Vom Umweltsünder zum Klimaverbündeten: Wie Konzerne den Transformationsschritt schaffen
Die Wirtschaft stark aufstellen und die Klimaziele unterstützen. Das sind die beiden Ziele, die in der modernen Industrie verbunden werden sollen. Wo Unternehmen beides schaffen, profitieren sie auch wirtschaftlich.
Erstellt von Cori Brossmann - Uhr
Suche
Marktanalysen zeigen, dass nachhaltige Unternehmen mit klimaneutraler Produktion gut ankommen. Wer sich in der Nachhaltigkeitsfrage beweist, kann sich gegen Konkurrenzanbieter durchsetzen. Der Schlüssel für die Transformation: die Elektrifizierung mit grünem Strom.
Transformation der Industrie - um diese Herausforderung geht es heute
Was vielen Verbrauchern nicht klar ist: Die Umstellung der Industrie auf eine nachhaltige Energieversorgung gestaltet sich schwieriger als der Wechsel im privaten Bereich. Für die industrielle Produktion werden große Mengen an Energie benötigt und diese müssen permanent verfügbar sein. Die Energiewende darf weder mit überhöhten Preisen verbunden sein und sie darf nicht auf Kosten des Outputs gehen. Andernfalls kommen Betriebe mit ihrer Kostenkalkulation nicht mehr hin oder sie müssen ihr Angebot herunterfahren.
Ein Blick auf die Bundesländer zeigt, dass viele Industriebetriebe auf eine Energieversorgung aufbauen, die stark umweltbelastend ist. Konkret besteht eine starke deutsche Abhängigkeit von Gas und von Kohle. Die daraus resultierenden Umweltbilanzen lassen sich nicht auf grün färben. Und dass diese Lösungen nicht zukunftsfähig sind, wissen die Unternehmen selbst. Aber wie kann die Transformation gelingen?
Die Umstellung auf eine elektrifizierte Produktion ist entscheidend
Der entscheidende Schritt bei der Transformation der Industrie ist der Wechsel zu nachhaltigen Energiequellen. In der Situation, in der wir aktuell leben, ist das die Umstellung auf Strom. Maschinelle Produktion sollte nach Möglichkeit elektrifiziert werden. Die Vorteile dieser Energiequelle bestehen darin, dass sie erstens aus regenerativen Energiequellen gewonnen wird. Zweitens findet keine Verbrennung statt, die CO2 freisetzt. Die Politik hat die Bedeutung dieser Transformation erkannt. Von staatlicher Seite wurden viele Maßnahmen getroffen, um die grüne Stromgewinnung voranzubringen.
Mittlerweile gibt es eine gut ausgebaute Infrastruktur in dem Bereich. Sie speist sich aus Solaranlagen, aus Windparks und in einigen Regionen aus Wasserkraftanlagen. Wer sein Gewerbe über diese Energien betreiben möchte, steht vor zwei Fragen: Welche Energiequelle bietet sich an? Wie findet man einen Strom, der nachweislich grün ist? Und welche Energieversorgungsmöglichkeiten bieten sich am Unternehmensstandort an?
An diesen 5 Dingen können Unternehmen grünen Strom erkennen:
- nachvollziehbare und transparente Auflistung der Energiequellen
- transparente Strukturierung des Stroms (Woher kommt der Strom, wenn der Wind nicht weht?)
- offizielle Herkunftsnachweise gemäß European Energy Certificate System (EECS-GoO)
- regionale Stromquellen mit Auflistung im Regionalnachweisregister des Bundesministeriums
- Gütesiegel wie Grüner Strom Label, ok-power-Siegel, TÜV-Nord- und TÜV-Süd-Gütesiegel
Ansprechpartner für den Übergang: Dienstleister für gewerblichen Energiebedarf
Was die Transformation erleichtert: Es gibt mittlerweile Stromanbieter mit spezialisierten Tarifen für grünen Gewerbestrom. Diese haben die Bedürfnisse von Konzernen unterschiedlicher Branchen und Größen im Blick. Sie sind die richtigen Ansprechpartner für eine energieintensive Produktion und bieten eine gute Beratung für kleinere und mittelständische Unternehmen, die sich mit der Stromlandschaft bislang wenig auskennen. Über die Energiedienstleistung setzen Betriebe ein klares Signal für Nachhaltigkeit. Und sie erhalten eine passgenaue Versorgung.
Die Verträge für die Versorgung sollten mit Bedacht ausgewählt werden. Der Markt für grünen Strom ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Ein guter Anbieter sollte zum einen Energie bieten, die auch nachweislich klimafreundlich gewonnen wird. Die Quellen sollten transparent offengelegt werden und das Angebot sollte zertifiziert sein. Auch sollte die Strukturierung des Stroms transparent sein: So wird nachgewiesen, woher der Strom kommt, sollten die Windenergieanlagen witterungsbedingt nicht genügend Strom produzieren. Außerdem sollte der Dienstleister Paketlösungen bieten, die auf Unternehmensgröße und Wachstum abgestimmt werden können. Im Rahmen dieser Pakete erhalten die Unternehmen für die Vertragslaufzeit eine feste Zusage zum vereinbarten Preisgarantie. Das gibt der Produktion und dem Haushalt Sicherheit. Wer es flexibler mag, kann sich an kurzfristigen Laufzeiten orientieren.
