristig etwas Wärme im Bauch vorgaukeln, doch eigentlich tritt genau das Gegenteil ein. Alkohol kühlt den Körper aus: Da er die Blutgefäße in der Haut erweitert, fließt warmes Blut an die Oberfläche. In der Folge fühlt man sich dann zwar zunächst warm und wohlig, doch der Effekt täuscht nach Angaben des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG).

Demnach wird die Wärme schneller an die Umgebung abgegeben, wodurch die innere Körpertemperatur sinkt. Gleichzeitig wird die Wärme auch von lebenswichtigen inneren Organen abgezogen. Betroffene bemerken häufig nicht, dass ihr Körper unterkühlt ist - bis es zu spät ist. Entsprechend empfehlen Experten, sich lieber im Warmen aufzuhalten und Alkohol bei starker Kälte zu meiden.

Mythos: Bei Kälte ist der Blutdruck höher

Stimmt in der Tat: Die Höhe des Blutdrucks ändert sich im Laufe des Tages. In der Regel steigt er kurz nach dem Aufwachen stark an und nimmt im Verlauf des Morgens weiter zu. Verschiedene Faktoren wie Geschlecht, Alter, Lebensgewohnheiten und das Umfeld beeinflussen den Blutdruck. Dazu gehören Temperaturunterschiede: "Im Winter ist er höher als im Sommer, da sich die Blutgefäße durch die Kälte verengen und somit einen Anstieg des Blutdrucks bewirken", heißt es bei der Stiftung Gesundheitswissen.

Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.

Mehr darüber, was bei Erkältungen helfen kann, lesen Sie hier:

/fka/news.de/dpa

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