Schwarz-rot schnürt Wirtschaftspaket: Senkung von Ticketsteuer und Industrie-Strompreis beschlossen
Markus Söder, Bärbel Bas, Bundeskanzler Friedrich Merz und Lars Klingbeil geben am Rande des Koalitionsausschusses eine Pressekonferenz zum neu beschlossenen Wachstums- und Energiepaket. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
Erstellt von Claudia Löwe
13.11.2025 20.20
- Schwarz-rote Bundesregierung schnürt Wirtschaftspaket
- Industriestrompreis soll auf fünf Cent gesenkt werden
- Bundesregierung greift Luftfahrtbranche unter die Arme: Ticketsteuer sinkt zum 1. Juli 2026
Die schwarz-rote Bundesregierung hat nach intensiven Beratungen im Koalitionsausschuss ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland beschlossen. Bundeskanzler Friedrich Merz präsentierte am Abend des 13. November 2025 die in einem Wirtschafts- und Wachstumspaket gebündelten Ergebnisse und betonte: "Wir stärken den Standort Deutschland – für mehr Wachstum und sichere Arbeitsplätze."
Schwarz-rot beschließt Maßnahmenpaket zur Wirtschaftsstärkung: Industriestrompreis und Ticketsteuer werden gesenkt
Das Paket umfasst mehrere zentrale Bausteine: Ein staatlich geförderter Strompreis für die Industrie soll energieintensive Unternehmen entlasten. Die Luftverkehrsbranche profitiert indes von einer deutlichen Reduzierung der Ticketsteuer. Zusätzlich plant die Koalition den Ausbau der Energieinfrastruktur durch neue Gaskraftwerke sowie die Einrichtung eines Deutschlandfonds zur Unterstützung mittelständischer Unternehmen und innovativer Start-ups.
Strompreis für die Industrie wird nach Regierungsbeschluss auf 5 Cent gesenkt
Den Kern des Wirtschaftspakets bildet, so berichtet es unter anderem die "Bild", ein vergünstigter Stromtarif für die Industrie. Energieintensive Branchen wie die Stahl-, Chemie- und Keramikindustrie sollen zwischen 2026 und 2028 von einem staatlich bezuschussten Preis profitieren. Die Koalition peilt dabei einen Tarif von etwa fünf Cent je Kilowattstunde an.
Mit dieser Maßnahme reagiert die Bundesregierung auf die anhaltenden Klagen der Industrie über hohe Energiekosten am Standort Deutschland. Die zeitlich befristete Förderung soll besonders energieabhängigen Betrieben helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Kanzler Merz bezeichnete den subventionierten Industriestrompreis als einen der zentralen Bausteine der neuen Energiepolitik.
Schwarz-rot fördert Luftfahrt-Branche mit reduzierter Ticketsteuer
Die deutsche Luftfahrtbranche erhält ab Mitte 2026 spürbare Erleichterungen. Die Koalition plant eine Reduzierung der Ticketsteuer zum 1. Juli 2026 im Umfang von rund 350 Millionen Euro. Damit reagiert Schwarz-Rot auf die massiven Wettbewerbsnachteile deutscher Flughäfen. Seit der deutlichen Anhebung im Mai 2024 zahlen Fluggesellschaften je nach Strecke zwischen 15,53 Euro und 70,83 Euro pro Passagier. Diese Abgaben gehören europaweit zu den höchsten. Der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft hatte wiederholt vor Standortnachteilen gewarnt, da Airlines zunehmend Verbindungen streichen und Maschinen im Ausland stationieren. Eventuelle Steuerausfälle durch die Senkung will die Regierung über den Verkehrsetat ausgleichen.
Das sind die schwarz-roten Pläne für neue Kraftwerke
Zur Absicherung der Energieversorgung treibt die Koalition den Ausbau moderner Gaskraftwerke voran. Im kommenden Jahr sollen Anlagen mit einer Leistung von acht Gigawatt ausgeschrieben werden. Die neuen Kraftwerke müssen bis 2031 ans Netz gehen und sollen die Stromversorgung stabilisieren.
Parallel dazu richtet die Regierung einen Deutschlandfonds ein. Dieser soll gezielt Kapital für mittelständische Betriebe und wachstumsstarke Start-ups mobilisieren. Mit dem Fonds will Schwarz-Rot private Investitionen in zukunftsträchtige Unternehmen ankurbeln. Beide Maßnahmen sind Teil der langfristigen Strategie zur Modernisierung des Wirtschaftsstandorts.
Söder hebt Entscheidungen für Wirtschaft hervor
CSU-Chef Markus Söder hat die Entscheidungen der schwarz-roten Koalition zum Ankurbeln der Konjunktur herausgestellt. "Die deutsche Wirtschaft steht nach wie vor extrem unter Druck", sagte der bayerische Ministerpräsident am Rande von Beratungen des Koalitionsausschusses. "Da arbeiten wir hart dagegen." Klares Ziel sei, Investitionen in Deutschland zu ermöglichen und Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen.
Söder hob unter anderem den vorgesehenen vergünstigten Industriestrompreis hervor. Dies sei eine Antwort insbesondere für Branchen wie Chemie, Glas, Keramik, aber auch den Maschinenbau. Die geplante Senkung der Ticketsteuer für Starts von deutschen Flughäfen sei "ein klares Signal, dass Fliegen in Deutschland wettbewerbsfähig ist."
SPD über Koalition: "Wir machen unsere Hausaufgaben"
Die SPD-Vorsitzenden Bärbel Bas und Lars Klingbeil sehen die Beschlüsse des Koalitionsausschusses als Zeichen der Handlungsfähigkeit des oft konfliktreichen Bündnisses mit der Union. Sie sei froh über die Vielzahl der Ergebnisse, sagte Bas in Berlin. Klingbeil ergänzte: "Wir machen unsere Hausaufgaben als Regierung." Bas sagte, die Koalition zeige, dass die demokratische Mitte auch zu Entscheidungen komme. "Wir zeigen, dass wir Kompromisse finden, auch wenn wir uns gelegentlich streiten." Heute sei dies aber "noch nicht" passiert, so Bas, bevor das Spitzengespräch am Abend noch einmal weitergehen sollte.
Der SPD-Chef betonte: "Wir treffen Entscheidungen, und wir liefern." Fortschritt statt Blockaden habe die Koalition versprochen. Das werde nun umgesetzt. Zudem gebe es zahlreiche neue Gesetze und Projekte, die bereits im Parlament beraten würden - über 20 zweite/dritte Lesungen allein in diesen Tagen. "Ich halte alle Probleme und Herausforderungen, die wir in diesem Land haben, für lösbar."
Bas hob die Bedeutung der industriepolitischen Entscheidungen hervor, angesichts der "großen Unsicherheit" insbesondere in der Industrie. "Wir standen im Wort." Nun habe die Koalition das Versprechen an die besonders etwa von hohen Strompreisen betroffenen Branchen gehalten, dass schnell gehandelt werde. An die Unternehmen richtete die SPD-Chefin und Arbeitsministerin ausdrücklich die Aufforderung, jetzt auch diese Entscheidungen dafür zu nutzen, Standortsicherheit und Beschäftigungssicherheit zu geben.
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