Bahn-Chaos als Sicherheitsrisiko: Experten warnen vor Folgen für die Bundeswehr

Das deutsche Bahnnetz ist marode – und das gefährdet im Ernstfall nicht nur Pendler, sondern auch die Verteidigungsfähigkeit Europas. Experten fordern dringend Investitionen in die Schienenlogistik.

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Die Deutsche Bahn ist marode und das gefährdet im Ernstfall nicht nur Pendler, sondern auch die Verteidigungsfähigkeit in Europa. (Foto) Suche
Die Deutsche Bahn ist marode und das gefährdet im Ernstfall nicht nur Pendler, sondern auch die Verteidigungsfähigkeit in Europa. Bild: Adobe Stock/Leonid Andronov
  • Deutsche Bahn ist Sicherheitsrisiko
  • Bundeswehr warnt: Schienenlogistik reicht im Ernstfall nicht für Verteidigung
  • Bahn-Chefin fordert spezielles EU-Schienennetz für militärische Zwecke

Störungen, Verspätungen, Streckensperrungen – was für Bahnkunden in Deutschland längst frustrierender Alltag ist, könnte im Ernstfall zur Gefahr für ganz Europa werden. Denn: Auch die Bundeswehr ist auf das marode Schienennetz der Deutschen Bahn angewiesen. Sollte es zu einer militärischen Eskalation in Osteuropa kommen, müsste Deutschland als zentrales Transitland schwere Waffen und Truppenbewegungen der NATO koordinieren. Doch genau hier droht ein Desaster – Experten schlagen Alarm.

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Im Fall eines militärischen Konflikts – etwa bei einem russischen Angriff auf Polen oder das Baltikum – käme Deutschland eine zentrale Rolle als logistische Drehscheibe innerhalb der Nato zu. Militärtransporte aus den USA, Großbritannien und anderen Bündnisstaaten müssten dann über deutsche Häfen wie Hamburg, Wilhelmshaven oder Rotterdam nach Osten verlegt werden. Panzer, Munition und schweres Gerät würden dabei vor allem auf der Schiene transportiert – verantwortlich dafür ist die Bahntochter DB Cargo, wie "Bild" nun berichtete. Ein hoher Offizier der Bundeswehr wird mit den Worten zitiert: "Tatsächlich liegt die Planung und Durchführung der Transporte zu 100 Prozent bei der Bahntochter DB Cargo." Ein Umstand, der sicherheitspolitisch hochbrisant ist – denn ausgerechnet DB Cargo steckt in einer tiefen Krise.

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Der Schienengüterverkehrsbereich der Deutschen Bahn ist seit Jahren ein Sanierungsfall. 2024 fuhr DB Cargo "Bild" zufolge einen Verlust von rund 350 Millionen Euro ein. Bis 2029 sollen zudem 5000 Stellen gestrichen werden – bei aktuell rund 31.200 Beschäftigten. Dazu kommt eine Schieneninfrastruktur, die sich DB Cargo mit dem ohnehin überlasteten Personenverkehr teilen muss. Bauarbeiten, veraltete Technik und fehlende Ausweichstrecken sorgen für massive Engpässe. Das gefährdet nicht nur Lieferketten in der Wirtschaft – sondern auch militärische Einsatzfähigkeit im Krisenfall.

Bahn-Chefin schlägt Alarm: Ohne Logistik keine Verteidigung

Bei der Münchner Sicherheitskonferenz wurde deutlich, wie ernst die Lage wirklich ist. DB-Cargo-Vorständin Sigrid Nikutta machte in ihrer Rede unmissverständlich klar: Der Güterverkehr ist längst keine rein wirtschaftliche Angelegenheit mehr – er ist sicherheitsrelevant. "Wir müssen verstehen, dass Schienenlogistik auch Verteidigung bedeutet", so Sigrid Nikutta. Sie fordert ein europaweites Schienennetz, das im Ernstfall exklusiv für militärische Transporte bereitsteht. Ihr drastisches Fazit: "Logistik allein gewinnt keine Kriege – aber ohne funktionierende Logistik sind sie verloren."

Militär warnt: Bahn-Logistik reicht im Ernstfall nicht aus

Zwar besteht zwischen der Bundeswehr und DB Cargo ein langfristiger Vertrag, der rund 340 Waggons für militärische Zwecke sichert – doch Experten sehen darin lediglich den sprichwörtlichen Tropfen auf dem heißen Stein. Ex-US-General Ben Hodges betont warnend: Für den gleichzeitigen Transport ganzer Panzerbrigaden sei das aktuelle Logistiksystem der Bahn völlig unzureichend. "Die Kapazitäten reichen gerade einmal für ein Viertel dessen, was wir im Ernstfall bräuchten", so der Ex-US-General laut dem Fachmagazin "RailFreight".

Deutsche Bahn: Sicherheitsrisiko statt Reisekomfort

Was für Millionen Bahnreisende Alltag ist – Verspätungen, Ausfälle, Baustellen, Störungen, Ersatzverkehr – könnte im Verteidigungsfall verheerende Folgen haben. Militärstrategen und Logistikexperten sind sich einig: Deutschlands Rolle als Drehscheibe der NATO steht auf dem Spiel. Ohne massive Investitionen in ein modernes und verlässliches Schienennetz droht die nächste Panne nicht nur den Feierabendverkehr zu treffen – sondern die Sicherheit Europas.

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