Ohne zuverlässige und konstante Energielieferung wird es nicht gehen
In vielen Unternehmen ist grüner Strom schon seit Jahren ein Thema. Er wird vor allem mit Solaranlagen in Verbindung gebracht, die auf den Dächern des Unternehmens angebracht wurden. Diese Maßnahmen sind nützlich und sie erlauben eine Energieversorgung aus eigener Produktion. Allerdings ist Solarstrom nur bedingt leistungsfähig. Eine leistungsfähige Produktion lässt sich allein damit nicht gewährleisten.
Ein Problem der Sonnenenergie: Die Leistung dieser Energiequelle schwankt zu stark. Sobald es abends dunkel wird, produzieren diese Anlagen keine weitere Energie. Und während der dunklen Winterzeit bricht die Stromproduktion ohnehin ein. Maschinen abstellen und Computer ausschalten ist für Betriebe keine Option. Die Windenergie bietet sich an dem Punkt eher an. Sie beliefert die Industrie wesentlich zuverlässiger.
Diese Vorteile bietet die Windkraft gegenüber dem Sonnenstrom
Im Gegensatz zu Photovoltaikanlagen können Windkraftanlagen bei idealen Witterungsbedingungen 24 Stunden am Tag Energie liefern. Falls sie am richtigen Standort aufgebaut werden, gibt es keinen nächtlichen Einbruch der Stromleistung. Ein einmal aufgebauter Windpark liefert so konstantere Erträge an grünem Strom. Statistisch ist es in manchen Regionen so, dass gar nicht der gesamte Stromertrag direkt genutzt werden kann.
Insgesamt stellt die Windkraft damit einen deutlich zuverlässigeren Lieferanten dar, als es bei der Sonnenenergie der Fall ist. Gleichwohl muss kein Betrieb auf Sonnenkraft verzichten. In vielen Fällen bietet sich ein gesunder Mix an. In der Beratung für Gewerbestrom können Unternehmen besprechen, wie man die optimale Versorgung des Unternehmens richtig aufbaut.
KI-Analysen ermöglichen jetzt eine noch leistungsfähigere Energiegewinnung
Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz hat die Windenergiegewinnung übrigens weiter vorangebracht. Software aus dem Bereich wertet die Leistungsergebnisse der Anlagen aus und gleicht sie mit Wetterdaten ab. Die Auswertung erlaubt eine optimale Einstellung der Anlagen je nach Windbedingungen. Die neueste Software erkennt zudem automatisch, an welchen Anlagen es Auffälligkeiten gibt. Das Ergebnis: Die Leistung der Windparks konnte mit Hilfe solcher Programme gesteigert werden. Es istgut möglich, dass künftig auch ein noch besserer Abgleich zwischen Stromgewinnung und aktuellem Bedarf möglich ist. Auch Veränderungen wie diese bilden einen Baustein in der Transformation der Industrie.
Klimaneutral produzieren und vom grünen Image profitieren
Die Transformation wirkt sich nicht nur auf die Produktion aus. Sie kann die Rolle des Industriebetriebs verändern. Früher waren Industrieunternehmer als Umweltsünder bekannt und sie traten als erbitterte Gegner von Umweltverbänden auf. Heute sucht die Industrie den Schulterschluss. Erfolgreiche Unternehmen suchen gemeinsam mit den Verbänden nach umweltfreundlichen Lösungen. Sie arbeiten selbst intensiv daran, ihre Umweltbilanz zu verbessern. Wo eine klimaneutrale Produktion einer Dienstleistung oder eines Produkts gelingt, wird diese öffentlich beworben. Entsprechende Nachweise, Zertifikate und Kooperationen stärken das Unternehmensimage.
Die Umstellung kommt steigenden Energiekosten zuvor
Auch rein betriebswirtschaftlich kommt die Industrie nicht um die Umstellung auf eine regenerative Energieversorgung herum. Die Energiepreise für Strom aus fossilen Energieträgern sind schon gestiegen und sie werden künftig noch stärker steigen. Die Umstellung auf grüne Energieversorgung mag am Anfang mit Kosten und Aufwand verbunden sein. Gerade dort, wo Umrüstungen an Maschinen notwendig sind, kostet dieser Schritt Geld. Durch die Investition in die nachhaltige Produktionskette lassen sich jedoch Fixkosten für die Produktion senken. Wer nicht umstellt und sich weiter an Erdgas und Kohle bindet, setzt die Zukunft der eigenen Produktion aufs Spiel.
Viele bekannte Unternehmen verpflichten sich selbst
Weltweit haben sich viele Unternehmen öffentlich auf die Klimaziele verpflichtet. Eine der bekanntesten Aktionen in dem Bereich ist die RE100 Initiative. RE steht für "Renewable Energy". Die Zahl 100 für einen hundertprozentigen Anteil. Gegründet wurde dieser Vorstoß aus einem Zusammenschluss von weltbekannten Erfolgsunternehmen.
Mittlerweile sind es über 440 Konzerne aus mehr als 175 Ländern, die sich der Initiative RE100 angeschlossen haben. Darunter finden sich auch deutsche Betriebe wie die Telekom, der Automobilhersteller BMW, Siemens und das Softwareunternehmen SAP. Sie alle haben sich selbst auf das Ziel verpflichtet, ihre Stromversorgung künftig komplett aus erneuerbaren Energien sicherzustellen.
brc/news.de