Steuereinnahmen aus Online-Glücksspiel: Ein lukratives Geschäft für den deutschen Staat?

Seit 2021 gilt der neue deutsche Glücksspielstaatsvertrag, womit Online-Casinos und Buchmacher offiziell eine deutsche Lizenz beantragen können. Hinter der Legalisierung liegt einerseits das Ziel, Glücksspiel besser kontrollieren zu können und damit den Spielerschutz zu erhöhen. Auf der anderen Seite soll der Glücksspielstaatsvertrag die Steuereinnahmen erhöhen.

Erstellt von Cori Brossmann - Uhr

Die Zukunft des Bargelds ist ungewiss (Symbolfoto) (Foto) Suche
Die Zukunft des Bargelds ist ungewiss (Symbolfoto) Bild: Christin Klose/dpa

Was der Staat allerdings nicht bedacht hat, ist, dass viele Spieler und Wettende von den strikten Regeln, die der Glücksspielstaatsvertrag beinhaltet, abgeschreckt werden. Anstatt sich bei deutschen Anbietern anzumelden, suchen sie nach Casinos oder Sportwetten ohne OASIS im Test. Dabei handelt es sich um seriöse Plattformen, die im EU-Ausland lizenziert sind und über ein ausgezeichnetes Angebot verfügen.

Dies ist natürlich nicht im Sinne der deutschen Regierung, denn wenn im Ausland gespielt wird, werden in Deutschland natürlich keine Einnahmen in Form von Steuern regeneriert. Dieser Artikel gibt einen Überblick darüber, wie lukrativ die Steuereinnahmen aus Online-Glücksspiel in Deutschland wirklich sind und welche Herausforderungen der Glücksspielstaatsvertrag aus 2021 noch meistern muss.

Steuereinnahmen aus Glücksspiel steigen im 10-Jahresvergleich um über 50%

Ob Spielautomaten, Online-Poker oder die Abgabe von Sportwetten, Glücksspiel ist unter Deutschen sehr beliebt und wird zunehmend genutzt. Dies wird durch die steigenden Steuereinnahmen belegt. Während 2013 die Einnahmen aus Glücksspiel bei 1,64 Milliarden Euro liegen, ist diese Zahl bis 2023 auf 2,43 Milliarden Euro angestiegen – ein Gewinn von rund 50%.

Auffällig ist bei den Statistiken, dass es jedes Jahr einen Anstieg bei den Steuereinnahmen gab. Mit inkrafttreten des deutschen Glücksspielvertrages in 2021 gab es noch einmal einen kleinen Boost. Erstaunlich ist dann allerdings, dass es 2023 erstmals in 10 Jahren zu einem Einbruch kam. Die Steuereinnahmen sanken im Vergleich zum Vorjahr um 3,6%.

Besonders hohe Verluste waren beim Automatenspiel zu verzeichnen. Die Verluste betrugen über 38%. Auch bei den Sportwetten gab es ein Minus von 5,2%. Eine mögliche Erklärung dafür liegt im Glücksspielstaatsvertrag von 2021 begründet.

Der Glücksspielstaatsvertrag von 2021 und seine Auswirkungen

Die Tatsache, dass Deutschland Glücksspiel ein für alle mal legalisiert, war im ersten Moment für Nutzer und Anbieter eine wunderbare Nachricht. Endlich ist die Zeit der ewigen Grauzone vorbei. Die Freude wurde allerdings deutlich gedämpft, als die Bedingungen verkündet wurden, die mit dem neuen Vertrag einhergehen.

Eine Regeln die für Sportwetten und Casinospiele implementiert wurden, sind die folgenden:

Einzahlungslimit: Es gilt ein monatliches anbieterübergreifendes Einzahlungslimit pro Spieler von 1.000€. Die Überwachung übernimmt das zentrale System LUGAS.

Verifizierung: Ein anonymes Spielen ist nicht gestattet. Daher muss vor dem Spielen bzw. Wetten eine Registrierung und Verifizierung der Daten stattfinden.

Zahlungsmethoden: Anonyme Zahlungsmethoden wie Kryptowährungen sind nicht gestattet.

Steuer: Sowohl auf Casinospiele als auch auf Sportwetten wird eine Steuer von 5,3% erhoben.

Eingeschränkte Wettmärkte/ Spiele: Das Angebot wurde durch den Glückspielstaatsvertrag deutlich reduziert. Unter anderem sind Live-Spiele wie Gameshows und Live-Roulette untersagt. Bei Sportwetten darf nicht auf nicht-sportliche Events wie politische Ereignisse gewettet werden. Auch der mittlerweile so populäre eSport darf nicht angeboten werden.

Maßnahmen zum Spielerschutz: Darüber müssen Anbieter diverse Maßnahmen zum Spielerschutz einrichten, darunter einen Panik-Button, das Anzeigen der Sitzungszeiten und Zwangspausen.

Übergeordnete Sperrdatei: Um Suchtabhängigkeit frühzeitig entgegenzuwirken, müssen Spielaktivitäten beobachtet werden. Sollte auffälliges Verhalten entdeckt werden, können Spieler in die OASIS-Sperrdatei eingetragen werden, worüber ihnen der Zugang zu allen deutschen Casinos und Buchmachern verweigert wird. Eine freiwillige Eintragung ist ebenfalls möglich.

Diese strengen Regeln sollen in erster Linie dem Spielerschutz dienen. So werden Live-Spiele verboten, da diese mit einem höheren Abhängigkeitspotenzial einhergehen und das Einzahlungslimit soll übermäßiges Spielen verhindern.

Viele Wettende und Casinospieler fühlen sich hingegen bevormundet und wollen sich nicht einschränken lassen. Als Folge wenden sie sich an Anbieter, die im EU-Ausland lizenziert sind. Dort greifen die Einschränkungen nicht und in der Regel werden keine Steuern auf Gewinne erhoben.

Kann der Glücksspielvertrag so bestehen bleiben? Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt

Tatsächlich hatte der Staat sich im Hinblick auf die Steuereinnahmen deutlich mehr vom Glücksspielstaatsvertrag erhofft. Es wurde angenommen, dass die Legalisierung zu einem deutlichen Boost führen würde. Dieser zeichnete sich anfänglich zwar ab, in 2023 kam es dann aber sogar zu einem Rückgang.

Dies ist unter anderem durch die strengen Regeln für den Spielerschutz zu erklären, die die Spieler dazu bewegen, ausländische Anbieter zu nutzen. Dies ist doppelt negativ. Zum einen werden auf diese Weise keine Steuereinnahmen erzielt. Zum anderen greifen die Maßnahmen zum Spielerschutz nicht.

Dem Staat bleiben nun zwei Möglichkeiten. Eine Option ist, das Spielen bei ausländischen Anbietern einzuschränken. Dies gestaltet sich allerdings schwierig. In der EU herrscht schließlich die Dienstleistungsfreiheit, womit Casinos und Buchmacher ihre Dienste über die Ländergrenzen hinweg anbieten dürfen. Ob man hier ein vollständiges Verbot durchbekommen kann, ist fraglich.

Die andere Option ist, die Regeln im Glücksspielvertrag etwas zu mildern. Damit wird der Anreiz für deutsche Nutzer geschaffen, die hiesig lizenzierten Anbieter zu nutzen.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass Online-Glücksspiel durchaus lukrativ für den deutschen Staat ist. Die Steuereinnahmen steigen seit Jahren – fast – ununterbrochen an. Beim genaueren Hinschauen fällt jedoch auf, dass man hier noch mehr rausholen könnte. Wenn es gelingt, das Spielen bei ausländischen Anbietern weiter einzudämmen, könnten die Zahlen noch weiter ansteigen.

brc/news.de